gefeilten Versen vielleicht selbst gelesen, und das Versprechen solcher schönen Zukunft war dir viel¬ leicht um so erfreulicher, als der Graf zu gleicher Zeit alle Dichter Deutschlands, außer dem ganz alten Goethe, wie einen Schwarm schlechter Sudler geschildert, die ihm nur im Wege stehen, auf der Bahn des Ruhmes, und die so unverschämt seyen, jene Lorbeeren und Belohnungen zu pflücken, die nur ihm gebührten.
Was ich in München darüber sprechen hörte, will ich übergehen; aber, der Chronologie wegen, muß ich anführen, daß zu jener Zeit der König von Bayern die Absicht aussprach, irgend einem deutschen Dichter ein Jahrgehalt zu ertheilen, ohne damit ein Amt zu verbinden, welches unge¬ wöhnliche Beyspiel für die ganze deutsche Littera¬ tur von schöner Folge seyn konnte. Man sagte mir --
Doch ich will mein Thema nicht verlassen, ich sprach von den Prahlereyen des Grafen Platen,
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gefeilten Verſen vielleicht ſelbſt geleſen, und das Verſprechen ſolcher ſchoͤnen Zukunft war dir viel¬ leicht um ſo erfreulicher, als der Graf zu gleicher Zeit alle Dichter Deutſchlands, außer dem ganz alten Goethe, wie einen Schwarm ſchlechter Sudler geſchildert, die ihm nur im Wege ſtehen, auf der Bahn des Ruhmes, und die ſo unverſchaͤmt ſeyen, jene Lorbeeren und Belohnungen zu pfluͤcken, die nur ihm gebuͤhrten.
Was ich in Muͤnchen daruͤber ſprechen hoͤrte, will ich uͤbergehen; aber, der Chronologie wegen, muß ich anfuͤhren, daß zu jener Zeit der Koͤnig von Bayern die Abſicht ausſprach, irgend einem deutſchen Dichter ein Jahrgehalt zu ertheilen, ohne damit ein Amt zu verbinden, welches unge¬ woͤhnliche Beyſpiel fuͤr die ganze deutſche Littera¬ tur von ſchoͤner Folge ſeyn konnte. Man ſagte mir —
Doch ich will mein Thema nicht verlaſſen, ich ſprach von den Prahlereyen des Grafen Platen,
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gefeilten Verſen vielleicht ſelbſt geleſen, und das
Verſprechen ſolcher ſchoͤnen Zukunft war dir viel¬
leicht um ſo erfreulicher, als der Graf zu gleicher
Zeit alle Dichter Deutſchlands, außer dem ganz alten
Goethe, wie einen Schwarm ſchlechter Sudler
geſchildert, die ihm nur im Wege ſtehen, auf der
Bahn des Ruhmes, und die ſo unverſchaͤmt
ſeyen, jene Lorbeeren und Belohnungen zu pfluͤcken,
die nur ihm gebuͤhrten.
Was ich in Muͤnchen daruͤber ſprechen hoͤrte,
will ich uͤbergehen; aber, der Chronologie wegen,
muß ich anfuͤhren, daß zu jener Zeit der Koͤnig
von Bayern die Abſicht ausſprach, irgend einem
deutſchen Dichter ein Jahrgehalt zu ertheilen,
ohne damit ein Amt zu verbinden, welches unge¬
woͤhnliche Beyſpiel fuͤr die ganze deutſche Littera¬
tur von ſchoͤner Folge ſeyn konnte. Man ſagte
mir —
Doch ich will mein Thema nicht verlaſſen,
ich ſprach von den Prahlereyen des Grafen Platen,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/393>, abgerufen am 22.11.2024.
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