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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Capitel XV.

Als ich den grünseidenen Vorhang, der den
Eingang des Doms bedeckte, zurückschob und
eintrat in das Gotteshaus, wurde mir Leib und
Herz angenehm erfrischt von der lieblichen Luft,
die dort wehte, und von dem besänftigend magi¬
schen Lichte, das durch die buntbemalten Fenster
auf die betende Versammlung herabfloß. Es
waren meistens Frauenzimmer, in lange Reihen
hingestreckt auf den niedrigen Betbänken. Sie
beteten bloß mit leiser Lippenbewegung, und
fächerten sich dabei beständig mit großen grünen
Fächern, so daß man nichts hörte als ein unauf¬

Capitel XV.

Als ich den gruͤnſeidenen Vorhang, der den
Eingang des Doms bedeckte, zuruͤckſchob und
eintrat in das Gotteshaus, wurde mir Leib und
Herz angenehm erfriſcht von der lieblichen Luft,
die dort wehte, und von dem beſaͤnftigend magi¬
ſchen Lichte, das durch die buntbemalten Fenſter
auf die betende Verſammlung herabfloß. Es
waren meiſtens Frauenzimmer, in lange Reihen
hingeſtreckt auf den niedrigen Betbaͤnken. Sie
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[92/0100] Capitel XV. Als ich den gruͤnſeidenen Vorhang, der den Eingang des Doms bedeckte, zuruͤckſchob und eintrat in das Gotteshaus, wurde mir Leib und Herz angenehm erfriſcht von der lieblichen Luft, die dort wehte, und von dem beſaͤnftigend magi¬ ſchen Lichte, das durch die buntbemalten Fenſter auf die betende Verſammlung herabfloß. Es waren meiſtens Frauenzimmer, in lange Reihen hingeſtreckt auf den niedrigen Betbaͤnken. Sie beteten bloß mit leiſer Lippenbewegung, und faͤcherten ſich dabei beſtaͤndig mit großen gruͤnen Faͤchern, ſo daß man nichts hoͤrte als ein unauf¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/100>, abgerufen am 10.05.2024.