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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Knechte keine Ahnung haben -- O! sie werden
eben so wenig ahnen, wie entsetzlich die Nacht
war, in deren Dunkel wir leben mußten, und wie
grauenhaft wir zu kämpfen hatten, mit häßlichen
Gespenstern, dumpfen Eulen und scheinheiligen
Sündern! O wir armen Kämpfer! die wir
unsre Lebenszeit in solchem Kampfe vergeuden
mußten, und müde und bleich sind, wenn der
Siegestag hervorstrahlt! Die Glut des Sonnen¬
aufgangs wird unsre Wangen nicht mehr röthen
und unsre Herzen nicht mehr wärmen können,
wir sterben dahin wie der scheidende Mond --
allzu kurz gemessen ist des Menschen Wanderbahn,
an deren Ende das unerbittliche Grab.

Ich weiß wirklich nicht, ob ich es verdiene,
daß man mir einst mit einem Lorbeerkranze den
Sarg verziere. Die Poesie, wie sehr ich sie auch
liebte, war mir immer nur heiliges Spiel¬
zeug, oder geweihtes Mittel für himmlische

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Knechte keine Ahnung haben — O! ſie werden
eben ſo wenig ahnen, wie entſetzlich die Nacht
war, in deren Dunkel wir leben mußten, und wie
grauenhaft wir zu kaͤmpfen hatten, mit haͤßlichen
Geſpenſtern, dumpfen Eulen und ſcheinheiligen
Suͤndern! O wir armen Kaͤmpfer! die wir
unſre Lebenszeit in ſolchem Kampfe vergeuden
mußten, und muͤde und bleich ſind, wenn der
Siegestag hervorſtrahlt! Die Glut des Sonnen¬
aufgangs wird unſre Wangen nicht mehr roͤthen
und unſre Herzen nicht mehr waͤrmen koͤnnen,
wir ſterben dahin wie der ſcheidende Mond —
allzu kurz gemeſſen iſt des Menſchen Wanderbahn,
an deren Ende das unerbittliche Grab.

Ich weiß wirklich nicht, ob ich es verdiene,
daß man mir einſt mit einem Lorbeerkranze den
Sarg verziere. Die Poeſie, wie ſehr ich ſie auch
liebte, war mir immer nur heiliges Spiel¬
zeug, oder geweihtes Mittel fuͤr himmliſche

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[195/0203] Knechte keine Ahnung haben — O! ſie werden eben ſo wenig ahnen, wie entſetzlich die Nacht war, in deren Dunkel wir leben mußten, und wie grauenhaft wir zu kaͤmpfen hatten, mit haͤßlichen Geſpenſtern, dumpfen Eulen und ſcheinheiligen Suͤndern! O wir armen Kaͤmpfer! die wir unſre Lebenszeit in ſolchem Kampfe vergeuden mußten, und muͤde und bleich ſind, wenn der Siegestag hervorſtrahlt! Die Glut des Sonnen¬ aufgangs wird unſre Wangen nicht mehr roͤthen und unſre Herzen nicht mehr waͤrmen koͤnnen, wir ſterben dahin wie der ſcheidende Mond — allzu kurz gemeſſen iſt des Menſchen Wanderbahn, an deren Ende das unerbittliche Grab. Ich weiß wirklich nicht, ob ich es verdiene, daß man mir einſt mit einem Lorbeerkranze den Sarg verziere. Die Poeſie, wie ſehr ich ſie auch liebte, war mir immer nur heiliges Spiel¬ zeug, oder geweihtes Mittel fuͤr himmliſche 13 *

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/203>, abgerufen am 22.11.2024.