Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.XXXIX. Manch Bild vergessener Zeiten Steigt auf aus seinem Grab, Und zeigt wie in deiner Nähe Ich einst gelebet hab'. Am Tage schwankte ich träumend Durch alle Straßen herum; Die Leute verwundert mich ansah'n, Ich war so traurig und stumm. Des Nachts da war es besser, Da waren die Straßen leer; Ich und mein Schatten selbander, Wir wandelten schweigend einher. Mit wiederhallendem Fußtritt
Wandelt ich über die Brück'; Der Mond brach aus den Wolken, Und grüßte mit ernstem Blick'. XXXIX. Manch Bild vergeſſener Zeiten Steigt auf aus ſeinem Grab, Und zeigt wie in deiner Nähe Ich einſt gelebet hab'. Am Tage ſchwankte ich träumend Durch alle Straßen herum; Die Leute verwundert mich anſah'n, Ich war ſo traurig und ſtumm. Des Nachts da war es beſſer, Da waren die Straßen leer; Ich und mein Schatten ſelbander, Wir wandelten ſchweigend einher. Mit wiederhallendem Fußtritt
Wandelt ich über die Brück'; Der Mond brach aus den Wolken, Und grüßte mit ernſtem Blick'. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0150" n="142"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XXXIX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Manch Bild vergeſſener Zeiten</l><lb/> <l>Steigt auf aus ſeinem Grab,</l><lb/> <l>Und zeigt wie in deiner Nähe</l><lb/> <l>Ich einſt gelebet hab'.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Am Tage ſchwankte ich träumend</l><lb/> <l>Durch alle Straßen herum;</l><lb/> <l>Die Leute verwundert mich anſah'n,</l><lb/> <l>Ich war ſo traurig und ſtumm.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Des Nachts da war es beſſer,</l><lb/> <l>Da waren die Straßen leer;</l><lb/> <l>Ich und mein Schatten ſelbander,</l><lb/> <l>Wir wandelten ſchweigend einher.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Mit wiederhallendem Fußtritt</l><lb/> <l>Wandelt ich über die Brück';</l><lb/> <l>Der Mond brach aus den Wolken,</l><lb/> <l>Und grüßte mit ernſtem Blick'.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0150]
XXXIX.
Manch Bild vergeſſener Zeiten
Steigt auf aus ſeinem Grab,
Und zeigt wie in deiner Nähe
Ich einſt gelebet hab'.
Am Tage ſchwankte ich träumend
Durch alle Straßen herum;
Die Leute verwundert mich anſah'n,
Ich war ſo traurig und ſtumm.
Des Nachts da war es beſſer,
Da waren die Straßen leer;
Ich und mein Schatten ſelbander,
Wir wandelten ſchweigend einher.
Mit wiederhallendem Fußtritt
Wandelt ich über die Brück';
Der Mond brach aus den Wolken,
Und grüßte mit ernſtem Blick'.
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