sich über seine Natur vollkommen klar gewor- den ist. -- In der Rücksicht, dass die allge- meine Vorstellung, wenn sie dem, was ein Ver- such ihrer Ausführung ist, vorangeht, das Auf- fassen der letztern erleichtert, ist es dienlich das Ungefähre derselben hier anzudeuten, in der Absicht zugleich, bey dieser Gelegenheit ei- nige Formen zu entfernen, deren Gewohnheit ein Hinderniss für das philosophische Erken- nen ist.
Es kömmt nach meiner Einsicht, welche sich durch die Darstellung des Systems selbst rechtfertigen muss, alles darauf an, das Wahre nicht als Substanz, sondern eben so sehr als Subject aufzufassen und auszudrücken. Zu- gleich ist zu bemerken, dass die Substantialität so sehr das Allgemeine, oder die Unmittelbar- keit des Wissens, als diejenige, welche Seyn oder Unmittelbarkeit für das Wissen ist, in sich schliesst. -- Wenn, Gott als die Eine Substanz zu fassen, das Zeitalter empörte, worin diese Be- stimmung ausgesprochen wurde, so lag theils der Grund hievon in dem Instincte, dass darin das Selbstbewusstseyn nur untergegangen, nicht erhalten ist, theils aber ist das Gegentheil, wel- ches das Denken als Denken festhält, die Allge- meinheit, dieselbe Einfachheit oder ununter-
ſich über ſeine Natur vollkommen klar gewor- den iſt. — In der Rückſicht, daſs die allge- meine Vorſtellung, wenn ſie dem, was ein Ver- ſuch ihrer Ausführung iſt, vorangeht, das Auf- faſſen der letztern erleichtert, iſt es dienlich das Ungefähre derſelben hier anzudeuten, in der Abſicht zugleich, bey dieſer Gelegenheit ei- nige Formen zu entfernen, deren Gewohnheit ein Hinderniſs für das philoſophiſche Erken- nen iſt.
Es kömmt nach meiner Einſicht, welche ſich durch die Darſtellung des Syſtems ſelbſt rechtfertigen muſs, alles darauf an, das Wahre nicht als Subſtanz, ſondern eben ſo ſehr als Subject aufzufaſſen und auszudrücken. Zu- gleich iſt zu bemerken, daſs die Subſtantialität ſo ſehr das Allgemeine, oder die Unmittelbar- keit des Wiſſens, als diejenige, welche Seyn oder Unmittelbarkeit für das Wiſſen iſt, in ſich ſchlieſst. — Wenn, Gott als die Eine Subſtanz zu faſſen, das Zeitalter empörte, worin dieſe Be- ſtimmung ausgeſprochen wurde, ſo lag theils der Grund hievon in dem Inſtincte, daſs darin das Selbſtbewuſstſeyn nur untergegangen, nicht erhalten iſt, theils aber iſt das Gegentheil, wel- ches das Denken als Denken feſthält, die Allge- meinheit, dieſelbe Einfachheit oder ununter-
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[XX/0035]
ſich über ſeine Natur vollkommen klar gewor-
den iſt. — In der Rückſicht, daſs die allge-
meine Vorſtellung, wenn ſie dem, was ein Ver-
ſuch ihrer Ausführung iſt, vorangeht, das Auf-
faſſen der letztern erleichtert, iſt es dienlich
das Ungefähre derſelben hier anzudeuten, in
der Abſicht zugleich, bey dieſer Gelegenheit ei-
nige Formen zu entfernen, deren Gewohnheit
ein Hinderniſs für das philoſophiſche Erken-
nen iſt.
Es kömmt nach meiner Einſicht, welche
ſich durch die Darſtellung des Syſtems ſelbſt
rechtfertigen muſs, alles darauf an, das Wahre
nicht als Subſtanz, ſondern eben ſo ſehr als
Subject aufzufaſſen und auszudrücken. Zu-
gleich iſt zu bemerken, daſs die Subſtantialität
ſo ſehr das Allgemeine, oder die Unmittelbar-
keit des Wiſſens, als diejenige, welche Seyn oder
Unmittelbarkeit für das Wiſſen iſt, in ſich
ſchlieſst. — Wenn, Gott als die Eine Subſtanz zu
faſſen, das Zeitalter empörte, worin dieſe Be-
ſtimmung ausgeſprochen wurde, ſo lag theils
der Grund hievon in dem Inſtincte, daſs darin
das Selbſtbewuſstſeyn nur untergegangen, nicht
erhalten iſt, theils aber iſt das Gegentheil, wel-
ches das Denken als Denken feſthält, die Allge-
meinheit, dieſelbe Einfachheit oder ununter-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. XX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/35>, abgerufen am 22.12.2024.
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