Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Eintheilung.
sie eine äusserliche Form, in der der Begriff nicht
als an- und für-sich seyendes, sondern als nur gesetz-
tes
oder ein Subjectives gelten kann. -- Die Gestalt
des unmittelbaren Begriffes macht den Stand-
punkt aus, nach welchem der Begriff ein subjectives
Denken, eine der Sache äusserliche Reflexion ist. Die-
se Stuffe macht daher die Subjectivität oder den
formellen Begriff aus. Die Aeusserlichkeit dessel-
ben erscheint in dem festen Seyn seiner Bestim-
mungen
, wodurch jede für sich als ein isolirtes, qua-
litatives auftritt, das nur in äusserer Beziehung auf
sein Anderes ist. Die Identität des Begriffes aber,
die eben das innre oder subjective Wesen derselben
ist, setzt sie in dialektische Bewegung, durch welche sich
ihre Vereinzelung und damit die Trennung des Begriffs
von der Sache aufhebt und als ihre Wahrheit die Totali-
tät
, hervorgeht, welche der objective Begriff ist.

II. Der Begriff in seiner Objectivität ist die
an- und für-sichseyende Sache selbst. Durch
seine nothwendige Fortbestimmung macht der formelle
Begriff sich selbst zur Sache, und verliert dadurch das
Verhältniß der Subjectivität und Aeusserlichkeit gegen
sie. Oder umgekehrt ist die Objectivität der aus seiner
Innerlichkeit hervorgetretene und in das Da-
seyn übergegangene reelle Begriff. -- In dieser
Identität mit der Sache hat er somit eigenes und
freyes Daseyn. Aber es ist diß noch eine unmit-
telbare
, noch nicht negative Freyheit. Eins mit
der Sache ist er in sie versenkt; seine Unterschiede
sind objective Existenzen, in denen er selbst wieder das
Innre ist. Als die Seele des objectiven Daseyns
muß er sich die Form der Subjectivität geben,
die er als formeller Begriff unmittelbar hatte;
so tritt er in der Form des Freyen, die er in der
Objectivität noch nicht hatte, ihr gegenüber, und macht

darin

Eintheilung.
ſie eine aͤuſſerliche Form, in der der Begriff nicht
als an- und fuͤr-ſich ſeyendes, ſondern als nur geſetz-
tes
oder ein Subjectives gelten kann. — Die Geſtalt
des unmittelbaren Begriffes macht den Stand-
punkt aus, nach welchem der Begriff ein ſubjectives
Denken, eine der Sache aͤuſſerliche Reflexion iſt. Die-
ſe Stuffe macht daher die Subjectivitaͤt oder den
formellen Begriff aus. Die Aeuſſerlichkeit deſſel-
ben erſcheint in dem feſten Seyn ſeiner Beſtim-
mungen
, wodurch jede fuͤr ſich als ein iſolirtes, qua-
litatives auftritt, das nur in aͤuſſerer Beziehung auf
ſein Anderes iſt. Die Identitaͤt des Begriffes aber,
die eben das innre oder ſubjective Weſen derſelben
iſt, ſetzt ſie in dialektiſche Bewegung, durch welche ſich
ihre Vereinzelung und damit die Trennung des Begriffs
von der Sache aufhebt und als ihre Wahrheit die Totali-
taͤt
, hervorgeht, welche der objective Begriff iſt.

II. Der Begriff in ſeiner Objectivitaͤt iſt die
an- und fuͤr-ſichſeyende Sache ſelbſt. Durch
ſeine nothwendige Fortbeſtimmung macht der formelle
Begriff ſich ſelbſt zur Sache, und verliert dadurch das
Verhaͤltniß der Subjectivitaͤt und Aeuſſerlichkeit gegen
ſie. Oder umgekehrt iſt die Objectivitaͤt der aus ſeiner
Innerlichkeit hervorgetretene und in das Da-
ſeyn uͤbergegangene reelle Begriff. — In dieſer
Identitaͤt mit der Sache hat er ſomit eigenes und
freyes Daſeyn. Aber es iſt diß noch eine unmit-
telbare
, noch nicht negative Freyheit. Eins mit
der Sache iſt er in ſie verſenkt; ſeine Unterſchiede
ſind objective Exiſtenzen, in denen er ſelbſt wieder das
Innre iſt. Als die Seele des objectiven Daſeyns
muß er ſich die Form der Subjectivitaͤt geben,
die er als formeller Begriff unmittelbar hatte;
ſo tritt er in der Form des Freyen, die er in der
Objectivitaͤt noch nicht hatte, ihr gegenuͤber, und macht

