Gewissheit seiner selbst, nichts anders in der seyen- den Wirklichkeit zu finden, als sich selbst; er ist der andern so gewiss als seiner. -- Ich schaue es in allen an, dass sie für sich selbst nur diese selbst- ständigen Wesen sind, als Ich es bin; Ich schaue die freye Einheit mit den andern in ihnen so an, dass sie wie durch Mich, so durch die Andern selbst ist. Sie als Mich, Mich als Sie.
In einem freyen Volke ist darum in Wahrheit die Vernunft verwirklicht; sie ist gegenwärtiger le- bendiger Geist, worin das Individuum seine Be- stimmung, das heisst, sein allgemeines und einzel- nes Wesen, nicht nur ausgesprochen und als Ding- heit vorhanden findet, sondern selbst dieses Wesen ist, und seine Bestimmung auch erreicht hat. Die weisesten Männer des Alterthums haben darum den Ausspruch gethan: dass die Weisheit und die Tugend darin bestehen, den Sitten seines Volks gemäss zu leben.
Aus diesem Glücke aber, seine Bestimmung er- reicht zu haben, und in ihr zu leben, ist das Selbst- bewusstseyn, welches zunächst nur unmittelbar und dem Begriffe nach Geist ist, herausgetreten, oder auch, -- es hat es noch nicht erreicht; denn bey- des kann auf gleiche Weise gesagt werden.
Die Vernunft muss aus diesem Glücke heraustre- ten; denn nur an sich oder unmittelbar ist das Le- ben eines freyen Volks die reale Sittlichkeit, oder sie ist eine seyende, und damit ist auch dieser all- gemeine Geist selbst ein einzelner, das Ganze der
Gewiſsheit seiner selbst, nichts anders in der seyen- den Wirklichkeit zu finden, als sich selbst; er ist der andern so gewiſs als seiner. — Ich schaue es in allen an, daſs sie für sich selbst nur diese selbst- ständigen Wesen sind, als Ich es bin; Ich schaue die freye Einheit mit den andern in ihnen so an, daſs sie wie durch Mich, so durch die Andern selbst ist. Sie als Mich, Mich als Sie.
In einem freyen Volke ist darum in Wahrheit die Vernunft verwirklicht; sie ist gegenwärtiger le- bendiger Geist, worin das Individuum seine Be- stimmung, das heiſst, sein allgemeines und einzel- nes Wesen, nicht nur ausgesprochen und als Ding- heit vorhanden findet, sondern selbst dieses Wesen ist, und seine Bestimmung auch erreicht hat. Die weisesten Männer des Alterthums haben darum den Ausspruch gethan: daſs die Weisheit und die Tugend darin bestehen, den Sitten seines Volks gemäſs zu leben.
Aus diesem Glücke aber, seine Bestimmung er- reicht zu haben, und in ihr zu leben, ist das Selbst- bewuſstseyn, welches zunächst nur unmittelbar und dem Begriffe nach Geist ist, herausgetreten, oder auch, — es hat es noch nicht erreicht; denn bey- des kann auf gleiche Weise gesagt werden.
Die Vernunft muſs aus diesem Glücke heraustre- ten; denn nur an sich oder unmittelbar ist das Le- ben eines freyen Volks die reale Sittlichkeit, oder sie ist eine seyende, und damit ist auch dieser all- gemeine Geist selbst ein einzelner, das Ganze der
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Gewiſsheit seiner selbst, nichts anders in der seyen-
den Wirklichkeit zu finden, als sich selbst; er ist
der andern so gewiſs als seiner. — Ich schaue es
in allen an, daſs sie für sich selbst nur diese selbst-
ständigen Wesen sind, als Ich es bin; Ich schaue
die freye Einheit mit den andern in ihnen so an,
daſs sie wie durch Mich, so durch die Andern selbst
ist. Sie als Mich, Mich als Sie.
In einem freyen Volke ist darum in Wahrheit
die Vernunft verwirklicht; sie ist gegenwärtiger le-
bendiger Geist, worin das Individuum seine Be-
stimmung, das heiſst, sein allgemeines und einzel-
nes Wesen, nicht nur ausgesprochen und als Ding-
heit vorhanden findet, sondern selbst dieses Wesen
ist, und seine Bestimmung auch erreicht hat. Die
weisesten Männer des Alterthums haben darum den
Ausspruch gethan: daſs die Weisheit und die Tugend
darin bestehen, den Sitten seines Volks gemäſs zu leben.
Aus diesem Glücke aber, seine Bestimmung er-
reicht zu haben, und in ihr zu leben, ist das Selbst-
bewuſstseyn, welches zunächst nur unmittelbar und
dem Begriffe nach Geist ist, herausgetreten, oder
auch, — es hat es noch nicht erreicht; denn bey-
des kann auf gleiche Weise gesagt werden.
Die Vernunft muſs aus diesem Glücke heraustre-
ten; denn nur an sich oder unmittelbar ist das Le-
ben eines freyen Volks die reale Sittlichkeit, oder
sie ist eine seyende, und damit ist auch dieser all-
gemeine Geist selbst ein einzelner, das Ganze der
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/401>, abgerufen am 22.11.2024.
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