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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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weiß und es selbst verzehrt! Nur der Kaffee nach
Tische wurde mir verleidet, indem sich ein junger
Mensch diskursirend zu mir setzte und so entsetzlich
schwadronirte, daß mir die Milch auf dem Tische
sauer wurde. Es war ein junger Handlungsbeflisse¬
ner mit fünf und zwanzig bunten Westen und eben
so viel goldenen Petschaften, Ringen, Brustnadeln
u. s. w. Er sah aus wie ein Affe, der eine rothe
Jacke angezogen hat und nun zu sich selber sagt:
Kleider machen Leute. Eine ganze Menge Chara¬
den wußte er auswendig, so wie auch Anecdoten,
die er immer da anbrachte, wo sie am wenigsten pa߬
ten. Er fragte mich, was es in Göttingen Neues
gäbe, und ich erzählte ihm: daß vor meiner Ab¬
reise von dort ein Decret des academischen Senats
erschienen, worin bey drey Thaler Strafe verboten
wird, den Hunden die Schwänze abzuschneiden,
indem die tollen Hunde in den Hundstagen die
Schwänze zwischen den Beinen tragen, und man
sie dadurch von den Nicht-Tollen unterscheidet, was
doch nicht geschehen könnte, wenn sie gar keine

weiß und es ſelbſt verzehrt! Nur der Kaffee nach
Tiſche wurde mir verleidet, indem ſich ein junger
Menſch diskurſirend zu mir ſetzte und ſo entſetzlich
ſchwadronirte, daß mir die Milch auf dem Tiſche
ſauer wurde. Es war ein junger Handlungsbefliſſe¬
ner mit fuͤnf und zwanzig bunten Weſten und eben
ſo viel goldenen Petſchaften, Ringen, Bruſtnadeln
u. ſ. w. Er ſah aus wie ein Affe, der eine rothe
Jacke angezogen hat und nun zu ſich ſelber ſagt:
Kleider machen Leute. Eine ganze Menge Chara¬
den wußte er auswendig, ſo wie auch Anecdoten,
die er immer da anbrachte, wo ſie am wenigſten pa߬
ten. Er fragte mich, was es in Goͤttingen Neues
gaͤbe, und ich erzaͤhlte ihm: daß vor meiner Ab¬
reiſe von dort ein Decret des academiſchen Senats
erſchienen, worin bey drey Thaler Strafe verboten
wird, den Hunden die Schwaͤnze abzuſchneiden,
indem die tollen Hunde in den Hundstagen die
Schwaͤnze zwiſchen den Beinen tragen, und man
ſie dadurch von den Nicht-Tollen unterſcheidet, was
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[142/0154] weiß und es ſelbſt verzehrt! Nur der Kaffee nach Tiſche wurde mir verleidet, indem ſich ein junger Menſch diskurſirend zu mir ſetzte und ſo entſetzlich ſchwadronirte, daß mir die Milch auf dem Tiſche ſauer wurde. Es war ein junger Handlungsbefliſſe¬ ner mit fuͤnf und zwanzig bunten Weſten und eben ſo viel goldenen Petſchaften, Ringen, Bruſtnadeln u. ſ. w. Er ſah aus wie ein Affe, der eine rothe Jacke angezogen hat und nun zu ſich ſelber ſagt: Kleider machen Leute. Eine ganze Menge Chara¬ den wußte er auswendig, ſo wie auch Anecdoten, die er immer da anbrachte, wo ſie am wenigſten pa߬ ten. Er fragte mich, was es in Goͤttingen Neues gaͤbe, und ich erzaͤhlte ihm: daß vor meiner Ab¬ reiſe von dort ein Decret des academiſchen Senats erſchienen, worin bey drey Thaler Strafe verboten wird, den Hunden die Schwaͤnze abzuſchneiden, indem die tollen Hunde in den Hundstagen die Schwaͤnze zwiſchen den Beinen tragen, und man ſie dadurch von den Nicht-Tollen unterſcheidet, was doch nicht geſchehen koͤnnte, wenn ſie gar keine

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/154>, abgerufen am 28.11.2024.