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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Die Vollendung des Domes war einer von
Napoleons Lieblingsgedanken, und er war nicht
weit vom Ziele entfernt, als seine Herrschaft
gebrochen wurde. Die Oestreicher vollenden jetzt
das Werk. Auch an dem berühmten Triumph¬
bogen, der die Simplonstraße beschließen sollte,
wird weiter gebaut. Freylich, Napoleons Stand¬
bild wird nicht, wie früher bestimmt war, auf
die Spitze jenes Bogens gestellt werden. Immer¬
hin, der große Kaiser hat ein Standbild hinter¬
lassen, das viel besser ist und dauerhafter als
Marmor, und das kein Oestreicher unseren Blicken
entziehen kann. Wenn wir Anderen längst von
der Sense der Zeit niedergemäht und wie Spreu
des Feldes verweht seyn werden, wird jenes
Standbild noch unversehrt dastehen; neue Ge¬
schlechter werden aus der Erde hervorwachsen,
werden schwindelnd an jenes Bild hinaufsehen,
und sich wieder in die Erde legen; -- und die
Zeit, unfähig solch Bild zu zerstören, wird es in

Die Vollendung des Domes war einer von
Napoleons Lieblingsgedanken, und er war nicht
weit vom Ziele entfernt, als ſeine Herrſchaft
gebrochen wurde. Die Oeſtreicher vollenden jetzt
das Werk. Auch an dem beruͤhmten Triumph¬
bogen, der die Simplonſtraße beſchließen ſollte,
wird weiter gebaut. Freylich, Napoleons Stand¬
bild wird nicht, wie fruͤher beſtimmt war, auf
die Spitze jenes Bogens geſtellt werden. Immer¬
hin, der große Kaiſer hat ein Standbild hinter¬
laſſen, das viel beſſer iſt und dauerhafter als
Marmor, und das kein Oeſtreicher unſeren Blicken
entziehen kann. Wenn wir Anderen laͤngſt von
der Senſe der Zeit niedergemaͤht und wie Spreu
des Feldes verweht ſeyn werden, wird jenes
Standbild noch unverſehrt daſtehen; neue Ge¬
ſchlechter werden aus der Erde hervorwachſen,
werden ſchwindelnd an jenes Bild hinaufſehen,
und ſich wieder in die Erde legen; — und die
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[173/0181] Die Vollendung des Domes war einer von Napoleons Lieblingsgedanken, und er war nicht weit vom Ziele entfernt, als ſeine Herrſchaft gebrochen wurde. Die Oeſtreicher vollenden jetzt das Werk. Auch an dem beruͤhmten Triumph¬ bogen, der die Simplonſtraße beſchließen ſollte, wird weiter gebaut. Freylich, Napoleons Stand¬ bild wird nicht, wie fruͤher beſtimmt war, auf die Spitze jenes Bogens geſtellt werden. Immer¬ hin, der große Kaiſer hat ein Standbild hinter¬ laſſen, das viel beſſer iſt und dauerhafter als Marmor, und das kein Oeſtreicher unſeren Blicken entziehen kann. Wenn wir Anderen laͤngſt von der Senſe der Zeit niedergemaͤht und wie Spreu des Feldes verweht ſeyn werden, wird jenes Standbild noch unverſehrt daſtehen; neue Ge¬ ſchlechter werden aus der Erde hervorwachſen, werden ſchwindelnd an jenes Bild hinaufſehen, und ſich wieder in die Erde legen; — und die Zeit, unfaͤhig ſolch Bild zu zerſtoͤren, wird es in

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/181>, abgerufen am 22.11.2024.