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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den

IX. Allhier hörten unsere Discour-
sant
en auf einen Pfad zutretten/
und übernahmen theils die beschönung
solcher Bücher/ theils wolten ihnen
nicht besser als vorerwehnten Lock-
Aassen der Ueppigkeit deferiren. Di-
ser Zwist scheinet eben so wichtig/ als
der Streit der Trojanischen Gran-
des;
als die Griechische Allierte we-
gen der entführten Helena das
Schwert entbotten; ob man die Un-
glücks-schuldige Dirn fortjagen/ wie
die recht-gesinnete mit Antenor ver-
Nomeri
Iliad. H.
meinet/ oder ob man sie in Schutz nem-
men/ und die Sach auf des Rappiers
Spitze solt kommen lassen? wird also
nicht unthunlich seyn/ dises curieuse
Wort-Gefecht etwas weitläuffiger
mit hoffender Ergezung abzuhören.

X. Weil nicht zuhoffen steht/ (also
begonne die einte Meinung/) daß die
jenige so in den Romanen bewandert/
und ihre beste Zeit under disen Blät-
tern verscharret haben/ die schädlich-
keit derselben mercken oder erklären
werden: Wie auch diejenige/ so in ei-
nem übel-riechenden Gemach lang
gestecket/ dessen stanck letstlich weder
zufühlen noch zugestehen pflegen; Als

wird
Diſcours von den

IX. Allhier hoͤrten unſere Diſcour-
ſant
en auf einen Pfad zutretten/
und uͤbernahmen theils die beſchoͤnung
ſolcher Buͤcher/ theils wolten ihnen
nicht beſſer als vorerwehnten Lock-
Aaſſen der Ueppigkeit deferiren. Di-
ſer Zwiſt ſcheinet eben ſo wichtig/ als
der Streit der Trojaniſchen Gran-
des;
als die Griechiſche Allierte we-
gen der entfuͤhrten Helena das
Schwert entbotten; ob man die Un-
gluͤcks-ſchuldige Dirn fortjagen/ wie
die recht-geſinnete mit Antenor ver-
Nomeri
Iliad. H.
meinet/ oder ob man ſie in Schutz nem-
men/ und die Sach auf des Rappiers
Spitze ſolt kommen laſſen? wird alſo
nicht unthunlich ſeyn/ diſes curieuſe
Wort-Gefecht etwas weitlaͤuffiger
mit hoffender Ergezung abzuhoͤren.

X. Weil nicht zuhoffen ſteht/ (alſo
begonne die einte Meinung/) daß die
jenige ſo in den Romanen bewandert/
und ihre beſte Zeit under diſen Blaͤt-
tern verſcharret haben/ die ſchaͤdlich-
keit derſelben mercken oder erklaͤren
werden: Wie auch diejenige/ ſo in ei-
nem uͤbel-riechenden Gemach lang
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[12/0060] Diſcours von den IX. Allhier hoͤrten unſere Diſcour- ſanten auf einen Pfad zutretten/ und uͤbernahmen theils die beſchoͤnung ſolcher Buͤcher/ theils wolten ihnen nicht beſſer als vorerwehnten Lock- Aaſſen der Ueppigkeit deferiren. Di- ſer Zwiſt ſcheinet eben ſo wichtig/ als der Streit der Trojaniſchen Gran- des; als die Griechiſche Allierte we- gen der entfuͤhrten Helena das Schwert entbotten; ob man die Un- gluͤcks-ſchuldige Dirn fortjagen/ wie die recht-geſinnete mit Antenor ver- meinet/ oder ob man ſie in Schutz nem- men/ und die Sach auf des Rappiers Spitze ſolt kommen laſſen? wird alſo nicht unthunlich ſeyn/ diſes curieuſe Wort-Gefecht etwas weitlaͤuffiger mit hoffender Ergezung abzuhoͤren. Nomeri Iliad. H. X. Weil nicht zuhoffen ſteht/ (alſo begonne die einte Meinung/) daß die jenige ſo in den Romanen bewandert/ und ihre beſte Zeit under diſen Blaͤt- tern verſcharret haben/ die ſchaͤdlich- keit derſelben mercken oder erklaͤren werden: Wie auch diejenige/ ſo in ei- nem uͤbel-riechenden Gemach lang geſtecket/ deſſen ſtanck letſtlich weder zufuͤhlen noch zugeſtehen pflegen; Als wird

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/60>, abgerufen am 04.05.2024.