die Gefühle der Liebe, ergossen sich sehnsüchtig in die weite Nacht. Die Blumen im Garten unter meinem Fenster dufteten stärker. Düfte sind die Gefühle der Blumen, und wie das Menschenherz, in der Nacht, wo es sich einsam und unbelauscht glaubt, stärker fühlt, so scheinen auch die Blumen, sinnig verschämt, erst die umhüllende Dunkelheit zu erwarten, um sich gänzlich ihren Gefühlen hinzuge¬ ben, und sie auszuhauchen in süßen Düften. -- Ergießt Euch, Ihr Düfte meines Herzens! und sucht hinter jenen Bergen die Geliebte meiner Träume! Sie liegt jetzt schon und schläft; zu ihren Füßen knieen Engel, und wenn sie im Schlafe lächelt, so ist es ein Gebet, das die Engel nach¬ beten; in ihrer Brust liegt der Himmel mit allen seinen Seligkeiten, und wenn sie athmet, so bebt mein Herz in der Ferne; hinter den seidnen Wim¬ pern ihrer Augen ist die Sonne untergegangen, und wenn sie die Augen wieder aufschlägt, so ist es Tag, und die Vögel singen, und die Heerden¬ glöckchen läuten, und die Berge schimmern in ihren
die Gefuͤhle der Liebe, ergoſſen ſich ſehnſuͤchtig in die weite Nacht. Die Blumen im Garten unter meinem Fenſter dufteten ſtaͤrker. Duͤfte ſind die Gefuͤhle der Blumen, und wie das Menſchenherz, in der Nacht, wo es ſich einſam und unbelauſcht glaubt, ſtaͤrker fuͤhlt, ſo ſcheinen auch die Blumen, ſinnig verſchaͤmt, erſt die umhuͤllende Dunkelheit zu erwarten, um ſich gaͤnzlich ihren Gefuͤhlen hinzuge¬ ben, und ſie auszuhauchen in ſuͤßen Duͤften. — Ergießt Euch, Ihr Duͤfte meines Herzens! und ſucht hinter jenen Bergen die Geliebte meiner Traͤume! Sie liegt jetzt ſchon und ſchlaͤft; zu ihren Fuͤßen knieen Engel, und wenn ſie im Schlafe laͤchelt, ſo iſt es ein Gebet, das die Engel nach¬ beten; in ihrer Bruſt liegt der Himmel mit allen ſeinen Seligkeiten, und wenn ſie athmet, ſo bebt mein Herz in der Ferne; hinter den ſeidnen Wim¬ pern ihrer Augen iſt die Sonne untergegangen, und wenn ſie die Augen wieder aufſchlaͤgt, ſo iſt es Tag, und die Voͤgel ſingen, und die Heerden¬ gloͤckchen laͤuten, und die Berge ſchimmern in ihren
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die Gefuͤhle der Liebe, ergoſſen ſich ſehnſuͤchtig in
die weite Nacht. Die Blumen im Garten unter
meinem Fenſter dufteten ſtaͤrker. Duͤfte ſind die
Gefuͤhle der Blumen, und wie das Menſchenherz,
in der Nacht, wo es ſich einſam und unbelauſcht
glaubt, ſtaͤrker fuͤhlt, ſo ſcheinen auch die Blumen,
ſinnig verſchaͤmt, erſt die umhuͤllende Dunkelheit zu
erwarten, um ſich gaͤnzlich ihren Gefuͤhlen hinzuge¬
ben, und ſie auszuhauchen in ſuͤßen Duͤften. —
Ergießt Euch, Ihr Duͤfte meines Herzens! und
ſucht hinter jenen Bergen die Geliebte meiner
Traͤume! Sie liegt jetzt ſchon und ſchlaͤft; zu
ihren Fuͤßen knieen Engel, und wenn ſie im Schlafe
laͤchelt, ſo iſt es ein Gebet, das die Engel nach¬
beten; in ihrer Bruſt liegt der Himmel mit allen
ſeinen Seligkeiten, und wenn ſie athmet, ſo bebt
mein Herz in der Ferne; hinter den ſeidnen Wim¬
pern ihrer Augen iſt die Sonne untergegangen,
und wenn ſie die Augen wieder aufſchlaͤgt, ſo iſt
es Tag, und die Voͤgel ſingen, und die Heerden¬
gloͤckchen laͤuten, und die Berge ſchimmern in ihren
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/181>, abgerufen am 04.12.2024.
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