Ob nun zwar diesem Selbstbewusstseyn weder ein anderes als es, noch die reine Abstraction des Ich das Wesen ist, sondern Ich, welches das An- dersseyn, aber als gedachten Unterschied an ihm hat, so dass es in seinem Andersseyn unmittelbar in sich zurückgekehrt ist; so ist diss sein Wesen zu- gleich nur ein abstractes Wesen. Die Freyheit des Selbstbewusstseyns ist gleichgültig gegen das natür- liche Daseyn, hat darum dieses ebenso frey entlassen, und die Reflexion ist eine gedoppelte. Die Freyheit im Gedanken hat nur den reinen Gedanken zu ihrer Wahr- heit, die ohne die Erfüllung des Lebens ist; und ist also auch nur der Begriff der Freyheit, nicht die le- bendige Freyheit selbst; denn ihr ist nur erst das Denken überhaupt das Wesen, die Form als solche, welche von der Selbstständigkeit der Dinge weg, in sich zurückgegangen ist. Indem aber die Individua- lität als handelnd sich lebendig darstellen, oder als denkend die lebendige Welt als ein System des Ge- dankens fassen sollte, so müsste in dem Gedanken selbst für jene Ausbreitung ein Inhalt dessen, was gut, für diese, was wahr ist, liegen; damit durchaus, in demjenigen, was für das Bewusstseyn ist, kein an- deres Ingrediens wäre, als der Begriff, der das We- sen ist. Allein so wie er hier als Abstraction von der Mannichfaltigkeit der Dinge sich abtrennt, hat er keinen Inhalt an ihm selbst, sondern einen gegebenen. Das Bewusstseyn vertilgt den Inhalt wohl als ein fremdes Seyn, indem es ihn denkt; aber der Be-
Ob nun zwar diesem Selbstbewuſstseyn weder ein anderes als es, noch die reine Abstraction des Ich das Wesen ist, sondern Ich, welches das An- dersseyn, aber als gedachten Unterschied an ihm hat, so daſs es in seinem Andersseyn unmittelbar in sich zurückgekehrt ist; so ist diſs sein Wesen zu- gleich nur ein abstractes Wesen. Die Freyheit des Selbstbewuſstseyns ist gleichgültig gegen das natür- liche Daseyn, hat darum dieses ebenso frey entlassen, und die Reflexion ist eine gedoppelte. Die Freyheit im Gedanken hat nur den reinen Gedanken zu ihrer Wahr- heit, die ohne die Erfüllung des Lebens ist; und ist also auch nur der Begriff der Freyheit, nicht die le- bendige Freyheit selbst; denn ihr ist nur erst das Denken überhaupt das Wesen, die Form als solche, welche von der Selbstständigkeit der Dinge weg, in sich zurückgegangen ist. Indem aber die Individua- lität als handelnd sich lebendig darstellen, oder als denkend die lebendige Welt als ein System des Ge- dankens fassen sollte, so müſste in dem Gedanken selbst für jene Ausbreitung ein Inhalt dessen, was gut, für diese, was wahr ist, liegen; damit durchaus, in demjenigen, was für das Bewuſstseyn ist, kein an- deres Ingrediens wäre, als der Begriff, der das We- sen ist. Allein so wie er hier als Abstraction von der Mannichfaltigkeit der Dinge sich abtrennt, hat er keinen Inhalt an ihm selbst, sondern einen gegebenen. Das Bewuſstseyn vertilgt den Inhalt wohl als ein fremdes Seyn, indem es ihn denkt; aber der Be-
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Ob nun zwar diesem Selbstbewuſstseyn weder
ein anderes als es, noch die reine Abstraction des
Ich das Wesen ist, sondern Ich, welches das An-
dersseyn, aber als gedachten Unterschied an ihm
hat, so daſs es in seinem Andersseyn unmittelbar in
sich zurückgekehrt ist; so ist diſs sein Wesen zu-
gleich nur ein abstractes Wesen. Die Freyheit des
Selbstbewuſstseyns ist gleichgültig gegen das natür-
liche Daseyn, hat darum dieses ebenso frey entlassen,
und die Reflexion ist eine gedoppelte. Die Freyheit im
Gedanken hat nur den reinen Gedanken zu ihrer Wahr-
heit, die ohne die Erfüllung des Lebens ist; und ist
also auch nur der Begriff der Freyheit, nicht die le-
bendige Freyheit selbst; denn ihr ist nur erst das
Denken überhaupt das Wesen, die Form als solche,
welche von der Selbstständigkeit der Dinge weg, in
sich zurückgegangen ist. Indem aber die Individua-
lität als handelnd sich lebendig darstellen, oder als
denkend die lebendige Welt als ein System des Ge-
dankens fassen sollte, so müſste in dem Gedanken
selbst für jene Ausbreitung ein Inhalt dessen, was gut,
für diese, was wahr ist, liegen; damit durchaus, in
demjenigen, was für das Bewuſstseyn ist, kein an-
deres Ingrediens wäre, als der Begriff, der das We-
sen ist. Allein so wie er hier als Abstraction von der
Mannichfaltigkeit der Dinge sich abtrennt, hat er
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/242>, abgerufen am 23.11.2024.
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