Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
VIII.
Die Heimführung.

Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb,
Du mußt mit mir wandern
Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
In dem trüben, kalten, traurigen Hause,
Wo meine Mutter am Eingang kau'rt,
Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt.
"Laß ab von mir, du finstrer Mann!
Wer hat dich gerufen?
Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,
Dein Auge sprüht, deine Wang' ist weiß;
Ich aber will mich lustig freu'n
An Rosenduft und Sonnenschein."
Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn',
Mein süßes Liebchen!
Hüll' ein dich im weiten, weißwallenden Schleier,
Spiel fein auf den Saiten der schallenden Leyer,
Und singe ein Hochzeitlied dabei;
Der Nachtwind pfeift die Melodei.

VIII.
Die Heimführung.

Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb,
Du mußt mit mir wandern
Nach der lieben, alten, ſchaurigen Klauſe,
In dem trüben, kalten, traurigen Hauſe,
Wo meine Mutter am Eingang kau'rt,
Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt.
„Laß ab von mir, du finſtrer Mann!
Wer hat dich gerufen?
Dein Odem glüht, deine Hand iſt Eis,
Dein Auge ſprüht, deine Wang' iſt weiß;
Ich aber will mich luſtig freu'n
An Roſenduft und Sonnenſchein.“
Laß duften die Roſen, laß ſcheinen die Sonn',
Mein ſüßes Liebchen!
Hüll' ein dich im weiten, weißwallenden Schleier,
Spiel fein auf den Saiten der ſchallenden Leyer,
Und ſinge ein Hochzeitlied dabei;
Der Nachtwind pfeift die Melodei.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0069" n="61"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/><hi rendition="#g">Die Heimführung</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb,</l><lb/>
                <l>Du mußt mit mir wandern</l><lb/>
                <l>Nach der lieben, alten, &#x017F;chaurigen Klau&#x017F;e,</l><lb/>
                <l>In dem trüben, kalten, traurigen Hau&#x017F;e,</l><lb/>
                <l>Wo meine Mutter am Eingang kau'rt,</l><lb/>
                <l>Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>&#x201E;Laß ab von mir, du fin&#x017F;trer Mann!</l><lb/>
                <l>Wer hat dich gerufen?</l><lb/>
                <l>Dein Odem glüht, deine Hand i&#x017F;t Eis,</l><lb/>
                <l>Dein Auge &#x017F;prüht, deine Wang' i&#x017F;t weiß;</l><lb/>
                <l>Ich aber will mich lu&#x017F;tig freu'n</l><lb/>
                <l>An Ro&#x017F;enduft und Sonnen&#x017F;chein.&#x201C;</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Laß duften die Ro&#x017F;en, laß &#x017F;cheinen die Sonn',</l><lb/>
                <l>Mein &#x017F;üßes Liebchen!</l><lb/>
                <l>Hüll' ein dich im weiten, weißwallenden Schleier,</l><lb/>
                <l>Spiel fein auf den Saiten der &#x017F;challenden Leyer,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;inge ein Hochzeitlied dabei;</l><lb/>
                <l>Der Nachtwind pfeift die Melodei.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0069] VIII. Die Heimführung. Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb, Du mußt mit mir wandern Nach der lieben, alten, ſchaurigen Klauſe, In dem trüben, kalten, traurigen Hauſe, Wo meine Mutter am Eingang kau'rt, Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt. „Laß ab von mir, du finſtrer Mann! Wer hat dich gerufen? Dein Odem glüht, deine Hand iſt Eis, Dein Auge ſprüht, deine Wang' iſt weiß; Ich aber will mich luſtig freu'n An Roſenduft und Sonnenſchein.“ Laß duften die Roſen, laß ſcheinen die Sonn', Mein ſüßes Liebchen! Hüll' ein dich im weiten, weißwallenden Schleier, Spiel fein auf den Saiten der ſchallenden Leyer, Und ſinge ein Hochzeitlied dabei; Der Nachtwind pfeift die Melodei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/69
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/69>, abgerufen am 21.11.2024.