mußte. Ich rathe dir, überschlage dann und wann einige Seiten, dann kömmst du mit dem Buche schneller zu Ende -- ach, ich wollt', ich könnt es eben so machen! Glaub' nur nicht, ich scherze; wenn ich dir ganz ernsthaft meine Her¬ zensmeinung über dieses Buch gestehen soll, so rathe ich dir, es jetzt zuzuschlagen, und gar nicht weiter darin zu lesen. Ich will dir näch¬ stens etwas Besseres schreiben, und wenn wir in einem folgenden Buche, in der Stadt Lukka, wieder mit Mathilden und Franscheska zusam¬ mentreffen, so sollen dich die lieben Bilder viel anmuthiger ergötzen, als gegenwärtiges Capitel und gar die folgenden.
Gottlob, vor meinem Fenster erklingt ein Leyerkasten mit lustigen Melodien! Mein trüber Kopf bedarf solcher Aufheiterung, besonders da ich jetzt meinen Besuch bey Seiner Excellenz dem Markese Christophoro di Gumpelino zu beschrei¬ ben habe. Ich will diese rührende Geschichte,
mußte. Ich rathe dir, uͤberſchlage dann und wann einige Seiten, dann koͤmmſt du mit dem Buche ſchneller zu Ende — ach, ich wollt', ich koͤnnt es eben ſo machen! Glaub' nur nicht, ich ſcherze; wenn ich dir ganz ernſthaft meine Her¬ zensmeinung uͤber dieſes Buch geſtehen ſoll, ſo rathe ich dir, es jetzt zuzuſchlagen, und gar nicht weiter darin zu leſen. Ich will dir naͤch¬ ſtens etwas Beſſeres ſchreiben, und wenn wir in einem folgenden Buche, in der Stadt Lukka, wieder mit Mathilden und Franſcheska zuſam¬ mentreffen, ſo ſollen dich die lieben Bilder viel anmuthiger ergoͤtzen, als gegenwaͤrtiges Capitel und gar die folgenden.
Gottlob, vor meinem Fenſter erklingt ein Leyerkaſten mit luſtigen Melodien! Mein truͤber Kopf bedarf ſolcher Aufheiterung, beſonders da ich jetzt meinen Beſuch bey Seiner Excellenz dem Markeſe Chriſtophoro di Gumpelino zu beſchrei¬ ben habe. Ich will dieſe ruͤhrende Geſchichte,
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mußte. Ich rathe dir, uͤberſchlage dann und
wann einige Seiten, dann koͤmmſt du mit dem
Buche ſchneller zu Ende — ach, ich wollt', ich
koͤnnt es eben ſo machen! Glaub' nur nicht, ich
ſcherze; wenn ich dir ganz ernſthaft meine Her¬
zensmeinung uͤber dieſes Buch geſtehen ſoll, ſo
rathe ich dir, es jetzt zuzuſchlagen, und gar
nicht weiter darin zu leſen. Ich will dir naͤch¬
ſtens etwas Beſſeres ſchreiben, und wenn wir
in einem folgenden Buche, in der Stadt Lukka,
wieder mit Mathilden und Franſcheska zuſam¬
mentreffen, ſo ſollen dich die lieben Bilder viel
anmuthiger ergoͤtzen, als gegenwaͤrtiges Capitel
und gar die folgenden.
Gottlob, vor meinem Fenſter erklingt ein
Leyerkaſten mit luſtigen Melodien! Mein truͤber
Kopf bedarf ſolcher Aufheiterung, beſonders da
ich jetzt meinen Beſuch bey Seiner Excellenz dem
Markeſe Chriſtophoro di Gumpelino zu beſchrei¬
ben habe. Ich will dieſe ruͤhrende Geſchichte,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/311>, abgerufen am 23.11.2024.
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