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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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zu achten, ganz versunken in Gefühl -- die Ehr¬
lichkeit, Herr Doktor ist die Hauptsache, und wer
kein ehrlicher Mann ist, den betrachte ich wie
einen Spitzbuben, und wen ich wie einen Spitz¬
buben betrachte, von dem kaufe ich nichts, von
dem lese ich nichts, kurz ich mache kein Geschäft
mit ihm. Ich bin ein Mann, Herr Doktor,
der sich auf nichts etwas einbildet, wenn ich mir
aber etwas einbilden wollte auf etwas, so würde
ich mir etwas darauf einbilden, daß ich ein ehr¬
licher Mann bin. Ich will Ihnen einen edlen
Zug von mir erzählen, und Sie werden staunen
-- ich sag' Ihnen, Sie werden staunen, so wahr
ich ein ehrlicher Mann bin. Da wohnt ein
Mann in Hamburg auf dem Speersort, und der
ist ein Krautkrämer, und heißt Klötzchen, das heißt,
ich heiße den Mann Klötzchen, weil wir gute
Freunde sind, sonst heißt der Mann Herr Klotz.
Auch seine Frau muß man Madam Klotz nennen,
und sie hat nie leiden können, daß ihr Mann

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zu achten, ganz verſunken in Gefuͤhl — die Ehr¬
lichkeit, Herr Doktor iſt die Hauptſache, und wer
kein ehrlicher Mann iſt, den betrachte ich wie
einen Spitzbuben, und wen ich wie einen Spitz¬
buben betrachte, von dem kaufe ich nichts, von
dem leſe ich nichts, kurz ich mache kein Geſchaͤft
mit ihm. Ich bin ein Mann, Herr Doktor,
der ſich auf nichts etwas einbildet, wenn ich mir
aber etwas einbilden wollte auf etwas, ſo wuͤrde
ich mir etwas darauf einbilden, daß ich ein ehr¬
licher Mann bin. Ich will Ihnen einen edlen
Zug von mir erzaͤhlen, und Sie werden ſtaunen
— ich ſag' Ihnen, Sie werden ſtaunen, ſo wahr
ich ein ehrlicher Mann bin. Da wohnt ein
Mann in Hamburg auf dem Speersort, und der
iſt ein Krautkraͤmer, und heißt Kloͤtzchen, das heißt,
ich heiße den Mann Kloͤtzchen, weil wir gute
Freunde ſind, ſonſt heißt der Mann Herr Klotz.
Auch ſeine Frau muß man Madam Klotz nennen,
und ſie hat nie leiden koͤnnen, daß ihr Mann

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[353/0361] zu achten, ganz verſunken in Gefuͤhl — die Ehr¬ lichkeit, Herr Doktor iſt die Hauptſache, und wer kein ehrlicher Mann iſt, den betrachte ich wie einen Spitzbuben, und wen ich wie einen Spitz¬ buben betrachte, von dem kaufe ich nichts, von dem leſe ich nichts, kurz ich mache kein Geſchaͤft mit ihm. Ich bin ein Mann, Herr Doktor, der ſich auf nichts etwas einbildet, wenn ich mir aber etwas einbilden wollte auf etwas, ſo wuͤrde ich mir etwas darauf einbilden, daß ich ein ehr¬ licher Mann bin. Ich will Ihnen einen edlen Zug von mir erzaͤhlen, und Sie werden ſtaunen — ich ſag' Ihnen, Sie werden ſtaunen, ſo wahr ich ein ehrlicher Mann bin. Da wohnt ein Mann in Hamburg auf dem Speersort, und der iſt ein Krautkraͤmer, und heißt Kloͤtzchen, das heißt, ich heiße den Mann Kloͤtzchen, weil wir gute Freunde ſind, ſonſt heißt der Mann Herr Klotz. Auch ſeine Frau muß man Madam Klotz nennen, und ſie hat nie leiden koͤnnen, daß ihr Mann 23

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/361>, abgerufen am 22.11.2024.