und ebenso sind die Bestimmungen des Allgemeinen, nicht diss Allgemeine selbst. Das Subject selbst, und damit auch diss reine Allgemeine ist aber ossenbar als Selbst, denn diss ist eben diss in sich reflectirte Innre, das unmittelbar da, und die eigne Gewissheit desjeni- gen Selbsts ist, für welches es da ist. Diss -- seinem Be- griffe nach das offenbare zu seyn, -- ist also die wah- re Gestalt des Geistes, und diese seine Gestalt, der Be- griff, ist ebenso allein sein Wesen und Substanz. Er wird gewusst als Selbstbewusstseyn und ist diesem un- mittelbar offenbar, denn er ist dieses selbst; die göttli- che Natur ist dasselbe, was die menschliche ist, und diese Einheit ist es, die angeschaut wird.
Hier also ist in der That das Bewusstseyn oder die Weise, wie das Wesen für es selbst ist, seine Gestalt, seinem Selbstbewusstseyn gleich; diese Gestalt ist selbst ein Selbstbewusstseyn; sie ist damit zugleich seyender Gegenstand und dieses Seyn hat ebenso unmittelbar die Bedeutung des reinen Denkens, des absoluten Wesens. -- Das absolute Wesen, welches als ein wirkliches Selbstbewusstseyn da ist, scheint von seiner ewigen Einfachheit herabgestiegen zu seyn, aber in der That hat es damit erst sein höchstes Wesen erreicht. Denn der Begriff des Wesens, erst indem er seine einfache Reinheit erlangt hat, ist er die absolute Abstraction welche reines Denken und damit die reine Einzelnheit des Selbsts, so wie um seiner Einfachheit willen das Unmittelbare oder Seyn ist. -- Was das sinnliche Bewusst- seyn genannt wird, ist eben diese reine Abstraction,
und ebenſo ſind die Beſtimmungen des Allgemeinen, nicht diſs Allgemeine ſelbſt. Das Subject ſelbſt, und damit auch diſs reine Allgemeine iſt aber oſſenbar als Selbſt, denn diſs iſt eben diſs in ſich reflectirte Innre, das unmittelbar da, und die eigne Gewiſsheit desjeni- gen Selbſts iſt, für welches es da ist. Diſs — seinem Be- griffe nach das offenbare zu ſeyn, — ist alſo die wah- re Geſtalt des Geiſtes, und dieſe ſeine Geſtalt, der Be- griff, iſt ebenso allein ſein Weſen und Subſtanz. Er wird gewuſst als Selbſtbewuſstseyn und iſt dieſem un- mittelbar offenbar, denn er iſt dieſes ſelbſt; die göttli- che Natur iſt daſſelbe, was die menschliche ist, und dieſe Einheit iſt es, die angeſchaut wird.
Hier alſo iſt in der That das Bewuſstſeyn oder die Weiſe, wie das Weſen für es ſelbſt iſt, ſeine Geſtalt, ſeinem Selbſtbewuſstſeyn gleich; dieſe Geſtalt iſt selbſt ein Selbſtbewuſstſeyn; ſie iſt damit zugleich ſeyender Gegenſtand und dieſes Seyn hat ebenso unmittelbar die Bedeutung des reinen Denkens, des abſoluten Weſens. — Das absolute Weſen, welches als ein wirkliches Selbſtbewuſstſeyn da iſt, ſcheint von ſeiner ewigen Einfachheit herabgeſtiegen zu ſeyn, aber in der That hat es damit erſt ſein höchſtes Weſen erreicht. Denn der Begriff des Weſens, erſt indem er ſeine einfache Reinheit erlangt hat, iſt er die abſolute Abſtraction welche reines Denken und damit die reine Einzelnheit des Selbſts, ſo wie um ſeiner Einfachheit willen das Unmittelbare oder Seyn ist. — Was das ſinnliche Bewuſst- seyn genannt wird, iſt eben dieſe reine Abſtraction,
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das unmittelbar da, und die eigne Gewiſsheit desjeni-
gen Selbſts iſt, für welches es da ist. Diſs — seinem Be-
griffe nach das offenbare zu ſeyn, — ist alſo die wah-
re Geſtalt des Geiſtes, und dieſe ſeine Geſtalt, der Be-
griff, iſt ebenso allein ſein Weſen und Subſtanz. Er
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mittelbar offenbar, denn er iſt dieſes ſelbſt; die göttli-
che Natur iſt daſſelbe, was die menschliche ist, und
dieſe Einheit iſt es, die angeſchaut wird.
Hier alſo iſt in der That das Bewuſstſeyn oder die
Weiſe, wie das Weſen für es ſelbſt iſt, ſeine Geſtalt,
ſeinem Selbſtbewuſstſeyn gleich; dieſe Geſtalt iſt selbſt
ein Selbſtbewuſstſeyn; ſie iſt damit zugleich ſeyender
Gegenſtand und dieſes Seyn hat ebenso unmittelbar die
Bedeutung des reinen Denkens, des abſoluten Weſens.
— Das absolute Weſen, welches als ein wirkliches
Selbſtbewuſstſeyn da iſt, ſcheint von ſeiner ewigen
Einfachheit herabgeſtiegen zu ſeyn, aber in der That
hat es damit erſt ſein höchſtes Weſen erreicht. Denn
der Begriff des Weſens, erſt indem er ſeine einfache
Reinheit erlangt hat, iſt er die abſolute Abſtraction
welche reines Denken und damit die reine Einzelnheit
des Selbſts, ſo wie um ſeiner Einfachheit willen das
Unmittelbare oder Seyn ist. — Was das ſinnliche Bewuſst-
seyn genannt wird, iſt eben dieſe reine Abſtraction,
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/820>, abgerufen am 23.11.2024.
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