Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen einem die Betrachtungen so schaarenweis ange¬ flogen, daß man glauben sollte, es wären die¬ selben, die dort so mancher plötzlich aufgeben mußte, und die nun, wie herrenlose Hunde, um¬ herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn so furcht¬ bar auch der Krieg ist, so bekundet er doch die geistige Größe des Menschen, der seinem mächtig¬ sten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag. Und gar dieses Schlachtfeld wo die Freyheit auf Blutrosen tanzte, den üppigen Brauttanz! Frank¬ reich war damals Bräutigam, hatte die ganze
CapitelXXX.
Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen einem die Betrachtungen ſo ſchaarenweis ange¬ flogen, daß man glauben ſollte, es waͤren die¬ ſelben, die dort ſo mancher ploͤtzlich aufgeben mußte, und die nun, wie herrenloſe Hunde, um¬ herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn ſo furcht¬ bar auch der Krieg iſt, ſo bekundet er doch die geiſtige Groͤße des Menſchen, der ſeinem maͤchtig¬ ſten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag. Und gar dieſes Schlachtfeld wo die Freyheit auf Blutroſen tanzte, den uͤppigen Brauttanz! Frank¬ reich war damals Braͤutigam, hatte die ganze
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0192"n="184"/></div><divn="2"><head><hirendition="#g">Capitel</hi><hirendition="#aq">XXX</hi>.<lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen<lb/>
einem die Betrachtungen ſo ſchaarenweis ange¬<lb/>
flogen, daß man glauben ſollte, es waͤren die¬<lb/>ſelben, die dort ſo mancher ploͤtzlich aufgeben<lb/>
mußte, und die nun, wie herrenloſe Hunde, um¬<lb/>
herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn ſo furcht¬<lb/>
bar auch der Krieg iſt, ſo bekundet er doch die<lb/>
geiſtige Groͤße des Menſchen, der ſeinem maͤchtig¬<lb/>ſten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag.<lb/>
Und gar dieſes Schlachtfeld wo die Freyheit auf<lb/>
Blutroſen tanzte, den uͤppigen Brauttanz! Frank¬<lb/>
reich war damals Braͤutigam, hatte die ganze<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[184/0192]
Capitel XXX.
Auf dem Schlachtfelde von Marengo kommen
einem die Betrachtungen ſo ſchaarenweis ange¬
flogen, daß man glauben ſollte, es waͤren die¬
ſelben, die dort ſo mancher ploͤtzlich aufgeben
mußte, und die nun, wie herrenloſe Hunde, um¬
herirren. Ich liebe Schlachtfelder, denn ſo furcht¬
bar auch der Krieg iſt, ſo bekundet er doch die
geiſtige Groͤße des Menſchen, der ſeinem maͤchtig¬
ſten Erbfeinde, dem Tode, zu trotzen vermag.
Und gar dieſes Schlachtfeld wo die Freyheit auf
Blutroſen tanzte, den uͤppigen Brauttanz! Frank¬
reich war damals Braͤutigam, hatte die ganze
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/192>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.