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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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und sie versicherte, daß ich das Glück hätte ihm
ähnlich zu sehen. Dabey machte sie die zärtlich¬
sten Pantominen, drückte ein über's andere Mal
die Fingerspitzen an's Herz, schien dann mit ge¬
höhlter Hand die zärtlichsten Gefühle hervorzu¬
schöpfen, warf sich endlich schwebend, mit voller
Brust, aufs Sopha, barg das Gesicht in die
Kissen, streckte hinter sich ihre Füße in die Höhe
und ließ sie wie hölzerne Puppen agiren. Der
blaue Fuß sollte den Abbate Cecco und der rothe
die arme Franscheska vorstellen, und indem sie
ihre eigene Geschichte parodirte, ließ sie die beiden
verliebten Füße von einander Abschied nehmen,
und es war ein rührend närrisches Schauspiel,
wie sich beide mit den Spitzen küßten, und die
zärtlichsten Dinge sagten -- und dabey weinte
das tolle Mädchen ergötzlich kichernde Thränen,
die aber dann und wann etwas unbewußt tiefer
aus der Seele kamen, als die Rolle verlangte.
Sie ließ auch, im drolligen Schmerzensübermuth

und ſie verſicherte, daß ich das Gluͤck haͤtte ihm
aͤhnlich zu ſehen. Dabey machte ſie die zaͤrtlich¬
ſten Pantominen, druͤckte ein uͤber's andere Mal
die Fingerſpitzen an's Herz, ſchien dann mit ge¬
hoͤhlter Hand die zaͤrtlichſten Gefuͤhle hervorzu¬
ſchoͤpfen, warf ſich endlich ſchwebend, mit voller
Bruſt, aufs Sopha, barg das Geſicht in die
Kiſſen, ſtreckte hinter ſich ihre Fuͤße in die Hoͤhe
und ließ ſie wie hoͤlzerne Puppen agiren. Der
blaue Fuß ſollte den Abbate Cecco und der rothe
die arme Franſcheska vorſtellen, und indem ſie
ihre eigene Geſchichte parodirte, ließ ſie die beiden
verliebten Fuͤße von einander Abſchied nehmen,
und es war ein ruͤhrend naͤrriſches Schauſpiel,
wie ſich beide mit den Spitzen kuͤßten, und die
zaͤrtlichſten Dinge ſagten — und dabey weinte
das tolle Maͤdchen ergoͤtzlich kichernde Thraͤnen,
die aber dann und wann etwas unbewußt tiefer
aus der Seele kamen, als die Rolle verlangte.
Sie ließ auch, im drolligen Schmerzensuͤbermuth

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[277/0285] und ſie verſicherte, daß ich das Gluͤck haͤtte ihm aͤhnlich zu ſehen. Dabey machte ſie die zaͤrtlich¬ ſten Pantominen, druͤckte ein uͤber's andere Mal die Fingerſpitzen an's Herz, ſchien dann mit ge¬ hoͤhlter Hand die zaͤrtlichſten Gefuͤhle hervorzu¬ ſchoͤpfen, warf ſich endlich ſchwebend, mit voller Bruſt, aufs Sopha, barg das Geſicht in die Kiſſen, ſtreckte hinter ſich ihre Fuͤße in die Hoͤhe und ließ ſie wie hoͤlzerne Puppen agiren. Der blaue Fuß ſollte den Abbate Cecco und der rothe die arme Franſcheska vorſtellen, und indem ſie ihre eigene Geſchichte parodirte, ließ ſie die beiden verliebten Fuͤße von einander Abſchied nehmen, und es war ein ruͤhrend naͤrriſches Schauſpiel, wie ſich beide mit den Spitzen kuͤßten, und die zaͤrtlichſten Dinge ſagten — und dabey weinte das tolle Maͤdchen ergoͤtzlich kichernde Thraͤnen, die aber dann und wann etwas unbewußt tiefer aus der Seele kamen, als die Rolle verlangte. Sie ließ auch, im drolligen Schmerzensuͤbermuth

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/285>, abgerufen am 25.11.2024.