kleinen Sonnenstrahlen waren darin erloschen, alle Blumen waren darin abgestorben, sogar der schöne Traum der Liebe war darin verblichen, im armen Herzen war nichts als Muth und Gram, und damit ich das Schmerzlichste sage -- es war mein Herz.
Denselben Tag war ich zur alten Vaterstadt zurückgekehrt, aber ich wollte nicht darin über¬ nachten und sehnte mich nach Godesberg, um zu den Füßen meiner Freundin mich niederzu¬ setzen und von der kleinen Veronika zu erzäh¬ len. Ich hatte die lieben Gräber besucht. Von allen lebenden Freunden und Verwandten hatte ich nur einen Ohm und eine Muhme wiedergefunden. Fand ich auch sonst noch be¬ kannte Gestalten auf der Straße, so kannte mich doch niemand mehr, und die Stadt selbst sah mich an mit fremden Augen, viele Häuser waren unterdessen neu angestrichen worden, aus den Fenstern guckten fremde Gesichter, um die
kleinen Sonnenſtrahlen waren darin erloſchen, alle Blumen waren darin abgeſtorben, ſogar der ſchoͤne Traum der Liebe war darin verblichen, im armen Herzen war nichts als Muth und Gram, und damit ich das Schmerzlichſte ſage — es war mein Herz.
Denſelben Tag war ich zur alten Vaterſtadt zuruͤckgekehrt, aber ich wollte nicht darin uͤber¬ nachten und ſehnte mich nach Godesberg, um zu den Fuͤßen meiner Freundin mich niederzu¬ ſetzen und von der kleinen Veronika zu erzaͤh¬ len. Ich hatte die lieben Graͤber beſucht. Von allen lebenden Freunden und Verwandten hatte ich nur einen Ohm und eine Muhme wiedergefunden. Fand ich auch ſonſt noch be¬ kannte Geſtalten auf der Straße, ſo kannte mich doch niemand mehr, und die Stadt ſelbſt ſah mich an mit fremden Augen, viele Haͤuſer waren unterdeſſen neu angeſtrichen worden, aus den Fenſtern guckten fremde Geſichter, um die
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kleinen Sonnenſtrahlen waren darin erloſchen,
alle Blumen waren darin abgeſtorben, ſogar der
ſchoͤne Traum der Liebe war darin verblichen,
im armen Herzen war nichts als Muth und
Gram, und damit ich das Schmerzlichſte ſage —
es war mein Herz.
Denſelben Tag war ich zur alten Vaterſtadt
zuruͤckgekehrt, aber ich wollte nicht darin uͤber¬
nachten und ſehnte mich nach Godesberg, um
zu den Fuͤßen meiner Freundin mich niederzu¬
ſetzen und von der kleinen Veronika zu erzaͤh¬
len. Ich hatte die lieben Graͤber beſucht.
Von allen lebenden Freunden und Verwandten
hatte ich nur einen Ohm und eine Muhme
wiedergefunden. Fand ich auch ſonſt noch be¬
kannte Geſtalten auf der Straße, ſo kannte
mich doch niemand mehr, und die Stadt ſelbſt
ſah mich an mit fremden Augen, viele Haͤuſer
waren unterdeſſen neu angeſtrichen worden, aus
den Fenſtern guckten fremde Geſichter, um die
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/220>, abgerufen am 22.11.2024.
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