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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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dünn und kümmerlich, wie der arme Bartolo,
auf dem Schemel neben dem Bette einer alten
Inamorata, und reiche ihr auf Verlangen den
Napf des Spuckes.

Signora Laetizia entschuldigte sich bey mir,
daß sie zu Bette liege und zwar bäuchlings, in¬
dem ein Geschwür an der Legitimität, das sie
sich durch vieles Feigen-Essen zugezogen, sie jetzt
hindere, wie es einer ordentlichen Frau zieme,
auf dem Rücken zu liegen. Sie lag wirklich
ungefähr wie eine Sphinx; ihr hochfrisirtes
Haupt stämmte sie auf ihre beiden Arme, und
zwischen diesen wogte ihr Busen wie ein rothes
Meer.

Sie sind ein Deutscher? frug sie mich.

Ich bin zu ehrlich, es zu läugnen, Sig¬
nora! entgegnete meine Wenigkeit.

Ach, ehrlich genug sind die Deutschen! -- seufzte
sie -- aber was hilft es, daß die Leute ehrlich sind,
die uns berauben! sie richten Italien zu Grunde.

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duͤnn und kuͤmmerlich, wie der arme Bartolo,
auf dem Schemel neben dem Bette einer alten
Inamorata, und reiche ihr auf Verlangen den
Napf des Spuckes.

Signora Laetizia entſchuldigte ſich bey mir,
daß ſie zu Bette liege und zwar baͤuchlings, in¬
dem ein Geſchwuͤr an der Legitimitaͤt, das ſie
ſich durch vieles Feigen-Eſſen zugezogen, ſie jetzt
hindere, wie es einer ordentlichen Frau zieme,
auf dem Ruͤcken zu liegen. Sie lag wirklich
ungefaͤhr wie eine Sphinx; ihr hochfriſirtes
Haupt ſtaͤmmte ſie auf ihre beiden Arme, und
zwiſchen dieſen wogte ihr Buſen wie ein rothes
Meer.

Sie ſind ein Deutſcher? frug ſie mich.

Ich bin zu ehrlich, es zu laͤugnen, Sig¬
nora! entgegnete meine Wenigkeit.

Ach, ehrlich genug ſind die Deutſchen! — ſeufzte
ſie — aber was hilft es, daß die Leute ehrlich ſind,
die uns berauben! ſie richten Italien zu Grunde.

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[257/0265] duͤnn und kuͤmmerlich, wie der arme Bartolo, auf dem Schemel neben dem Bette einer alten Inamorata, und reiche ihr auf Verlangen den Napf des Spuckes. Signora Laetizia entſchuldigte ſich bey mir, daß ſie zu Bette liege und zwar baͤuchlings, in¬ dem ein Geſchwuͤr an der Legitimitaͤt, das ſie ſich durch vieles Feigen-Eſſen zugezogen, ſie jetzt hindere, wie es einer ordentlichen Frau zieme, auf dem Ruͤcken zu liegen. Sie lag wirklich ungefaͤhr wie eine Sphinx; ihr hochfriſirtes Haupt ſtaͤmmte ſie auf ihre beiden Arme, und zwiſchen dieſen wogte ihr Buſen wie ein rothes Meer. Sie ſind ein Deutſcher? frug ſie mich. Ich bin zu ehrlich, es zu laͤugnen, Sig¬ nora! entgegnete meine Wenigkeit. Ach, ehrlich genug ſind die Deutſchen! — ſeufzte ſie — aber was hilft es, daß die Leute ehrlich ſind, die uns berauben! ſie richten Italien zu Grunde. 17

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/265>, abgerufen am 22.11.2024.