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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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und zum Glück hatte ich dabey diese vortreffliche
Lektüre, woraus ich nicht blos Belehrung für die
Poesie, sondern auch Trost für das Leben geschöpft
habe. Sie sehen, wie sehr ich das Buch geehrt,
es fehlt kein einziges Blatt, und doch, wenn ich so
saß wie ich saß, kam ich manchmal in Versuchung --

Das wird Mehreren passirt seyn, Herr
Markese.

Ich schwöre Ihnen bei unserer lieben Frau
von Loretto und so wahr ich ein ehrlicher Mann
bin -- fuhr jener fort -- diese Gedichte haben
nicht ihres Gleichen. Ich war, wie Sie wissen,
gestern Abend in Verzweiflung, so zu sagen, au
Desespoir, als das Fatum mir nicht vergönnte,
meine Julia zu besitzen -- da las ich diese Ge¬
dichte, jedesmal ein Gedicht wenn ich aufstehen
mußte, und eine solche Gleichgültigkeit gegen die
Weiber war die Folge, daß mir mein eigener
Liebesschmerz zuwider wurde. Das ist eben das
Schöne an diesem Dichter, daß er nur für Män¬

und zum Gluͤck hatte ich dabey dieſe vortreffliche
Lektuͤre, woraus ich nicht blos Belehrung fuͤr die
Poeſie, ſondern auch Troſt fuͤr das Leben geſchoͤpft
habe. Sie ſehen, wie ſehr ich das Buch geehrt,
es fehlt kein einziges Blatt, und doch, wenn ich ſo
ſaß wie ich ſaß, kam ich manchmal in Verſuchung —

Das wird Mehreren paſſirt ſeyn, Herr
Markeſe.

Ich ſchwoͤre Ihnen bei unſerer lieben Frau
von Loretto und ſo wahr ich ein ehrlicher Mann
bin — fuhr jener fort — dieſe Gedichte haben
nicht ihres Gleichen. Ich war, wie Sie wiſſen,
geſtern Abend in Verzweiflung, ſo zu ſagen, au
Deſespoir, als das Fatum mir nicht vergoͤnnte,
meine Julia zu beſitzen — da las ich dieſe Ge¬
dichte, jedesmal ein Gedicht wenn ich aufſtehen
mußte, und eine ſolche Gleichguͤltigkeit gegen die
Weiber war die Folge, daß mir mein eigener
Liebesſchmerz zuwider wurde. Das iſt eben das
Schoͤne an dieſem Dichter, daß er nur fuͤr Maͤn¬

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[344/0352] und zum Gluͤck hatte ich dabey dieſe vortreffliche Lektuͤre, woraus ich nicht blos Belehrung fuͤr die Poeſie, ſondern auch Troſt fuͤr das Leben geſchoͤpft habe. Sie ſehen, wie ſehr ich das Buch geehrt, es fehlt kein einziges Blatt, und doch, wenn ich ſo ſaß wie ich ſaß, kam ich manchmal in Verſuchung — Das wird Mehreren paſſirt ſeyn, Herr Markeſe. Ich ſchwoͤre Ihnen bei unſerer lieben Frau von Loretto und ſo wahr ich ein ehrlicher Mann bin — fuhr jener fort — dieſe Gedichte haben nicht ihres Gleichen. Ich war, wie Sie wiſſen, geſtern Abend in Verzweiflung, ſo zu ſagen, au Deſespoir, als das Fatum mir nicht vergoͤnnte, meine Julia zu beſitzen — da las ich dieſe Ge¬ dichte, jedesmal ein Gedicht wenn ich aufſtehen mußte, und eine ſolche Gleichguͤltigkeit gegen die Weiber war die Folge, daß mir mein eigener Liebesſchmerz zuwider wurde. Das iſt eben das Schoͤne an dieſem Dichter, daß er nur fuͤr Maͤn¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/352>, abgerufen am 25.11.2024.