Die Evidenz dieses mangelhafften Erken- nens, auf welche die Mathematik stolz ist, und womit sie sich auch gegen die Philosophie brü- stet, beruht allein auf der Armuth ihres Zwecks und der Mangelhaftigkeit ihres Stoffs, und ist darum von einer Art, die die Philosophie ver- scmähen muss. -- Ihr Zweck oder Begriff ist die Grösse. Diss ist gerade das unwesentliche, be- grifflose Verhältnics. Die Bewegung des Wis- sens geht darum auf der Oberfläche vor, be- rührt nicht die Sache selbst, nicht das Wesen oder den Begriff, und ist desswegen kein Be- greiffen. -- Der Stoff, über den die Mathema- tik den erfreulichen Schatz von Wahrheiten ge- währt, ist der Raum und das Eins. Der Raum ist das Daseyn, worin der Begriff seine Unter- scheide einschreibt, als in ein leeres, todtes Element, worin sie ebenso unbewegt und leblos sind. Das Wirkliche ist nicht ein Räumliches, wie es in der Mathematik betrachtet wird; mit solcher Unwirklichkeit, als die Dinge der Ma- thematik sind, gibt sich weder das concrete sinn- liche Anschauen, noch die Philosophie ab. In solchem unwirklichen Elemente gibt es denn auch nur unwirkliches Wahres, d. h. fixirte, todte Sätze; bey jedem derselben kann aufge- hört werden; der folgende fängt für sich von
Die Evidenz dieſes mangelhafften Erken- nens, auf welche die Mathematik ſtolz iſt, und womit ſie ſich auch gegen die Philoſophie brü- ſtet, beruht allein auf der Armuth ihres Zwecks und der Mangelhaftigkeit ihres Stoffs, und iſt darum von einer Art, die die Philoſophie ver- ſcmähen muſs. — Ihr Zweck oder Begriff iſt die Gröſse. Diſs iſt gerade das unweſentliche, be- griffloſe Verhältnics. Die Bewegung des Wiſ- ſens geht darum auf der Oberfläche vor, be- rührt nicht die Sache ſelbſt, nicht das Weſen oder den Begriff, und iſt deſswegen kein Be- greiffen. — Der Stoff, über den die Mathema- tik den erfreulichen Schatz von Wahrheiten ge- währt, iſt der Raum und das Eins. Der Raum iſt das Daſeyn, worin der Begriff ſeine Unter- ſcheide einſchreibt, als in ein leeres, todtes Element, worin ſie ebenſo unbewegt und leblos ſind. Das Wirkliche iſt nicht ein Räumliches, wie es in der Mathematik betrachtet wird; mit ſolcher Unwirklichkeit, als die Dinge der Ma- thematik ſind, gibt ſich weder das concrete ſinn- liche Anſchauen, noch die Philoſophie ab. In ſolchem unwirklichen Elemente gibt es denn auch nur unwirkliches Wahres, d. h. fixirte, todte Sätze; bey jedem derſelben kann aufge- hört werden; der folgende fängt für ſich von
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[LII/0067]
Die Evidenz dieſes mangelhafften Erken-
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womit ſie ſich auch gegen die Philoſophie brü-
ſtet, beruht allein auf der Armuth ihres Zwecks
und der Mangelhaftigkeit ihres Stoffs, und iſt
darum von einer Art, die die Philoſophie ver-
ſcmähen muſs. — Ihr Zweck oder Begriff iſt die
Gröſse. Diſs iſt gerade das unweſentliche, be-
griffloſe Verhältnics. Die Bewegung des Wiſ-
ſens geht darum auf der Oberfläche vor, be-
rührt nicht die Sache ſelbſt, nicht das Weſen
oder den Begriff, und iſt deſswegen kein Be-
greiffen. — Der Stoff, über den die Mathema-
tik den erfreulichen Schatz von Wahrheiten ge-
währt, iſt der Raum und das Eins. Der Raum
iſt das Daſeyn, worin der Begriff ſeine Unter-
ſcheide einſchreibt, als in ein leeres, todtes
Element, worin ſie ebenſo unbewegt und leblos
ſind. Das Wirkliche iſt nicht ein Räumliches,
wie es in der Mathematik betrachtet wird; mit
ſolcher Unwirklichkeit, als die Dinge der Ma-
thematik ſind, gibt ſich weder das concrete ſinn-
liche Anſchauen, noch die Philoſophie ab. In
ſolchem unwirklichen Elemente gibt es denn
auch nur unwirkliches Wahres, d. h. fixirte,
todte Sätze; bey jedem derſelben kann aufge-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. LII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/67>, abgerufen am 22.11.2024.
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