Und deine tausend Adern seh' ich bluten, Und seh', wie deine Wunde klaffend aufreißt, Und wild hervorströmt Flamm' und Rauch und Blut. Ich seh' die Riesensöhn' der alten Nacht, Sie steigen aus der Erde off'nem Schlund, Und schwingen rothe Fackeln in den Händen, Und legen ihre Eisenleiter an, Und stürmen wild hinauf zur Himmelsveste; Und schwarze Zwerge klettern nach; und knisternd Zerstieben droben alle goldnen Sterne. Mit frecher Hand reißt man den goldnen Vorhang Vom Zelte Gottes, heulend stürzen nieder, Auf's Angesicht, die frommen Engelschaaren. Auf seinem Throne sitzt der bleiche Gott, Reißt sich vom Haupt' die Kron', zerrauft sein Haar -- Und näher drängt heran die wilde Rotte; Die Riesen werfen ihre rothen Fackeln In's Reich der Ewigkeit, die Zwerge schlagen Mit Flammengeißeln auf der Englein Rücken; Die winden sich und krümmen sich vor Qualen,
Und deine tauſend Adern ſeh' ich bluten, Und ſeh', wie deine Wunde klaffend aufreißt, Und wild hervorſtroͤmt Flamm' und Rauch und Blut. Ich ſeh' die Rieſenſoͤhn' der alten Nacht, Sie ſteigen aus der Erde off'nem Schlund, Und ſchwingen rothe Fackeln in den Haͤnden, Und legen ihre Eiſenleiter an, Und ſtuͤrmen wild hinauf zur Himmelsveſte; Und ſchwarze Zwerge klettern nach; und kniſternd Zerſtieben droben alle goldnen Sterne. Mit frecher Hand reißt man den goldnen Vorhang Vom Zelte Gottes, heulend ſtuͤrzen nieder, Auf's Angeſicht, die frommen Engelſchaaren. Auf ſeinem Throne ſitzt der bleiche Gott, Reißt ſich vom Haupt' die Kron', zerrauft ſein Haar — Und naͤher draͤngt heran die wilde Rotte; Die Rieſen werfen ihre rothen Fackeln In's Reich der Ewigkeit, die Zwerge ſchlagen Mit Flammengeißeln auf der Englein Ruͤcken; Die winden ſich und kruͤmmen ſich vor Qualen,
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Und deine tauſend Adern ſeh' ich bluten,
Und ſeh', wie deine Wunde klaffend aufreißt,
Und wild hervorſtroͤmt Flamm' und Rauch und Blut.
Ich ſeh' die Rieſenſoͤhn' der alten Nacht,
Sie ſteigen aus der Erde off'nem Schlund,
Und ſchwingen rothe Fackeln in den Haͤnden,
Und legen ihre Eiſenleiter an,
Und ſtuͤrmen wild hinauf zur Himmelsveſte;
Und ſchwarze Zwerge klettern nach; und kniſternd
Zerſtieben droben alle goldnen Sterne.
Mit frecher Hand reißt man den goldnen Vorhang
Vom Zelte Gottes, heulend ſtuͤrzen nieder,
Auf's Angeſicht, die frommen Engelſchaaren.
Auf ſeinem Throne ſitzt der bleiche Gott,
Reißt ſich vom Haupt' die Kron', zerrauft ſein
Haar —
Und naͤher draͤngt heran die wilde Rotte;
Die Rieſen werfen ihre rothen Fackeln
In's Reich der Ewigkeit, die Zwerge ſchlagen
Mit Flammengeißeln auf der Englein Ruͤcken;
Die winden ſich und kruͤmmen ſich vor Qualen,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/96>, abgerufen am 23.11.2024.
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