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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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O Jesu! -- rief der Markese -- schweig,
schweig! Ich schaffe mir einen andern Bedienten
an.

Warum schweigen? -- versetzte Hirsch Hya¬
zinthos -- Ist es mir doch lieb, wenn ich mal
wieder gutes Deutsch sprechen kann mit einem
Gesichte, das ich schon einmal in Hamburg gesehen,
und denke ich an Hamburg --

Hier, bey der Erinnerung an sein kleines
Stiefvaterländchen, wurden des Mannes Aeuglein
flimmernd feucht, und seufzend sprach er: Was
ist der Mensch! Man geht vergnügt vor dem
Altonaer Thore, auf dem Hamburger Berg,
spatzieren, und besieht dort die Merkwürdigkeiten,
die Löwen, die Gevögel, die Papagoyim, die Affen,
die ausgezeichneten Menschen, und man läßt sich
Caroussel fahren oder elektrisiren, und man denkt
was würde ich erst für Vergnügen haben an
einem Orte, der noch zweyhundert Meilen von
Hamburg weiter entfernt ist, in dem Lande wo

O Jeſu! — rief der Markeſe — ſchweig,
ſchweig! Ich ſchaffe mir einen andern Bedienten
an.

Warum ſchweigen? — verſetzte Hirſch Hya¬
zinthos — Iſt es mir doch lieb, wenn ich mal
wieder gutes Deutſch ſprechen kann mit einem
Geſichte, das ich ſchon einmal in Hamburg geſehen,
und denke ich an Hamburg —

Hier, bey der Erinnerung an ſein kleines
Stiefvaterlaͤndchen, wurden des Mannes Aeuglein
flimmernd feucht, und ſeufzend ſprach er: Was
iſt der Menſch! Man geht vergnuͤgt vor dem
Altonaer Thore, auf dem Hamburger Berg,
ſpatzieren, und beſieht dort die Merkwuͤrdigkeiten,
die Loͤwen, die Gevoͤgel, die Papagoyim, die Affen,
die ausgezeichneten Menſchen, und man laͤßt ſich
Carouſſel fahren oder elektriſiren, und man denkt
was wuͤrde ich erſt fuͤr Vergnuͤgen haben an
einem Orte, der noch zweyhundert Meilen von
Hamburg weiter entfernt iſt, in dem Lande wo

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[241/0249] O Jeſu! — rief der Markeſe — ſchweig, ſchweig! Ich ſchaffe mir einen andern Bedienten an. Warum ſchweigen? — verſetzte Hirſch Hya¬ zinthos — Iſt es mir doch lieb, wenn ich mal wieder gutes Deutſch ſprechen kann mit einem Geſichte, das ich ſchon einmal in Hamburg geſehen, und denke ich an Hamburg — Hier, bey der Erinnerung an ſein kleines Stiefvaterlaͤndchen, wurden des Mannes Aeuglein flimmernd feucht, und ſeufzend ſprach er: Was iſt der Menſch! Man geht vergnuͤgt vor dem Altonaer Thore, auf dem Hamburger Berg, ſpatzieren, und beſieht dort die Merkwuͤrdigkeiten, die Loͤwen, die Gevoͤgel, die Papagoyim, die Affen, die ausgezeichneten Menſchen, und man laͤßt ſich Carouſſel fahren oder elektriſiren, und man denkt was wuͤrde ich erſt fuͤr Vergnuͤgen haben an einem Orte, der noch zweyhundert Meilen von Hamburg weiter entfernt iſt, in dem Lande wo

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/249>, abgerufen am 05.05.2024.