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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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und meine Gedanken pfeilschnell ertappend,
sprach sie: Nicht wahr, diese Hand ist nicht mehr
so schön, wie in Ramsgate? Mathilde hat unter¬
dessen viel gelitten!

Lieber Leser, man kann es den Glocken selten
ansehen, wo sie einen Riß haben, und nur an
ihrem Tone merkt man ihn. Hättest du nun
den Klang der Stimme gehört, womit obige
Worte gesprochen wurden, so wüßtest du gleich,
Myladys Herz ist eine Glocke vom besten Metall,
aber ein verborgener Riß dämpft wunderbar ihre
heitersten Töne, und umschleiert sie gleichsam mit
heimlicher Trauer. Doch ich liebe solche Glocken,
sie finden immer ein gutes Echo in meiner eignen
Brust; und ich küßte Myladys Hand fast inniger
als ehemals, obgleich sie minder vollblühend war
und einige Adern, etwas allzublau hervortretend,
mir ebenfalls zu sagen schienen: Mathilde hat
unterdessen viel gelitten.

und meine Gedanken pfeilſchnell ertappend,
ſprach ſie: Nicht wahr, dieſe Hand iſt nicht mehr
ſo ſchoͤn, wie in Ramsgate? Mathilde hat unter¬
deſſen viel gelitten!

Lieber Leſer, man kann es den Glocken ſelten
anſehen, wo ſie einen Riß haben, und nur an
ihrem Tone merkt man ihn. Haͤtteſt du nun
den Klang der Stimme gehoͤrt, womit obige
Worte geſprochen wurden, ſo wuͤßteſt du gleich,
Myladys Herz iſt eine Glocke vom beſten Metall,
aber ein verborgener Riß daͤmpft wunderbar ihre
heiterſten Toͤne, und umſchleiert ſie gleichſam mit
heimlicher Trauer. Doch ich liebe ſolche Glocken,
ſie finden immer ein gutes Echo in meiner eignen
Bruſt; und ich kuͤßte Myladys Hand faſt inniger
als ehemals, obgleich ſie minder vollbluͤhend war
und einige Adern, etwas allzublau hervortretend,
mir ebenfalls zu ſagen ſchienen: Mathilde hat
unterdeſſen viel gelitten.

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[224/0232] und meine Gedanken pfeilſchnell ertappend, ſprach ſie: Nicht wahr, dieſe Hand iſt nicht mehr ſo ſchoͤn, wie in Ramsgate? Mathilde hat unter¬ deſſen viel gelitten! Lieber Leſer, man kann es den Glocken ſelten anſehen, wo ſie einen Riß haben, und nur an ihrem Tone merkt man ihn. Haͤtteſt du nun den Klang der Stimme gehoͤrt, womit obige Worte geſprochen wurden, ſo wuͤßteſt du gleich, Myladys Herz iſt eine Glocke vom beſten Metall, aber ein verborgener Riß daͤmpft wunderbar ihre heiterſten Toͤne, und umſchleiert ſie gleichſam mit heimlicher Trauer. Doch ich liebe ſolche Glocken, ſie finden immer ein gutes Echo in meiner eignen Bruſt; und ich kuͤßte Myladys Hand faſt inniger als ehemals, obgleich ſie minder vollbluͤhend war und einige Adern, etwas allzublau hervortretend, mir ebenfalls zu ſagen ſchienen: Mathilde hat unterdeſſen viel gelitten.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/232>, abgerufen am 21.11.2024.