darin
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Eintheilung</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ie eine <hi rendition="#g">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche</hi> Form, in der der Begriff nicht<lb/>
als an- und fu&#x0364;r-&#x017F;ich &#x017F;eyendes, &#x017F;ondern als <hi rendition="#g">nur ge&#x017F;etz-<lb/>
tes</hi> oder ein <hi rendition="#g">Subjectives</hi> gelten kann. &#x2014; Die Ge&#x017F;talt<lb/>
des <hi rendition="#g">unmittelbaren</hi> Begriffes macht den Stand-<lb/>
punkt aus, nach welchem der Begriff ein &#x017F;ubjectives<lb/>
Denken, eine der <hi rendition="#g">Sache</hi> a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Reflexion i&#x017F;t. Die-<lb/>
&#x017F;e Stuffe macht daher die <hi rendition="#g">Subjectivita&#x0364;t</hi> oder den<lb/><hi rendition="#g">formellen Begriff</hi> aus. Die Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben er&#x017F;cheint in dem <hi rendition="#g">fe&#x017F;ten Seyn</hi> &#x017F;einer <hi rendition="#g">Be&#x017F;tim-<lb/>
mungen</hi>, wodurch jede fu&#x0364;r &#x017F;ich als ein i&#x017F;olirtes, qua-<lb/>
litatives auftritt, das nur in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erer Beziehung auf<lb/>
&#x017F;ein Anderes i&#x017F;t. Die <hi rendition="#g">Identita&#x0364;t</hi> des Begriffes aber,<lb/>
die eben das <hi rendition="#g">innre</hi> oder <hi rendition="#g">&#x017F;ubjective</hi> We&#x017F;en der&#x017F;elben<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;etzt &#x017F;ie in dialekti&#x017F;che Bewegung, durch welche &#x017F;ich<lb/>
ihre Vereinzelung und damit die Trennung des Begriffs<lb/>
von der Sache aufhebt und als ihre Wahrheit die <hi rendition="#g">Totali-<lb/>
ta&#x0364;t</hi>, hervorgeht, welche <hi rendition="#g">der objective Begriff</hi> i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Der Begriff in &#x017F;einer <hi rendition="#g">Objectivita&#x0364;t</hi> i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#g">an- und fu&#x0364;r-&#x017F;ich&#x017F;eyende Sache &#x017F;elb&#x017F;t</hi>. Durch<lb/>
&#x017F;eine nothwendige Fortbe&#x017F;timmung macht der <hi rendition="#g">formelle</hi><lb/>
Begriff &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zur Sache, und verliert dadurch das<lb/>
Verha&#x0364;ltniß der Subjectivita&#x0364;t und Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit gegen<lb/>
&#x017F;ie. Oder umgekehrt i&#x017F;t die Objectivita&#x0364;t der aus &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#g">Innerlichkeit hervorgetretene</hi> und in das Da-<lb/>
&#x017F;eyn u&#x0364;bergegangene <hi rendition="#g">reelle Begriff</hi>. &#x2014; In die&#x017F;er<lb/>
Identita&#x0364;t mit der Sache hat er &#x017F;omit <hi rendition="#g">eigenes</hi> und<lb/><hi rendition="#g">freyes</hi> Da&#x017F;eyn. Aber es i&#x017F;t diß noch eine <hi rendition="#g">unmit-<lb/>
telbare</hi>, noch nicht <hi rendition="#g">negative</hi> Freyheit. Eins mit<lb/>
der Sache i&#x017F;t er in &#x017F;ie <hi rendition="#g">ver&#x017F;enkt</hi>; &#x017F;eine Unter&#x017F;chiede<lb/>
&#x017F;ind objective Exi&#x017F;tenzen, in denen er &#x017F;elb&#x017F;t wieder das<lb/><hi rendition="#g">Innre</hi> i&#x017F;t. Als die Seele des objectiven Da&#x017F;eyns<lb/>
muß er <hi rendition="#g">&#x017F;ich</hi> die Form der <hi rendition="#g">Subjectivita&#x0364;t geben</hi>,<lb/>
die er als <hi rendition="#g">formeller</hi> Begriff <hi rendition="#g">unmittelbar</hi> hatte;<lb/>
&#x017F;o tritt er <hi rendition="#g">in der Form</hi> des Freyen, die er in der<lb/>
Objectivita&#x0364;t noch nicht hatte, ihr gegenu&#x0364;ber, und macht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">darin</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0050] Eintheilung. ſie eine aͤuſſerliche Form, in der der Begriff nicht als an- und fuͤr-ſich ſeyendes, ſondern als nur geſetz- tes oder ein Subjectives gelten kann. — Die Geſtalt des unmittelbaren Begriffes macht den Stand- punkt aus, nach welchem der Begriff ein ſubjectives Denken, eine der Sache aͤuſſerliche Reflexion iſt. Die- ſe Stuffe macht daher die Subjectivitaͤt oder den formellen Begriff aus. Die Aeuſſerlichkeit deſſel- ben erſcheint in dem feſten Seyn ſeiner Beſtim- mungen, wodurch jede fuͤr ſich als ein iſolirtes, qua- litatives auftritt, das nur in aͤuſſerer Beziehung auf ſein Anderes iſt. Die Identitaͤt des Begriffes aber, die eben das innre oder ſubjective Weſen derſelben iſt, ſetzt ſie in dialektiſche Bewegung, durch welche ſich ihre Vereinzelung und damit die Trennung des Begriffs von der Sache aufhebt und als ihre Wahrheit die Totali- taͤt, hervorgeht, welche der objective Begriff iſt. II. Der Begriff in ſeiner Objectivitaͤt iſt die an- und fuͤr-ſichſeyende Sache ſelbſt. Durch ſeine nothwendige Fortbeſtimmung macht der formelle Begriff ſich ſelbſt zur Sache, und verliert dadurch das Verhaͤltniß der Subjectivitaͤt und Aeuſſerlichkeit gegen ſie. Oder umgekehrt iſt die Objectivitaͤt der aus ſeiner Innerlichkeit hervorgetretene und in das Da- ſeyn uͤbergegangene reelle Begriff. — In dieſer Identitaͤt mit der Sache hat er ſomit eigenes und freyes Daſeyn. Aber es iſt diß noch eine unmit- telbare, noch nicht negative Freyheit. Eins mit der Sache iſt er in ſie verſenkt; ſeine Unterſchiede ſind objective Exiſtenzen, in denen er ſelbſt wieder das Innre iſt. Als die Seele des objectiven Daſeyns muß er ſich die Form der Subjectivitaͤt geben, die er als formeller Begriff unmittelbar hatte; ſo tritt er in der Form des Freyen, die er in der Objectivitaͤt noch nicht hatte, ihr gegenuͤber, und macht darin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/50
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/50>, abgerufen am 22.11.2024.