Die allgemeine Einheit, in welche die lebendige unmittelbare Einheit der Individualität und der Sub- stanz zurückgeht, ist das geistlose Gemeinwesen, das aufgehört hat, die selbstbewusstlose Substanz der Individuen zu seyn, und worin sie itzt nach ihrem einzelnen Fürsichseyn als Selbstwesen und Substan- zen gelten. Das Allgemeine in die Atome der abso- lut vielen Individuen zersplittert, dieser gestorbene Geist ist eine Gleichheit, worin Alle als Jede, als Per- sonen gelten. -- Was in der Welt der Sittlichkeit das verborgene göttliche Gesetz genannt wurde, ist in der That aus seinem Innern in die Wirklichkeit getreten; in jener galt und war der Einzelne wirk- lich, nur als das allgemeine Blut der Familie. Als dieser Einzelne war er der selbstlose abgeschiedene Geist; nun aber ist er aus seiner Unwirklichkeit hervorge- treten. Weil die sittliche Substanz nur der wahre Geist ist, darum geht er in die Gewissheit seiner selbst zurück; jene ist er als das positive allgemeine, aber seine Wirklichkeit ist negatives allgemeines Selbst zu seyn. -- Wir sahen die Mächte und die Gestal- ten der sittlichen Welt in der einfachen Nothwen- digkeit des leeren Schicksals versinken. Diese ihre Macht ist die in ihre Einfachheit sich reflectirende Substanz; aber das in sich reflectirende absolute We- sen, eben jene Nothwendigkeit des leeren Schick-
c. Rechtszustand.
Die allgemeine Einheit, in welche die lebendige unmittelbare Einheit der Individualität und der Sub- stanz zurückgeht, ist das geistlose Gemeinwesen, das aufgehört hat, die selbstbewuſstlose Substanz der Individuen zu seyn, und worin sie itzt nach ihrem einzelnen Fürsichseyn als Selbstwesen und Substan- zen gelten. Das Allgemeine in die Atome der abso- lut vielen Individuen zersplittert, dieser gestorbene Geist ist eine Gleichheit, worin Alle als Jede, als Per- sonen gelten. — Was in der Welt der Sittlichkeit das verborgene göttliche Gesetz genannt wurde, ist in der That aus seinem Innern in die Wirklichkeit getreten; in jener galt und war der Einzelne wirk- lich, nur als das allgemeine Blut der Familie. Als dieser Einzelne war er der selbstlose abgeschiedene Geist; nun aber ist er aus seiner Unwirklichkeit hervorge- treten. Weil die sittliche Substanz nur der wahre Geist ist, darum geht er in die Gewiſsheit seiner selbst zurück; jene ist er als das positive allgemeine, aber seine Wirklichkeit ist negatives allgemeines Selbst zu seyn. — Wir sahen die Mächte und die Gestal- ten der sittlichen Welt in der einfachen Nothwen- digkeit des leeren Schicksals versinken. Diese ihre Macht ist die in ihre Einfachheit sich reflectirende Substanz; aber das in sich reflectirende absolute We- sen, eben jene Nothwendigkeit des leeren Schick-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0531"n="422"/><divn="4"><head>c.<lb/><hirendition="#g">Rechtszustand</hi>.</head><lb/><p>Die allgemeine Einheit, in welche die lebendige<lb/>
unmittelbare Einheit der Individualität und der Sub-<lb/>
stanz zurückgeht, ist das geistlose Gemeinwesen,<lb/>
das aufgehört hat, die selbstbewuſstlose Substanz der<lb/>
Individuen zu seyn, und worin sie itzt nach ihrem<lb/>
einzelnen Fürsichseyn als Selbstwesen und Substan-<lb/>
zen gelten. Das Allgemeine in die Atome der abso-<lb/>
lut vielen Individuen zersplittert, dieser gestorbene<lb/>
Geist ist eine <hirendition="#i">Gleichheit</hi>, worin <hirendition="#i">Alle</hi> als <hirendition="#i">Jede</hi>, als <hirendition="#i">Per-<lb/>
sonen</hi> gelten. — Was in der Welt der Sittlichkeit<lb/>
das verborgene göttliche Gesetz genannt wurde, ist<lb/>
in der That aus seinem Innern in die Wirklichkeit<lb/>
getreten; in jener galt und war der <hirendition="#i">Einzelne</hi> wirk-<lb/>
lich, nur als das allgemeine <hirendition="#i">Blut</hi> der <hirendition="#i">Familie</hi>. Als<lb/><hirendition="#i">dieser</hi> Einzelne war er der <hirendition="#i">selbstlose abgeschiedene</hi> Geist;<lb/>
nun aber ist er aus seiner Unwirklichkeit hervorge-<lb/>
treten. Weil die sittliche Substanz nur der <hirendition="#i">wahre</hi><lb/>
Geist ist, darum geht er in die <hirendition="#i">Gewiſsheit</hi> seiner<lb/>
selbst zurück; jene ist er als das <hirendition="#i">positive</hi> allgemeine,<lb/>
aber seine Wirklichkeit ist <hirendition="#i">negatives</hi> allgemeines <hirendition="#i">Selbst</hi><lb/>
zu seyn. — Wir sahen die Mächte und die Gestal-<lb/>
ten der sittlichen Welt in der einfachen Nothwen-<lb/>
digkeit des leeren <hirendition="#i">Schicksals</hi> versinken. Diese ihre<lb/>
Macht ist die in ihre Einfachheit sich reflectirende<lb/>
Substanz; aber das in sich reflectirende absolute We-<lb/>
sen, eben jene Nothwendigkeit des leeren Schick-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[422/0531]
c.
Rechtszustand.
Die allgemeine Einheit, in welche die lebendige
unmittelbare Einheit der Individualität und der Sub-
stanz zurückgeht, ist das geistlose Gemeinwesen,
das aufgehört hat, die selbstbewuſstlose Substanz der
Individuen zu seyn, und worin sie itzt nach ihrem
einzelnen Fürsichseyn als Selbstwesen und Substan-
zen gelten. Das Allgemeine in die Atome der abso-
lut vielen Individuen zersplittert, dieser gestorbene
Geist ist eine Gleichheit, worin Alle als Jede, als Per-
sonen gelten. — Was in der Welt der Sittlichkeit
das verborgene göttliche Gesetz genannt wurde, ist
in der That aus seinem Innern in die Wirklichkeit
getreten; in jener galt und war der Einzelne wirk-
lich, nur als das allgemeine Blut der Familie. Als
dieser Einzelne war er der selbstlose abgeschiedene Geist;
nun aber ist er aus seiner Unwirklichkeit hervorge-
treten. Weil die sittliche Substanz nur der wahre
Geist ist, darum geht er in die Gewiſsheit seiner
selbst zurück; jene ist er als das positive allgemeine,
aber seine Wirklichkeit ist negatives allgemeines Selbst
zu seyn. — Wir sahen die Mächte und die Gestal-
ten der sittlichen Welt in der einfachen Nothwen-
digkeit des leeren Schicksals versinken. Diese ihre
Macht ist die in ihre Einfachheit sich reflectirende
Substanz; aber das in sich reflectirende absolute We-
sen, eben jene Nothwendigkeit des leeren Schick-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/531>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.