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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Capitel XII.

Tyrol ist sehr schön, aber die schönsten Land¬
schaften können uns nicht entzücken, bei trüber
Witterung und ähnlicher Gemüthsstimmung.
Diese ist bei mir immer die Folge von jener,
und da es draußen regnete, so war auch in mir
schlechtes Wetter. Nur dann und wann durfte
ich den Kopf zum Wagen hinausstrecken, und
dann schaute ich himmelhohe Berge, die mich
ernsthaft ansahen, und mir mit den ungeheuern
Häuptern und langen Wolkenbärten eine glück¬
liche Reise zunickten. Hie und da bemerkte ich
auch ein fernblaues Berglein, das sich auf die

Capitel XII.

Tyrol iſt ſehr ſchoͤn, aber die ſchoͤnſten Land¬
ſchaften koͤnnen uns nicht entzuͤcken, bei truͤber
Witterung und aͤhnlicher Gemuͤthsſtimmung.
Dieſe iſt bei mir immer die Folge von jener,
und da es draußen regnete, ſo war auch in mir
ſchlechtes Wetter. Nur dann und wann durfte
ich den Kopf zum Wagen hinausſtrecken, und
dann ſchaute ich himmelhohe Berge, die mich
ernſthaft anſahen, und mir mit den ungeheuern
Haͤuptern und langen Wolkenbaͤrten eine gluͤck¬
liche Reiſe zunickten. Hie und da bemerkte ich
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[73/0081] Capitel XII. Tyrol iſt ſehr ſchoͤn, aber die ſchoͤnſten Land¬ ſchaften koͤnnen uns nicht entzuͤcken, bei truͤber Witterung und aͤhnlicher Gemuͤthsſtimmung. Dieſe iſt bei mir immer die Folge von jener, und da es draußen regnete, ſo war auch in mir ſchlechtes Wetter. Nur dann und wann durfte ich den Kopf zum Wagen hinausſtrecken, und dann ſchaute ich himmelhohe Berge, die mich ernſthaft anſahen, und mir mit den ungeheuern Haͤuptern und langen Wolkenbaͤrten eine gluͤck¬ liche Reiſe zunickten. Hie und da bemerkte ich auch ein fernblaues Berglein, das ſich auf die

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/81>, abgerufen am 24.11.2024.