und die befriedigende Erklärung hierüber ist allein die Darstellung der Philosophie selbst. Die äussere Nothwendigkeit aber, in so fern sie, abgesehen von der Zufälligkeit der Person und der individuellen Veranlassungen, auf eine all- gemeine Weise gefasst wird, ist dasselbe, was die innere, in der Gestalt wie die Zeit das Da- seyn ihrer Momente vorstellt. Dass die Erhe- bung der Philosophie zur Wissenschaft an der Zeit ist, diss aufzuzeigen würde daher die ein- zig wahre Rechtfertigung der Versuche seyn, die diesen Zweck haben, weil sie die Nothwen- digkeit desselben darthun, ja weil sie ihn zu- gleich ausführen würde.
Indem die wahre Gestalt der Wahrheit in die Wissenschaftlichkeit gesetzt wird, -- oder was dasselbe ist, indem die Wahrheit behauptet wird, an dem Begriffe allein das Element ihrer Existenz zu haben, -- so weiss ich, dass diss im Widerspruch mit einer Vorstellung und deren Folgen zu stehen scheint, welche eine so grosse Anmassung als Ausbreitung in der Ueberzeugung des Zeitalters hat. Eine Erklärung über diesen Widerspruch scheint darum nicht überflüssig; wenn sie auch hier weiter nichts, als gleichfalls eine Versicherung, wie das, gegen was sie geht, seyn kann. Wenn nemlich das Wahre nur in
und die befriedigende Erklärung hierüber iſt allein die Darſtellung der Philoſophie ſelbſt. Die äuſſere Nothwendigkeit aber, in ſo fern ſie, abgeſehen von der Zufälligkeit der Perſon und der individuellen Veranlaſſungen, auf eine all- gemeine Weiſe gefaſst wird, iſt daſſelbe, was die innere, in der Geſtalt wie die Zeit das Da- ſeyn ihrer Momente vorſtellt. Daſs die Erhe- bung der Philoſophie zur Wiſſenſchaft an der Zeit iſt, diſs aufzuzeigen würde daher die ein- zig wahre Rechtfertigung der Verſuche ſeyn, die dieſen Zweck haben, weil ſie die Nothwen- digkeit deſſelben darthun, ja weil ſie ihn zu- gleich ausführen würde.
Indem die wahre Geſtalt der Wahrheit in die Wiſſenſchaftlichkeit geſetzt wird, — oder was daſſelbe iſt, indem die Wahrheit behauptet wird, an dem Begriffe allein das Element ihrer Exiſtenz zu haben, — ſo weiſs ich, daſs diſs im Widerſpruch mit einer Vorſtellung und deren Folgen zu ſtehen ſcheint, welche eine ſo groſse Anmaſsung als Ausbreitung in der Ueberzeugung des Zeitalters hat. Eine Erklärung über dieſen Widerſpruch ſcheint darum nicht überflüſsig; wenn ſie auch hier weiter nichts, als gleichfalls eine Verſicherung, wie das, gegen was ſie geht, ſeyn kann. Wenn nemlich das Wahre nur in
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[VII/0022]
und die befriedigende Erklärung hierüber iſt
allein die Darſtellung der Philoſophie ſelbſt.
Die äuſſere Nothwendigkeit aber, in ſo fern ſie,
abgeſehen von der Zufälligkeit der Perſon und
der individuellen Veranlaſſungen, auf eine all-
gemeine Weiſe gefaſst wird, iſt daſſelbe, was
die innere, in der Geſtalt wie die Zeit das Da-
ſeyn ihrer Momente vorſtellt. Daſs die Erhe-
bung der Philoſophie zur Wiſſenſchaft an der
Zeit iſt, diſs aufzuzeigen würde daher die ein-
zig wahre Rechtfertigung der Verſuche ſeyn,
die dieſen Zweck haben, weil ſie die Nothwen-
digkeit deſſelben darthun, ja weil ſie ihn zu-
gleich ausführen würde.
Indem die wahre Geſtalt der Wahrheit in
die Wiſſenſchaftlichkeit geſetzt wird, — oder
was daſſelbe iſt, indem die Wahrheit behauptet
wird, an dem Begriffe allein das Element ihrer
Exiſtenz zu haben, — ſo weiſs ich, daſs diſs im
Widerſpruch mit einer Vorſtellung und deren
Folgen zu ſtehen ſcheint, welche eine ſo groſse
Anmaſsung als Ausbreitung in der Ueberzeugung
des Zeitalters hat. Eine Erklärung über dieſen
Widerſpruch ſcheint darum nicht überflüſsig;
wenn ſie auch hier weiter nichts, als gleichfalls
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/22>, abgerufen am 27.11.2024.
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