standes seyn, die wegen irgend eines äusserlichen In- teresses aus den andern herausgewählt wird, und von gleicher Art und Natur, wie die übrigen, ist.
Ein hauptsächlicher Mißverstand, welcher hiebey obwaltet, ist, als ob das natürliche Princip, oder der Anfang, von dem in der natürlichen Entwicklung oder in der Geschichte des sich bildenden Indivi- duums ausgegangen wird, das Wahre und im Be- griffe Erste sey. Anschauung oder Seyn sind wohl der Natur nach das Erste oder die Bedingung für den Begriff, aber sie sind darum nicht das an und für sich Unbedingte, im Begriffe hebt sich vielmehr ihre Realität und damit zugleich der Schein auf, den sie als das be- dingende Reelle hatten. Wenn es nicht um die Wahr- heit, sondern nur um die Historie zu thun ist, wie es im Vorstellen und dem erscheinenden Denken zugehe, so kann man allerdings bey der Erzählung stehen blei- ben, daß wir mit Gefühlen und Anschauungen anfangen, und der Verstand aus dem Mannichfaltigen derselben eine Allgemeinheit oder ein Abstractes herausziehe, und begreiflich jene Grundlage dazu nöthig habe, welche bey diesem Abstrahiren, noch in der ganzen Realität, mit welcher sie sich zuerst zeigte, dem Vorstellen stehen bleibe. Aber die Philosophie soll keine Erzählung dessen seyn, was geschieht, sondern eine Erkenntniß dessen, was wahr darin ist, und aus dem Wahren soll sie ferner das begreiffen, was in der Erzählung als ein blosses Geschehen erscheint.
Wenn in der oberflächlichen Vorstellung von dem, was der Begriff ist, alle Mannichfaltigkeit ausser dem Begriffe steht, und diesem nur die Form der abstrac- ten Allgemeinheit oder der leeren Reflexionsidentität zu- kommt, so kann schon zunächst daran erinnert werden, daß auch sonst für die Angabe eines Begriffs oder die
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im Allgemeinen.
ſtandes ſeyn, die wegen irgend eines aͤuſſerlichen In- tereſſes aus den andern herausgewaͤhlt wird, und von gleicher Art und Natur, wie die uͤbrigen, iſt.
Ein hauptſaͤchlicher Mißverſtand, welcher hiebey obwaltet, iſt, als ob das natuͤrliche Princip, oder der Anfang, von dem in der natuͤrlichen Entwicklung oder in der Geſchichte des ſich bildenden Indivi- duums ausgegangen wird, das Wahre und im Be- griffe Erſte ſey. Anſchauung oder Seyn ſind wohl der Natur nach das Erſte oder die Bedingung fuͤr den Begriff, aber ſie ſind darum nicht das an und fuͤr ſich Unbedingte, im Begriffe hebt ſich vielmehr ihre Realitaͤt und damit zugleich der Schein auf, den ſie als das be- dingende Reelle hatten. Wenn es nicht um die Wahr- heit, ſondern nur um die Hiſtorie zu thun iſt, wie es im Vorſtellen und dem erſcheinenden Denken zugehe, ſo kann man allerdings bey der Erzaͤhlung ſtehen blei- ben, daß wir mit Gefuͤhlen und Anſchauungen anfangen, und der Verſtand aus dem Mannichfaltigen derſelben eine Allgemeinheit oder ein Abſtractes herausziehe, und begreiflich jene Grundlage dazu noͤthig habe, welche bey dieſem Abſtrahiren, noch in der ganzen Realitaͤt, mit welcher ſie ſich zuerſt zeigte, dem Vorſtellen ſtehen bleibe. Aber die Philoſophie ſoll keine Erzaͤhlung deſſen ſeyn, was geſchieht, ſondern eine Erkenntniß deſſen, was wahr darin iſt, und aus dem Wahren ſoll ſie ferner das begreiffen, was in der Erzaͤhlung als ein bloſſes Geſchehen erſcheint.
Wenn in der oberflaͤchlichen Vorſtellung von dem, was der Begriff iſt, alle Mannichfaltigkeit auſſer dem Begriffe ſteht, und dieſem nur die Form der abſtrac- ten Allgemeinheit oder der leeren Reflexionsidentitaͤt zu- kommt, ſo kann ſchon zunaͤchſt daran erinnert werden, daß auch ſonſt fuͤr die Angabe eines Begriffs oder die
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im Allgemeinen.
ſtandes ſeyn, die wegen irgend eines aͤuſſerlichen In-
tereſſes aus den andern herausgewaͤhlt wird, und von
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Ein hauptſaͤchlicher Mißverſtand, welcher hiebey
obwaltet, iſt, als ob das natuͤrliche Princip, oder der
Anfang, von dem in der natuͤrlichen Entwicklung
oder in der Geſchichte des ſich bildenden Indivi-
duums ausgegangen wird, das Wahre und im Be-
griffe Erſte ſey. Anſchauung oder Seyn ſind wohl
der Natur nach das Erſte oder die Bedingung fuͤr den
Begriff, aber ſie ſind darum nicht das an und fuͤr ſich
Unbedingte, im Begriffe hebt ſich vielmehr ihre Realitaͤt
und damit zugleich der Schein auf, den ſie als das be-
dingende Reelle hatten. Wenn es nicht um die Wahr-
heit, ſondern nur um die Hiſtorie zu thun iſt, wie
es im Vorſtellen und dem erſcheinenden Denken zugehe,
ſo kann man allerdings bey der Erzaͤhlung ſtehen blei-
ben, daß wir mit Gefuͤhlen und Anſchauungen anfangen,
und der Verſtand aus dem Mannichfaltigen derſelben
eine Allgemeinheit oder ein Abſtractes herausziehe, und
begreiflich jene Grundlage dazu noͤthig habe, welche bey
dieſem Abſtrahiren, noch in der ganzen Realitaͤt, mit
welcher ſie ſich zuerſt zeigte, dem Vorſtellen ſtehen bleibe.
Aber die Philoſophie ſoll keine Erzaͤhlung deſſen ſeyn,
was geſchieht, ſondern eine Erkenntniß deſſen, was
wahr darin iſt, und aus dem Wahren ſoll ſie ferner
das begreiffen, was in der Erzaͤhlung als ein bloſſes
Geſchehen erſcheint.
Wenn in der oberflaͤchlichen Vorſtellung von dem,
was der Begriff iſt, alle Mannichfaltigkeit auſſer dem
Begriffe ſteht, und dieſem nur die Form der abſtrac-
ten Allgemeinheit oder der leeren Reflexionsidentitaͤt zu-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/37>, abgerufen am 24.11.2024.
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