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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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des Gesprächs. Die Fensterscheiben des Hofraths
Schütz wurden exegetisch beleuchtet. Dann erzählte
man, daß die letzte Cour bey dem König von Cy¬
pern sehr glänzend gewesen sey, daß er einen natürli¬
chen Sohn erwählt, daß er sich eine lichtensteinsche
Prinzessin an's linke Bein antrauen lassen, daß er
die Staatsmaitresse abgedankt, und daß das ganze
gerührte Ministerium vorschriftmäßig geweint habe.
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß sich die¬
ses auf Hallesche Bierwürden bezieht. Hernach ka¬
men die zwey Chinesen auf's Tapet, die sich vor
zwey Jahren in Berlin sehen ließen, und jetzt in
Halle zu Privat-Dozenten der chinesischen Aesthetik
abgerichtet werden. Nun wurden Witze gerissen.
Man setzte den Fall: ein Deutscher ließe sich in
China für Geld sehen; und zu diesem Zweck wurde
ein Anschlag-Zettel geschmiedet, worin die Manda¬
rinen Tsching-Tsching-Tschung und Hi-Ha-Ho
begutachteten, daß es ein echter Deutscher sey, worin
ferner seine Kunststücke aufgerechnet wurden, die
hauptsächlich in Philosophiren, Tabackrauchen und

des Geſpraͤchs. Die Fenſterſcheiben des Hofraths
Schuͤtz wurden exegetiſch beleuchtet. Dann erzaͤhlte
man, daß die letzte Cour bey dem Koͤnig von Cy¬
pern ſehr glaͤnzend geweſen ſey, daß er einen natuͤrli¬
chen Sohn erwaͤhlt, daß er ſich eine lichtenſteinſche
Prinzeſſin an's linke Bein antrauen laſſen, daß er
die Staatsmaitreſſe abgedankt, und daß das ganze
geruͤhrte Miniſterium vorſchriftmaͤßig geweint habe.
Ich brauche wohl nicht zu erwaͤhnen, daß ſich die¬
ſes auf Halleſche Bierwuͤrden bezieht. Hernach ka¬
men die zwey Chineſen auf's Tapet, die ſich vor
zwey Jahren in Berlin ſehen ließen, und jetzt in
Halle zu Privat-Dozenten der chineſiſchen Aeſthetik
abgerichtet werden. Nun wurden Witze geriſſen.
Man ſetzte den Fall: ein Deutſcher ließe ſich in
China fuͤr Geld ſehen; und zu dieſem Zweck wurde
ein Anſchlag-Zettel geſchmiedet, worin die Manda¬
rinen Tſching-Tſching-Tſchung und Hi-Ha-Ho
begutachteten, daß es ein echter Deutſcher ſey, worin
ferner ſeine Kunſtſtuͤcke aufgerechnet wurden, die
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[214/0226] des Geſpraͤchs. Die Fenſterſcheiben des Hofraths Schuͤtz wurden exegetiſch beleuchtet. Dann erzaͤhlte man, daß die letzte Cour bey dem Koͤnig von Cy¬ pern ſehr glaͤnzend geweſen ſey, daß er einen natuͤrli¬ chen Sohn erwaͤhlt, daß er ſich eine lichtenſteinſche Prinzeſſin an's linke Bein antrauen laſſen, daß er die Staatsmaitreſſe abgedankt, und daß das ganze geruͤhrte Miniſterium vorſchriftmaͤßig geweint habe. Ich brauche wohl nicht zu erwaͤhnen, daß ſich die¬ ſes auf Halleſche Bierwuͤrden bezieht. Hernach ka¬ men die zwey Chineſen auf's Tapet, die ſich vor zwey Jahren in Berlin ſehen ließen, und jetzt in Halle zu Privat-Dozenten der chineſiſchen Aeſthetik abgerichtet werden. Nun wurden Witze geriſſen. Man ſetzte den Fall: ein Deutſcher ließe ſich in China fuͤr Geld ſehen; und zu dieſem Zweck wurde ein Anſchlag-Zettel geſchmiedet, worin die Manda¬ rinen Tſching-Tſching-Tſchung und Hi-Ha-Ho begutachteten, daß es ein echter Deutſcher ſey, worin ferner ſeine Kunſtſtuͤcke aufgerechnet wurden, die hauptſaͤchlich in Philoſophiren, Tabackrauchen und

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/226>, abgerufen am 17.05.2024.