gione für mich das Bild gemalt hat, und nicht für irgend einen alten Genueser. Und es ist sehr gut getroffen, todtschweigend getroffen, es fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein Schmerz der mehr einem geträumten als einem erlebten Leide galt, und sehr schwer zu malen war. Das ganze Bild ist wie hingeseufzt auf die Leinwand. Auch der Mann im schwarzen Mantel ist gut gemalt, und die maliziös senti¬ mentalen Lippen sind gut getroffen, sprechend ge¬ troffen, als wollten sie eben eine Geschichte er¬ zählen -- Es ist die Geschichte von dem Ritter, der seine Geliebte aus dem Tode aufküssen wollte, und als das Licht erlosch -- --
gione fuͤr mich das Bild gemalt hat, und nicht fuͤr irgend einen alten Genueſer. Und es iſt ſehr gut getroffen, todtſchweigend getroffen, es fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein Schmerz der mehr einem getraͤumten als einem erlebten Leide galt, und ſehr ſchwer zu malen war. Das ganze Bild iſt wie hingeſeufzt auf die Leinwand. Auch der Mann im ſchwarzen Mantel iſt gut gemalt, und die malizioͤs ſenti¬ mentalen Lippen ſind gut getroffen, ſprechend ge¬ troffen, als wollten ſie eben eine Geſchichte er¬ zaͤhlen — Es iſt die Geſchichte von dem Ritter, der ſeine Geliebte aus dem Tode aufkuͤſſen wollte, und als das Licht erloſch — —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0222"n="214"/>
gione fuͤr mich das Bild gemalt hat, und nicht<lb/>
fuͤr irgend einen alten Genueſer. Und es iſt<lb/>ſehr gut getroffen, todtſchweigend getroffen, es<lb/>
fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein<lb/>
Schmerz der mehr einem getraͤumten als einem<lb/>
erlebten Leide galt, und ſehr ſchwer zu malen<lb/>
war. Das ganze Bild iſt wie hingeſeufzt auf<lb/>
die Leinwand. Auch der Mann im ſchwarzen<lb/>
Mantel iſt gut gemalt, und die malizioͤs ſenti¬<lb/>
mentalen Lippen ſind gut getroffen, ſprechend ge¬<lb/>
troffen, als wollten ſie eben eine Geſchichte er¬<lb/>
zaͤhlen — Es iſt die Geſchichte von dem Ritter,<lb/>
der ſeine Geliebte aus dem Tode aufkuͤſſen wollte,<lb/>
und als das Licht erloſch ——</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[214/0222]
gione fuͤr mich das Bild gemalt hat, und nicht
fuͤr irgend einen alten Genueſer. Und es iſt
ſehr gut getroffen, todtſchweigend getroffen, es
fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein
Schmerz der mehr einem getraͤumten als einem
erlebten Leide galt, und ſehr ſchwer zu malen
war. Das ganze Bild iſt wie hingeſeufzt auf
die Leinwand. Auch der Mann im ſchwarzen
Mantel iſt gut gemalt, und die malizioͤs ſenti¬
mentalen Lippen ſind gut getroffen, ſprechend ge¬
troffen, als wollten ſie eben eine Geſchichte er¬
zaͤhlen — Es iſt die Geſchichte von dem Ritter,
der ſeine Geliebte aus dem Tode aufkuͤſſen wollte,
und als das Licht erloſch — —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/222>, abgerufen am 05.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.