er wieder nichts anders als die beyden vorherge- henden Bewegungen des Selbstbewusstseyns. Aus ihnen ist die Gestalt der Tugend hervorgegangen; indem sie ihr Ursprung sind, hat sie sie vor sich; sie geht aber darauf, ihren Ursprung aufzuheben, und sich zu realisiren, oder für sich zu werden. Der Weltlauff ist also einerseits die einzelne Indi- vidualität, welche ihre Lust und Genuss sucht, darin zwar ihren Untergang findet, und hiemit das Allgemeine befriedigt. Aber diese Befriedigung selbst so wie die übrigen Momente dieses Verhältnisses ist eine verkehrte Gestalt und Bewegung des All- gemeinen. Die Wirklichkeit ist nur die Einzelnheit der Lust und des Genusses, das Allgemeine aber ihr entgegengesetzt; eine Nothwendigkeit, welche nur die leere Gestalt desselben, eine nur negative Rück- wirkung und inhaltsloses Thun ist. -- Das andere Moment des Weltlauffs ist die Individualität, wel- che an und für sich Gesetz seyn will, und in die- ser Einbildung die bestehende Ordnung stört; das allgemeine Gesetz erhält sich zwar gegen diesen Ei- gendünkel, und tritt nicht mehr als ein dem Be- wusstseyn Entgegengesetztes und Leeres, nicht als eine todte Nothwendigkeit auf, sondern als Noth- wendigkeit in dem Bewusstseyn selbst. Aber wie es als die bewusste Beziehung der absolut widersprechen- den Wirklichkeit existirt, ist es die Verrücktheit; wie es aber als gegenstandliche Wirklichkeit ist, ist es die Verkehrtheit überhaupt. Das Allgemeine stellt
er wieder nichts anders als die beyden vorherge- henden Bewegungen des Selbstbewuſstseyns. Aus ihnen ist die Gestalt der Tugend hervorgegangen; indem sie ihr Ursprung sind, hat sie sie vor sich; sie geht aber darauf, ihren Ursprung aufzuheben, und sich zu realisiren, oder für sich zu werden. Der Weltlauff ist also einerseits die einzelne Indi- vidualität, welche ihre Lust und Genuſs sucht, darin zwar ihren Untergang findet, und hiemit das Allgemeine befriedigt. Aber diese Befriedigung selbst so wie die übrigen Momente dieses Verhältnisses ist eine verkehrte Gestalt und Bewegung des All- gemeinen. Die Wirklichkeit ist nur die Einzelnheit der Lust und des Genusses, das Allgemeine aber ihr entgegengesetzt; eine Nothwendigkeit, welche nur die leere Gestalt desselben, eine nur negative Rück- wirkung und inhaltsloses Thun ist. — Das andere Moment des Weltlauffs ist die Individualität, wel- che an und für sich Gesetz seyn will, und in die- ser Einbildung die bestehende Ordnung stört; das allgemeine Gesetz erhält sich zwar gegen diesen Ei- gendünkel, und tritt nicht mehr als ein dem Be- wuſstseyn Entgegengesetztes und Leeres, nicht als eine todte Nothwendigkeit auf, sondern als Noth- wendigkeit in dem Bewuſstseyn selbst. Aber wie es als die bewuſste Beziehung der absolut widersprechen- den Wirklichkeit existirt, ist es die Verrücktheit; wie es aber als gegenstandliche Wirklichkeit ist, ist es die Verkehrtheit überhaupt. Das Allgemeine stellt
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er wieder nichts anders als die beyden vorherge-
henden Bewegungen des Selbstbewuſstseyns. Aus
ihnen ist die Gestalt der Tugend hervorgegangen;
indem sie ihr Ursprung sind, hat sie sie vor sich;
sie geht aber darauf, ihren Ursprung aufzuheben,
und sich zu realisiren, oder für sich zu werden.
Der Weltlauff ist also einerseits die einzelne Indi-
vidualität, welche ihre Lust und Genuſs sucht,
darin zwar ihren Untergang findet, und hiemit das
Allgemeine befriedigt. Aber diese Befriedigung selbst
so wie die übrigen Momente dieses Verhältnisses
ist eine verkehrte Gestalt und Bewegung des All-
gemeinen. Die Wirklichkeit ist nur die Einzelnheit
der Lust und des Genusses, das Allgemeine aber ihr
entgegengesetzt; eine Nothwendigkeit, welche nur
die leere Gestalt desselben, eine nur negative Rück-
wirkung und inhaltsloses Thun ist. — Das andere
Moment des Weltlauffs ist die Individualität, wel-
che an und für sich Gesetz seyn will, und in die-
ser Einbildung die bestehende Ordnung stört; das
allgemeine Gesetz erhält sich zwar gegen diesen Ei-
gendünkel, und tritt nicht mehr als ein dem Be-
wuſstseyn Entgegengesetztes und Leeres, nicht als
eine todte Nothwendigkeit auf, sondern als Noth-
wendigkeit in dem Bewuſstseyn selbst. Aber wie es als
die bewuſste Beziehung der absolut widersprechen-
den Wirklichkeit existirt, ist es die Verrücktheit;
wie es aber als gegenstandliche Wirklichkeit ist, ist
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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