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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
gescheid ist/ weist wol was beide damit
sagen wollen/ aber heist nicht dises den
einfeltigen den Mittelfinger vorreken/
und sie noch närrischer machen?

LXIX. Noch weiter wurde erwo-
gen/ daß der alten Fabel-Arden/ und
Poetische Gedicht ihren geheimen sehr
Videatur
Coel.
Rhod. X.
6.
sinnreichen Verstand hätten/ und un-
der menschlichen/ Göttlichen und an-
dern Nahmen und Händlen/ sittliche/
Physicalische/ und andre Ding zim-
lich accurat vorstellten/ und also nicht
Horat. ad
Loll.
eben belustigen/ sonder auch etwarzu
nützten wie Horatius sagt/ der sonder-
lich den Homerum deßwegen rühmt.

Qui quid sit pulchrum, quid turpe
quid utile, quid non?
Plenius & melius Chrysippo & Cran-
tore dicit.

Was nutz und schädlich ist/ was
schön und häßlich heist/
Kein Crantor und Chrysipp so wol
zubilden weist.

Homerus, Virgilii AEneis, Marcia-
nus Capella, Apuleji Psyche
und
vil andre waren nicht so fast Romans,
alß Politische Physicalische und sitt-
liche Compendia. Dises kan man
(wurde gesagt:) von den heutigen Ro-

ma-

Diſcours von den Rom.
geſcheid iſt/ weiſt wol was beide damit
ſagen wollen/ aber heiſt nicht diſes den
einfeltigen den Mittelfinger vorꝛeken/
und ſie noch naͤrꝛiſcher machen?

LXIX. Noch weiter wurde erwo-
gen/ daß der alten Fabel-Arden/ und
Poëtiſche Gedicht ihren geheimen ſehr
Videatur
Cœl.
Rhod. X.
6.
ſinnreichen Verſtand haͤtten/ und un-
der menſchlichen/ Goͤttlichen und an-
dern Nahmen und Haͤndlen/ ſittliche/
Phyſicaliſche/ und andre Ding zim-
lich accurat vorſtellten/ und alſo nicht
Horat. ad
Loll.
eben beluſtigen/ ſonder auch etwarzu
nuͤtzten wie Horatius ſagt/ der ſonder-
lich den Homerum deßwegẽ ruͤhmt.

Qui quid ſit pulchrum, quid turpe
quid utile, quid non?
Pleniùs & melius Chryſippo & Cran-
tore dicit.

Was nutz und ſchaͤdlich iſt/ was
ſchoͤn und haͤßlich heiſt/
Kein Crantor und Chryſipp ſo wol
zubilden weiſt.

Homerus, Virgilii Æneis, Marcia-
nus Capella, Apuleji Pſyche
und
vil andre waren nicht ſo faſt Romans,
alß Politiſche Phyſicaliſche und ſitt-
liche Compendia. Diſes kan man
(wurde geſagt:) von den heutigen Ro-

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[82/0130] Diſcours von den Rom. geſcheid iſt/ weiſt wol was beide damit ſagen wollen/ aber heiſt nicht diſes den einfeltigen den Mittelfinger vorꝛeken/ und ſie noch naͤrꝛiſcher machen? LXIX. Noch weiter wurde erwo- gen/ daß der alten Fabel-Arden/ und Poëtiſche Gedicht ihren geheimen ſehr ſinnreichen Verſtand haͤtten/ und un- der menſchlichen/ Goͤttlichen und an- dern Nahmen und Haͤndlen/ ſittliche/ Phyſicaliſche/ und andre Ding zim- lich accurat vorſtellten/ und alſo nicht eben beluſtigen/ ſonder auch etwarzu nuͤtzten wie Horatius ſagt/ der ſonder- lich den Homerum deßwegẽ ruͤhmt. Videatur Cœl. Rhod. X. 6. Horat. ad Loll. Qui quid ſit pulchrum, quid turpe quid utile, quid non? Pleniùs & melius Chryſippo & Cran- tore dicit. Was nutz und ſchaͤdlich iſt/ was ſchoͤn und haͤßlich heiſt/ Kein Crantor und Chryſipp ſo wol zubilden weiſt. Homerus, Virgilii Æneis, Marcia- nus Capella, Apuleji Pſyche und vil andre waren nicht ſo faſt Romans, alß Politiſche Phyſicaliſche und ſitt- liche Compendia. Diſes kan man (wurde geſagt:) von den heutigen Ro- ma-

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/130>, abgerufen am 25.11.2024.