Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Sonette. An A. W. v. Schlegel. Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret, Schönpflästerchen auf den geschminkten Wangen, Mit Schnabelschuh'n, mit Stickerei'n behangen, Mit Thurmfrisur, und wespengleich geschnüret; So war die Aftermuse ausstaffiret, Als sie einst kam, dich liebend zu umfangen. Du bist ihr aber aus dem Weg gegangen, Und irrtest fort von dunkelm Trieb geführet. Da fandest du ein Schloß in alter Wildniß, Und drinnen lag, wie'n holdes Marmorbildniß, Die schönste Maid in Zauberschlaf versunken. Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße Aufwachte lächelnd Deutschlands ächte Muse, Und sank in deine Arme liebestrunken. Sonette. An A. W. v. Schlegel. Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret, Schönpfläſterchen auf den geſchminkten Wangen, Mit Schnabelſchuh'n, mit Stickerei'n behangen, Mit Thurmfriſur, und wespengleich geſchnüret; So war die Aftermuſe ausſtaffiret, Als ſie einſt kam, dich liebend zu umfangen. Du biſt ihr aber aus dem Weg gegangen, Und irrteſt fort von dunkelm Trieb geführet. Da fandeſt du ein Schloß in alter Wildniß, Und drinnen lag, wie'n holdes Marmorbildniß, Die ſchönſte Maid in Zauberſchlaf verſunken. Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße Aufwachte lächelnd Deutſchlands ächte Muſe, Und ſank in deine Arme liebestrunken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0099" n="91"/> </div> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Sonette</hi>.<lb/></head> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">An A. W. v. Schlegel</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret,</l><lb/> <l>Schönpfläſterchen auf den geſchminkten Wangen,</l><lb/> <l>Mit Schnabelſchuh'n, mit Stickerei'n behangen,</l><lb/> <l>Mit Thurmfriſur, und wespengleich geſchnüret;</l><lb/> <l>So war die Aftermuſe ausſtaffiret,</l><lb/> <l>Als ſie einſt kam, dich liebend zu umfangen.</l><lb/> <l>Du biſt ihr aber aus dem Weg gegangen,</l><lb/> <l>Und irrteſt fort von dunkelm Trieb geführet.</l><lb/> <l>Da fandeſt du ein Schloß in alter Wildniß,</l><lb/> <l>Und drinnen lag, wie'n holdes Marmorbildniß,</l><lb/> <l>Die ſchönſte Maid in Zauberſchlaf verſunken.</l><lb/> <l>Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße</l><lb/> <l>Aufwachte lächelnd Deutſchlands ächte Muſe,</l><lb/> <l>Und ſank in deine Arme liebestrunken.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0099]
Sonette.
An A. W. v. Schlegel.
Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret,
Schönpfläſterchen auf den geſchminkten Wangen,
Mit Schnabelſchuh'n, mit Stickerei'n behangen,
Mit Thurmfriſur, und wespengleich geſchnüret;
So war die Aftermuſe ausſtaffiret,
Als ſie einſt kam, dich liebend zu umfangen.
Du biſt ihr aber aus dem Weg gegangen,
Und irrteſt fort von dunkelm Trieb geführet.
Da fandeſt du ein Schloß in alter Wildniß,
Und drinnen lag, wie'n holdes Marmorbildniß,
Die ſchönſte Maid in Zauberſchlaf verſunken.
Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße
Aufwachte lächelnd Deutſchlands ächte Muſe,
Und ſank in deine Arme liebestrunken.
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