Verhältniss, ist das sich gegenüberstehende ein Wis- sen theils von diesem rein einzelnen Selbst, theils von dem Wissen als allgemeinem. Hierin ist zugleich diss gesetzt, dass das dritte Moment, die Allgemeinheit oder das Wesen jedem der beyden gegenüberstehenden, nur als Wissen gilt; und den leeren noch übrigen Gegen- satz, heben sie endlich ebenso auf, und sind das Wis- sen des Ich -- Ich; dieses einzelne Selbst, das unmittelbar reines Wissen oder allgemeines ist.
Diese Versöhnung des Bewusstseyns mit dem Selbstbewusstseyn zeigt sich hiemit von der gedoppel- ten Seite zu Stande gebracht, das einemal im religiö- sen Geiste, das anderemal im Bewusstseyn selbst als solchem. Sie unterscheiden sich beyde so voneinan- der, das jene diese Versöhnung in der Form des An- sichseyns, diese in der Form des Fürsichseyns ist. Wie sie betrachtet worden, fallen sie zunächst auseinander; das Bewusstseyn ist in der Ordnung, in der uns seine Gestalten vorkamen, theils zu den einzelnen Momen- ten derselben, theils zu ihrer Vereinigung längst ge- kommen, ehe auch die Religion ihrem Gegenstande die Gestalt des wirklichen Selbstbewusstseyns gab. Die Vereinigung beyder Seiten ist noch nicht aufgezeigt; sie ist es, welche diese Reihe der Gestaltungen des Gei- stes beschliesst; denn in ihr kommt der Geist dazu, sich zu wissen nicht nur wie er an sich, oder nach sei- nem absoluten Inhalte, noch nur wie er für sich nach seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbst- bewusstseyns, sondern wie er an und für sich ist.
Verhältniſs, ist das sich gegenüberſtehende ein Wis- sen theils von diesem rein einzelnen Selbſt, theils von dem Wiſſen als allgemeinem. Hierin ist zugleich diſs gesetzt, daſs das dritte Moment, die Allgemeinheit oder das Wesen jedem der beyden gegenüberſtehenden, nur als Wiſſen gilt; und den leeren noch übrigen Gegen- satz, heben sie endlich ebenso auf, und sind das Wis- sen des Ich — Ich; dieses einzelne Selbſt, das unmittelbar reines Wiſſen oder allgemeines iſt.
Diese Versöhnung des Bewuſstseyns mit dem Selbstbewuſstseyn zeigt ſich hiemit von der gedoppel- ten Seite zu Stande gebracht, das einemal im religiö- sen Geiſte, das anderemal im Bewuſstseyn selbſt als solchem. Sie unterscheiden sich beyde so voneinan- der, das jene diese Versöhnung in der Form des An- ſichseyns, diese in der Form des Fürſichseyns iſt. Wie sie betrachtet worden, fallen sie zunächſt auseinander; das Bewuſstseyn iſt in der Ordnung, in der uns seine Geſtalten vorkamen, theils zu den einzelnen Momen- ten derselben, theils zu ihrer Vereinigung längſt ge- kommen, ehe auch die Religion ihrem Gegenſtande die Geſtalt des wirklichen Selbſtbewuſstſeyns gab. Die Vereinigung beyder Seiten iſt noch nicht aufgezeigt; ſie iſt es, welche diese Reihe der Geſtaltungen des Gei- ſtes beschlieſst; denn in ihr kommt der Geiſt dazu, sich zu wiſſen nicht nur wie er an ſich, oder nach sei- nem absoluten Inhalte, noch nur wie er für ſich nach seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbſt- bewuſstseyns, sondern wie er an und für ſich iſt.
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Verhältniſs, ist das sich gegenüberſtehende ein Wis-
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dem Wiſſen als allgemeinem. Hierin ist zugleich diſs
gesetzt, daſs das dritte Moment, die Allgemeinheit oder
das Wesen jedem der beyden gegenüberſtehenden, nur
als Wiſſen gilt; und den leeren noch übrigen Gegen-
satz, heben sie endlich ebenso auf, und sind das Wis-
sen des Ich — Ich; dieses einzelne Selbſt, das unmittelbar
reines Wiſſen oder allgemeines iſt.
Diese Versöhnung des Bewuſstseyns mit dem
Selbstbewuſstseyn zeigt ſich hiemit von der gedoppel-
ten Seite zu Stande gebracht, das einemal im religiö-
sen Geiſte, das anderemal im Bewuſstseyn selbſt als
solchem. Sie unterscheiden sich beyde so voneinan-
der, das jene diese Versöhnung in der Form des An-
ſichseyns, diese in der Form des Fürſichseyns iſt. Wie
sie betrachtet worden, fallen sie zunächſt auseinander;
das Bewuſstseyn iſt in der Ordnung, in der uns seine
Geſtalten vorkamen, theils zu den einzelnen Momen-
ten derselben, theils zu ihrer Vereinigung längſt ge-
kommen, ehe auch die Religion ihrem Gegenſtande
die Geſtalt des wirklichen Selbſtbewuſstſeyns gab. Die
Vereinigung beyder Seiten iſt noch nicht aufgezeigt;
ſie iſt es, welche diese Reihe der Geſtaltungen des Gei-
ſtes beschlieſst; denn in ihr kommt der Geiſt dazu,
sich zu wiſſen nicht nur wie er an ſich, oder nach sei-
nem absoluten Inhalte, noch nur wie er für ſich nach
seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbſt-
bewuſstseyns, sondern wie er an und für ſich iſt.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/857>, abgerufen am 23.11.2024.
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