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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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des Marktes über die dicke Obstfrau hinstolperte.
Sie begnügte sich aber damit, mir einige wirkliche
Feigen an die Ohren zu werfen, und ich gewann
dadurch die Ueberzeugung, daß ich mich in der
wirklichsten Wirklichkeit befand, mitten auf dem
Marktplatz von Trient, neben dem großen Brun¬
nen, aus dessen kupfernen Tritonen und Delphi¬
nen die silberklaren Wasser gar lieblich ermunternd
emporsprangen. Links stand ein alter Pallazzo,
dessen Wände mit buntallegorischen Figuren be¬
malt waren, und auf dessen Terrasse einige grau
östreichische Soldaten zum Heldenthume abge¬
richtet wurden. Rechts stand ein gothisch-lom¬
bardisch kaprizioses Häuslein, in dessen Innerm
eine süße, flatterhafte Mädchenstimme so keck und
lustig trillerte, daß die verwitterten Mauern vor
Vergnügen oder Baufälligkeit zitterten, während
oben aus dem Spitzfenster eine schwarze, laby¬
rinthisch gekräuselte, komödiantenhafte Frisur
herausguckte, worunter ein scharfgezeichnetes,

des Marktes uͤber die dicke Obſtfrau hinſtolperte.
Sie begnuͤgte ſich aber damit, mir einige wirkliche
Feigen an die Ohren zu werfen, und ich gewann
dadurch die Ueberzeugung, daß ich mich in der
wirklichſten Wirklichkeit befand, mitten auf dem
Marktplatz von Trient, neben dem großen Brun¬
nen, aus deſſen kupfernen Tritonen und Delphi¬
nen die ſilberklaren Waſſer gar lieblich ermunternd
emporſprangen. Links ſtand ein alter Pallazzo,
deſſen Waͤnde mit buntallegoriſchen Figuren be¬
malt waren, und auf deſſen Terraſſe einige grau
oͤſtreichiſche Soldaten zum Heldenthume abge¬
richtet wurden. Rechts ſtand ein gothiſch-lom¬
bardiſch kaprizioſes Haͤuslein, in deſſen Innerm
eine ſuͤße, flatterhafte Maͤdchenſtimme ſo keck und
luſtig trillerte, daß die verwitterten Mauern vor
Vergnuͤgen oder Baufaͤlligkeit zitterten, waͤhrend
oben aus dem Spitzfenſter eine ſchwarze, laby¬
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[90/0098] des Marktes uͤber die dicke Obſtfrau hinſtolperte. Sie begnuͤgte ſich aber damit, mir einige wirkliche Feigen an die Ohren zu werfen, und ich gewann dadurch die Ueberzeugung, daß ich mich in der wirklichſten Wirklichkeit befand, mitten auf dem Marktplatz von Trient, neben dem großen Brun¬ nen, aus deſſen kupfernen Tritonen und Delphi¬ nen die ſilberklaren Waſſer gar lieblich ermunternd emporſprangen. Links ſtand ein alter Pallazzo, deſſen Waͤnde mit buntallegoriſchen Figuren be¬ malt waren, und auf deſſen Terraſſe einige grau oͤſtreichiſche Soldaten zum Heldenthume abge¬ richtet wurden. Rechts ſtand ein gothiſch-lom¬ bardiſch kaprizioſes Haͤuslein, in deſſen Innerm eine ſuͤße, flatterhafte Maͤdchenſtimme ſo keck und luſtig trillerte, daß die verwitterten Mauern vor Vergnuͤgen oder Baufaͤlligkeit zitterten, waͤhrend oben aus dem Spitzfenſter eine ſchwarze, laby¬ rinthiſch gekraͤuſelte, komoͤdiantenhafte Friſur herausguckte, worunter ein ſcharfgezeichnetes,

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/98>, abgerufen am 22.11.2024.