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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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V.
Gewissheit und Wahrheit
der Vernunft.


Das Bewusstseyn geht in dem Gedanken, welchen
es erfasst hat, dass das einzelne Bewusstseyn an sich
absolutes Wesen ist, in sich selbst zurück. Für das
unglückliche Bewusstseyn ist das Ansichseyn das Jen-
seits
seiner selbst. Aber seine Bewegung hat diss an
ihm vollbracht, die Einzelnheit in ihrer vollständi-
gen Entwicklung, oder die Einzelnheit, die wirkli-
ches Bewusstseyn
ist, als das negative seiner selbst,
nämlich als das gegenständliche Extrem gesetzt, oder
sein Fürsichseyn aus sich hinausgerungen, und es
zum Seyn gemacht zu haben; darin ist für es auch
seine Einheit mit diesem Allgemeinen geworden, wel-
che für uns, da das aufgehobne einzelne das Allge-
meine ist, nicht mehr ausser ihm fällt; und da das
Bewusstseyn in dieser seiner Negativität sich selbst
erhält, an ihm als solchem sein Wesen ist. Seine
Wahrheit ist dasjenige, welches in dem Schlusse,
worin die Extreme absolut auseinander gehalten auf-
traten, als die Mitte erscheint, welche es dem un-
wandelbaren Bewusstseyn ausspricht, dass das ein-


V.
Gewiſsheit und Wahrheit
der Vernunft.


Das Bewuſstseyn geht in dem Gedanken, welchen
es erfaſst hat, daſs das einzelne Bewuſstseyn an sich
absolutes Wesen ist, in sich selbst zurück. Für das
unglückliche Bewuſstseyn ist das Ansichseyn das Jen-
seits
seiner selbst. Aber seine Bewegung hat diſs an
ihm vollbracht, die Einzelnheit in ihrer vollständi-
gen Entwicklung, oder die Einzelnheit, die wirkli-
ches Bewuſstseyn
ist, als das negative seiner selbst,
nämlich als das gegenständliche Extrem gesetzt, oder
sein Fürsichseyn aus sich hinausgerungen, und es
zum Seyn gemacht zu haben; darin ist für es auch
seine Einheit mit diesem Allgemeinen geworden, wel-
che für uns, da das aufgehobne einzelne das Allge-
meine ist, nicht mehr auſser ihm fällt; und da das
Bewuſstseyn in dieser seiner Negativität sich selbst
erhält, an ihm als solchem sein Wesen ist. Seine
Wahrheit ist dasjenige, welches in dem Schlusse,
worin die Extreme absolut auseinander gehalten auf-
traten, als die Mitte erscheint, welche es dem un-
wandelbaren Bewuſstseyn ausspricht, daſs das ein-

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[162/0271] V. Gewiſsheit und Wahrheit der Vernunft. Das Bewuſstseyn geht in dem Gedanken, welchen es erfaſst hat, daſs das einzelne Bewuſstseyn an sich absolutes Wesen ist, in sich selbst zurück. Für das unglückliche Bewuſstseyn ist das Ansichseyn das Jen- seits seiner selbst. Aber seine Bewegung hat diſs an ihm vollbracht, die Einzelnheit in ihrer vollständi- gen Entwicklung, oder die Einzelnheit, die wirkli- ches Bewuſstseyn ist, als das negative seiner selbst, nämlich als das gegenständliche Extrem gesetzt, oder sein Fürsichseyn aus sich hinausgerungen, und es zum Seyn gemacht zu haben; darin ist für es auch seine Einheit mit diesem Allgemeinen geworden, wel- che für uns, da das aufgehobne einzelne das Allge- meine ist, nicht mehr auſser ihm fällt; und da das Bewuſstseyn in dieser seiner Negativität sich selbst erhält, an ihm als solchem sein Wesen ist. Seine Wahrheit ist dasjenige, welches in dem Schlusse, worin die Extreme absolut auseinander gehalten auf- traten, als die Mitte erscheint, welche es dem un- wandelbaren Bewuſstseyn ausspricht, daſs das ein-

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/271>, abgerufen am 29.11.2024.