lassen. Seine Bedeckung bestand aus einer Tuchmütze, in der Form ähnlich dem Helm des Mambrin, und steifschwarze Haare hingen lang herab und waren vorn a l'enfant ge¬ scheitelt. Auf diese Vorderseite des Kopfes, die sich für ein Gesicht ausgab, hatte die Göttin der Gemeinheit ihren Stempel gedrückt, und zwar so stark, daß die dort befindliche Nase fast zerquetscht worden; die niedergeschlagenen Augen schienen diese Nase vergebens zu suchen und deßhalb betrübt zu seyn; ein übelriechendes Lächeln spielte um den Mund, der überaus lieb¬ reizend war, und durch eine gewisse frappante Aehnlichkeit unseren griechischen After-Dichter zu den zartesten Gaselen begeistern konnte. Die Be¬ kleidung war ein altdeutscher Rock, zwar schon etwas modifizirt nach den dringendsten Anfor¬ derungen der neueuropäischen Civilisazion, aber im Schnitt noch immer erinnernd an den, wel¬ chen Arminius im teutoburger Walde getragen,
laſſen. Seine Bedeckung beſtand aus einer Tuchmuͤtze, in der Form aͤhnlich dem Helm des Mambrin, und ſteifſchwarze Haare hingen lang herab und waren vorn à l'enfant ge¬ ſcheitelt. Auf dieſe Vorderſeite des Kopfes, die ſich fuͤr ein Geſicht ausgab, hatte die Goͤttin der Gemeinheit ihren Stempel gedruͤckt, und zwar ſo ſtark, daß die dort befindliche Naſe faſt zerquetſcht worden; die niedergeſchlagenen Augen ſchienen dieſe Naſe vergebens zu ſuchen und deßhalb betruͤbt zu ſeyn; ein uͤbelriechendes Laͤcheln ſpielte um den Mund, der uͤberaus lieb¬ reizend war, und durch eine gewiſſe frappante Aehnlichkeit unſeren griechiſchen After-Dichter zu den zarteſten Gaſelen begeiſtern konnte. Die Be¬ kleidung war ein altdeutſcher Rock, zwar ſchon etwas modifizirt nach den dringendſten Anfor¬ derungen der neueuropaͤiſchen Civiliſazion, aber im Schnitt noch immer erinnernd an den, wel¬ chen Arminius im teutoburger Walde getragen,
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laſſen. Seine Bedeckung beſtand aus einer
Tuchmuͤtze, in der Form aͤhnlich dem Helm
des Mambrin, und ſteifſchwarze Haare hingen
lang herab und waren vorn à l'enfant ge¬
ſcheitelt. Auf dieſe Vorderſeite des Kopfes, die
ſich fuͤr ein Geſicht ausgab, hatte die Goͤttin
der Gemeinheit ihren Stempel gedruͤckt, und
zwar ſo ſtark, daß die dort befindliche Naſe faſt
zerquetſcht worden; die niedergeſchlagenen Augen
ſchienen dieſe Naſe vergebens zu ſuchen und
deßhalb betruͤbt zu ſeyn; ein uͤbelriechendes
Laͤcheln ſpielte um den Mund, der uͤberaus lieb¬
reizend war, und durch eine gewiſſe frappante
Aehnlichkeit unſeren griechiſchen After-Dichter zu
den zarteſten Gaſelen begeiſtern konnte. Die Be¬
kleidung war ein altdeutſcher Rock, zwar ſchon
etwas modifizirt nach den dringendſten Anfor¬
derungen der neueuropaͤiſchen Civiliſazion, aber
im Schnitt noch immer erinnernd an den, wel¬
chen Arminius im teutoburger Walde getragen,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/34>, abgerufen am 22.11.2024.
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