Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Tausend weiße Blüthenflocken Haben ihren Duft ergossen. Aber sage mir, Geliebte, Ist dein Herz mir ganz gewogen? "Ja, ich liebe dich, Geliebter, Bei dem Heiland sey's geschworen, Den die gottverfluchten Juden Boshaft tückisch einst ermordet." Laß den Heiland und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend. In der Ferne schwanken traumhaft Weiße Liljen, lichtumflossen. Weiße Liljen, lichtumflossen, Blicken nach den Sternen droben. Aber sage mir, Geliebte, Hast du auch nicht falsch geschworen. "Falsch ist nicht in mir, Geliebter,
Wie in meiner Brust kein Tropfen Blut ist von dem Blut der Mohren Und des schmutz'gen Judenvolkes." Tauſend weiße Blüthenflocken Haben ihren Duft ergoſſen. Aber ſage mir, Geliebte, Iſt dein Herz mir ganz gewogen? „Ja, ich liebe dich, Geliebter, Bei dem Heiland ſey's geſchworen, Den die gottverfluchten Juden Boshaft tückiſch einſt ermordet.“ Laß den Heiland und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich koſend. In der Ferne ſchwanken traumhaft Weiße Liljen, lichtumfloſſen. Weiße Liljen, lichtumfloſſen, Blicken nach den Sternen droben. Aber ſage mir, Geliebte, Haſt du auch nicht falſch geſchworen. „Falſch iſt nicht in mir, Geliebter,
Wie in meiner Bruſt kein Tropfen Blut iſt von dem Blut der Mohren Und des ſchmutz'gen Judenvolkes.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0277" n="269"/> <lg n="10"> <l>Tauſend weiße Blüthenflocken</l><lb/> <l>Haben ihren Duft ergoſſen.</l><lb/> <l>Aber ſage mir, Geliebte,</l><lb/> <l>Iſt dein Herz mir ganz gewogen?</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>„Ja, ich liebe dich, Geliebter,</l><lb/> <l>Bei dem Heiland ſey's geſchworen,</l><lb/> <l>Den die gottverfluchten Juden</l><lb/> <l>Boshaft tückiſch einſt ermordet.“</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Laß den Heiland und die Juden,</l><lb/> <l>Spricht der Ritter, freundlich koſend.</l><lb/> <l>In der Ferne ſchwanken traumhaft</l><lb/> <l>Weiße Liljen, lichtumfloſſen.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Weiße Liljen, lichtumfloſſen,</l><lb/> <l>Blicken nach den Sternen droben.</l><lb/> <l>Aber ſage mir, Geliebte,</l><lb/> <l>Haſt du auch nicht falſch geſchworen.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>„Falſch iſt nicht in mir, Geliebter,</l><lb/> <l>Wie in meiner Bruſt kein Tropfen</l><lb/> <l>Blut iſt von dem Blut der Mohren</l><lb/> <l>Und des ſchmutz'gen Judenvolkes.“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0277]
Tauſend weiße Blüthenflocken
Haben ihren Duft ergoſſen.
Aber ſage mir, Geliebte,
Iſt dein Herz mir ganz gewogen?
„Ja, ich liebe dich, Geliebter,
Bei dem Heiland ſey's geſchworen,
Den die gottverfluchten Juden
Boshaft tückiſch einſt ermordet.“
Laß den Heiland und die Juden,
Spricht der Ritter, freundlich koſend.
In der Ferne ſchwanken traumhaft
Weiße Liljen, lichtumfloſſen.
Weiße Liljen, lichtumfloſſen,
Blicken nach den Sternen droben.
Aber ſage mir, Geliebte,
Haſt du auch nicht falſch geſchworen.
„Falſch iſt nicht in mir, Geliebter,
Wie in meiner Bruſt kein Tropfen
Blut iſt von dem Blut der Mohren
Und des ſchmutz'gen Judenvolkes.“
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