als das allgemeine Element der seyenden Wirklich- keit, und seine That soll selbst nach seinem Sinne den Werth einer allgemeinen Ordnung haben. Aber damit hat es sich von sich selbst frey gelassen, es wächst als Allgemeinheit für sich fort und reinigt sich von der Einzelnheit; das Individuum, welches die Allgemeinheit nur in der Form seines unmit- telbaren Fürsichseyns erkennen will, erkennt sich also nicht in dieser freyen Allgemeinheit, während es ihr zugleich angehört, denn sie ist sein Thun. Diss Thun hat daher die verkehrte Bedeutung, der allgemeinen Ordnung zu widersprechen, denn seine That soll That seines einzelnen Herzens, nicht freye allgemeine Wirklichkeit seyn; und zugleich hat es sie in der That anerkannt, denn das Thun hat den Sinn, sein Wesen als freye Wirklichkeit zu setzen, das heisst die Wirklichkeit als sein Wesen anzuerkennen.
Das Individuum hat durch den Begriff seines Thuns die nähere Weise bestimmt, in welcher die wirkliche Allgemeinheit, der es sich angehörig ge- macht, sich gegen es kehrt. Seine That gehört als Wirklichkeit dem Allgemeinen an; ihr Inhalt aber ist die eigene Individualität, welche sich als diese einzelne dem Allgemeinen entgegengesetzte erhalten will. Es ist nicht irgend ein bestimmtes Gesetz, von dessen Aufstellung die Rede wäre, sondern die un- mittelbare Einheit des einzelnen Herzens mit der Allgemeinheit, ist der zum Gesetze erhobene und geltensollende Gedanke, dass in dem, was Gesetz
als das allgemeine Element der seyenden Wirklich- keit, und seine That soll selbst nach seinem Sinne den Werth einer allgemeinen Ordnung haben. Aber damit hat es sich von sich selbst frey gelassen, es wächst als Allgemeinheit für sich fort und reinigt sich von der Einzelnheit; das Individuum, welches die Allgemeinheit nur in der Form seines unmit- telbaren Fürsichseyns erkennen will, erkennt sich also nicht in dieser freyen Allgemeinheit, während es ihr zugleich angehört, denn sie ist sein Thun. Diſs Thun hat daher die verkehrte Bedeutung, der allgemeinen Ordnung zu widersprechen, denn seine That soll That seines einzelnen Herzens, nicht freye allgemeine Wirklichkeit seyn; und zugleich hat es sie in der That anerkannt, denn das Thun hat den Sinn, sein Wesen als freye Wirklichkeit zu setzen, das heiſst die Wirklichkeit als sein Wesen anzuerkennen.
Das Individuum hat durch den Begriff seines Thuns die nähere Weise bestimmt, in welcher die wirkliche Allgemeinheit, der es sich angehörig ge- macht, sich gegen es kehrt. Seine That gehört als Wirklichkeit dem Allgemeinen an; ihr Inhalt aber ist die eigene Individualität, welche sich als diese einzelne dem Allgemeinen entgegengesetzte erhalten will. Es ist nicht irgend ein bestimmtes Gesetz, von dessen Aufstellung die Rede wäre, sondern die un- mittelbare Einheit des einzelnen Herzens mit der Allgemeinheit, ist der zum Gesetze erhobene und geltensollende Gedanke, daſs in dem, was Gesetz
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0418"n="309"/><hirendition="#i">als</hi> das allgemeine Element der seyenden Wirklich-<lb/>
keit, und seine That soll selbst nach seinem Sinne<lb/>
den Werth einer allgemeinen Ordnung haben. Aber<lb/>
damit hat es sich von sich selbst <hirendition="#i">frey</hi> gelassen, es<lb/>
wächst als Allgemeinheit für sich fort und reinigt<lb/>
sich von der Einzelnheit; das Individuum, welches<lb/>
die Allgemeinheit nur in der Form seines unmit-<lb/>
telbaren Fürsichseyns erkennen will, erkennt sich<lb/>
also nicht in dieser freyen Allgemeinheit, während<lb/>
es ihr zugleich angehört, denn sie ist sein Thun.<lb/>
Diſs Thun hat daher die verkehrte Bedeutung, der<lb/>
allgemeinen Ordnung zu <hirendition="#i">widersprechen</hi>, denn seine<lb/>
That soll That <hirendition="#i">seines</hi> einzelnen Herzens, nicht freye<lb/>
allgemeine Wirklichkeit seyn; und zugleich hat es sie<lb/>
in der That <hirendition="#i">anerkannt</hi>, denn das Thun hat den Sinn,<lb/>
sein Wesen als <hirendition="#i">freye Wirklichkeit</hi> zu setzen, das heiſst<lb/>
die Wirklichkeit als sein Wesen anzuerkennen.</p><lb/><p>Das Individuum hat durch den Begriff seines<lb/>
Thuns die nähere Weise bestimmt, in welcher die<lb/>
wirkliche Allgemeinheit, der es sich angehörig ge-<lb/>
macht, sich gegen es kehrt. Seine That gehört als<lb/><hirendition="#i">Wirklichkeit</hi> dem Allgemeinen an; ihr Inhalt aber<lb/>
ist die eigene Individualität, welche sich als diese<lb/><hirendition="#i">einzelne</hi> dem Allgemeinen entgegengesetzte erhalten<lb/>
will. Es ist nicht irgend ein bestimmtes Gesetz, von<lb/>
dessen Aufstellung die Rede wäre, sondern die un-<lb/>
mittelbare Einheit des einzelnen Herzens mit der<lb/>
Allgemeinheit, ist der zum Gesetze erhobene und<lb/>
geltensollende Gedanke, daſs in dem, was Gesetz<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[309/0418]
als das allgemeine Element der seyenden Wirklich-
keit, und seine That soll selbst nach seinem Sinne
den Werth einer allgemeinen Ordnung haben. Aber
damit hat es sich von sich selbst frey gelassen, es
wächst als Allgemeinheit für sich fort und reinigt
sich von der Einzelnheit; das Individuum, welches
die Allgemeinheit nur in der Form seines unmit-
telbaren Fürsichseyns erkennen will, erkennt sich
also nicht in dieser freyen Allgemeinheit, während
es ihr zugleich angehört, denn sie ist sein Thun.
Diſs Thun hat daher die verkehrte Bedeutung, der
allgemeinen Ordnung zu widersprechen, denn seine
That soll That seines einzelnen Herzens, nicht freye
allgemeine Wirklichkeit seyn; und zugleich hat es sie
in der That anerkannt, denn das Thun hat den Sinn,
sein Wesen als freye Wirklichkeit zu setzen, das heiſst
die Wirklichkeit als sein Wesen anzuerkennen.
Das Individuum hat durch den Begriff seines
Thuns die nähere Weise bestimmt, in welcher die
wirkliche Allgemeinheit, der es sich angehörig ge-
macht, sich gegen es kehrt. Seine That gehört als
Wirklichkeit dem Allgemeinen an; ihr Inhalt aber
ist die eigene Individualität, welche sich als diese
einzelne dem Allgemeinen entgegengesetzte erhalten
will. Es ist nicht irgend ein bestimmtes Gesetz, von
dessen Aufstellung die Rede wäre, sondern die un-
mittelbare Einheit des einzelnen Herzens mit der
Allgemeinheit, ist der zum Gesetze erhobene und
geltensollende Gedanke, daſs in dem, was Gesetz
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/418>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.