Die absolute Freyheit hat also als reine Sichselbst- gleichheit des allgemeinen Willens die Negation, damit aber den Unterschied überhaupt an ihr, und entwickelt diesen wieder als wirklichen Unterschied. Denn die reine Negativität hat an dem sich selbstglei- chen allgemeinen Willen das Element des Bestehens oder die Substanz, worin ihre Momente sich realisi- ren, sie hat die Materie welche sie in ihre Bestimmt- heit verwenden kann; und insofern diese Substanz sich als das negative für das einzelne Bewusstseyn gezeigt hat, bildet sich also wieder die Organisation der geistigen Massen aus, denen die Menge der in- dividuellen Bewusstseyn zugetheilt wird. Diese, wel- che die Furcht ihres absoluten Herrn, des Todes empfunden, lassen sich die Negation und die Un- terschiede wieder gefallen, ordnen sich unter die Mas- sen, und kehren zu einem getheilten und beschrank- ten Werke, aber dadurch zu ihrer substantiellen Wirklichkeit zurück.
Der Geist wäre aus diesem Tumulte zu seinem Ausgangspunkte, der sittlichen und realen Welt der Bildung, zurückgeschleudert, welche durch die Furcht des Herrn, die wieder in die Gemüther gekommen, nur erfrischt und verjüngt worden. Der Geist müsste diesen Kreislauf der Nothwendigkeit von neuem durch- lauffen und immer wiederhohlen, wenn nur die voll- kommne Durchdringung des Selbstbewusstseyns und der Substanz, das Resultat wäre, -- eine Durchdrin- gung, worin das Selbstbewusstseyn, das die gegen es
Die abſolute Freyheit hat alſo als reine Sichſelbſt- gleichheit des allgemeinen Willens die Negation, damit aber den Unterſchied überhaupt an ihr, und entwickelt dieſen wieder als wirklichen Unterſchied. Denn die reine Negativität hat an dem ſich ſelbſtglei- chen allgemeinen Willen das Element des Beſtehens oder die Subſtanz, worin ihre Momente ſich realiſi- ren, ſie hat die Materie welche ſie in ihre Beſtimmt- heit verwenden kann; und inſofern dieſe Subſtanz ſich als das negative für das einzelne Bewuſstseyn gezeigt hat, bildet ſich alſo wieder die Organiſation der geiſtigen Maſſen aus, denen die Menge der in- dividuellen Bewuſstseyn zugetheilt wird. Dieſe, wel- che die Furcht ihres abſoluten Herrn, des Todes empfunden, laſſen ſich die Negation und die Un- terſchiede wieder gefallen, ordnen ſich unter die Maſ- ſen, und kehren zu einem getheilten und beſchrank- ten Werke, aber dadurch zu ihrer ſubſtantiellen Wirklichkeit zurück.
Der Geiſt wäre aus dieſem Tumulte zu ſeinem Ausgangspunkte, der ſittlichen und realen Welt der Bildung, zurückgeſchleudert, welche durch die Furcht des Herrn, die wieder in die Gemüther gekommen, nur erfriſcht und verjüngt worden. Der Geiſt müſste dieſen Kreislauf der Nothwendigkeit von neuem durch- lauffen und immer wiederhohlen, wenn nur die voll- kommne Durchdringung des Selbſtbewuſstseyns und der Subſtanz, das Reſultat wäre, — eine Durchdrin- gung, worin das Selbſtbewuſstseyn, das die gegen es
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Die abſolute Freyheit hat alſo als reine Sichſelbſt-
gleichheit des allgemeinen Willens die Negation,
damit aber den Unterſchied überhaupt an ihr, und
entwickelt dieſen wieder als wirklichen Unterſchied.
Denn die reine Negativität hat an dem ſich ſelbſtglei-
chen allgemeinen Willen das Element des Beſtehens
oder die Subſtanz, worin ihre Momente ſich realiſi-
ren, ſie hat die Materie welche ſie in ihre Beſtimmt-
heit verwenden kann; und inſofern dieſe Subſtanz
ſich als das negative für das einzelne Bewuſstseyn
gezeigt hat, bildet ſich alſo wieder die Organiſation
der geiſtigen Maſſen aus, denen die Menge der in-
dividuellen Bewuſstseyn zugetheilt wird. Dieſe, wel-
che die Furcht ihres abſoluten Herrn, des Todes
empfunden, laſſen ſich die Negation und die Un-
terſchiede wieder gefallen, ordnen ſich unter die Maſ-
ſen, und kehren zu einem getheilten und beſchrank-
ten Werke, aber dadurch zu ihrer ſubſtantiellen
Wirklichkeit zurück.
Der Geiſt wäre aus dieſem Tumulte zu ſeinem
Ausgangspunkte, der ſittlichen und realen Welt der
Bildung, zurückgeſchleudert, welche durch die Furcht
des Herrn, die wieder in die Gemüther gekommen,
nur erfriſcht und verjüngt worden. Der Geiſt müſste
dieſen Kreislauf der Nothwendigkeit von neuem durch-
lauffen und immer wiederhohlen, wenn nur die voll-
kommne Durchdringung des Selbſtbewuſstseyns und
der Subſtanz, das Reſultat wäre, — eine Durchdrin-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/652>, abgerufen am 22.11.2024.
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