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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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reicht, in dem Augenblick, wo er seine schöne
Anrede halten wollen, sey einer ihrer Füße nackt
zum Vorschein gekommen, und da er Hühner¬
augen daran bemerkt, habe er gleich um die Er¬
laubniß gebeten, sie ausschneiden zu dürfen, wel¬
ches auch gestattet und nachher, zugleich für die
Ueberreichung der Tulpe, mit einem Franceskoni
belohnt worden sey.

Es ist mir aber immer nur um die Ehre zu thun,
-- setzte Hyacinth hinzu -- und das habe ich
auch dem Baron Rothschild gesagt, als ich die
Ehre hatte, ihm die Hühneraugen zu schneiden.
Es geschah in seinem Kabinett; er saß dabey auf
seinem grünen Sessel, wie auf einem Thron,
sprach wie ein König, um ihn herum standen
seine Courtiers, und er gab seine Ordres, und
schickte Stafetten an alle Könige; und wie ich
ihm während dessen die Hühneraugen schnitt,
dacht' ich im Herzen: du hast jetzt in Händen
den Fuß des Mannes, der selbst jetzt die ganze

reicht, in dem Augenblick, wo er ſeine ſchoͤne
Anrede halten wollen, ſey einer ihrer Fuͤße nackt
zum Vorſchein gekommen, und da er Huͤhner¬
augen daran bemerkt, habe er gleich um die Er¬
laubniß gebeten, ſie ausſchneiden zu duͤrfen, wel¬
ches auch geſtattet und nachher, zugleich fuͤr die
Ueberreichung der Tulpe, mit einem Franceskoni
belohnt worden ſey.

Es iſt mir aber immer nur um die Ehre zu thun,
— ſetzte Hyacinth hinzu — und das habe ich
auch dem Baron Rothſchild geſagt, als ich die
Ehre hatte, ihm die Huͤhneraugen zu ſchneiden.
Es geſchah in ſeinem Kabinett; er ſaß dabey auf
ſeinem gruͤnen Seſſel, wie auf einem Thron,
ſprach wie ein Koͤnig, um ihn herum ſtanden
ſeine Courtiers, und er gab ſeine Ordres, und
ſchickte Stafetten an alle Koͤnige; und wie ich
ihm waͤhrend deſſen die Huͤhneraugen ſchnitt,
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den Fuß des Mannes, der ſelbſt jetzt die ganze

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[297/0305] reicht, in dem Augenblick, wo er ſeine ſchoͤne Anrede halten wollen, ſey einer ihrer Fuͤße nackt zum Vorſchein gekommen, und da er Huͤhner¬ augen daran bemerkt, habe er gleich um die Er¬ laubniß gebeten, ſie ausſchneiden zu duͤrfen, wel¬ ches auch geſtattet und nachher, zugleich fuͤr die Ueberreichung der Tulpe, mit einem Franceskoni belohnt worden ſey. Es iſt mir aber immer nur um die Ehre zu thun, — ſetzte Hyacinth hinzu — und das habe ich auch dem Baron Rothſchild geſagt, als ich die Ehre hatte, ihm die Huͤhneraugen zu ſchneiden. Es geſchah in ſeinem Kabinett; er ſaß dabey auf ſeinem gruͤnen Seſſel, wie auf einem Thron, ſprach wie ein Koͤnig, um ihn herum ſtanden ſeine Courtiers, und er gab ſeine Ordres, und ſchickte Stafetten an alle Koͤnige; und wie ich ihm waͤhrend deſſen die Huͤhneraugen ſchnitt, dacht' ich im Herzen: du haſt jetzt in Haͤnden den Fuß des Mannes, der ſelbſt jetzt die ganze

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/305>, abgerufen am 27.11.2024.