für passend hält, übrigens nach der Wahrheit dieser Bestimmungen selbst, sie seyen beyde Bestimmungen der Objecte oder des Erkennens, nicht fragt.
So ungenügend daher die Kantische Erörterung des teleologischen Princips in Ansehung des wesentlichen Gesichtspunkts ist, so ist immer die Stellung bemerkens- werth, welche Kant demselben gibt. Indem er es einer reflectirenden Urtheilskraft zuschreibt, macht er es zu einem verbindenden Mittelgliede zwischen dem Allgemeinen der Vernunft und dem Einzel- nen der Anschauung; -- er unterscheidet ferner jene reflectirende Urtheilskraft von der bestim- menden, welche letztere das Besondere bloß unter das Allgemeine subsumire. Solches Allgemeine, welches nur subsumirend ist, ist ein abstractes, welches erst an einem andern, am Besondern, con- cret wird. Der Zweck dagegen ist das concrete Allgemeine, das in ihm selbst das Moment der Be- sonderheit und Aeusserlichkeit hat, daher thätig, und der Trieb ist, sich von sich selbst abzustossen. Der Begriff ist als Zweck allerdings ein objectives Urtheil, worin die eine Bestimmung das Subject, nemlich der concrete Begriff als durch sich selbst bestimmt, die andere aber nicht nur ein Prädicat, sondern die äusserliche Ob- jectivität ist. Aber die Zweckbeziehung ist darum nicht ein reflectirendes Urtheilen, das die äusserlichen Ob- jecte nur nach einer Einheit betrachtet, als ob ein Verstand sie zum Behuf unsers Erkenntnißver- mögens gegeben hätte, sondern sie ist das an und für sich seyende Wahre, das objectiv urtheilt, und die äusserliche Objectivität absolut bestimmt. Die Zweckbe- ziehung ist dadurch mehr als Urtheil, sie ist der Schluß des selbstständigen freyen Begriffs, der sich durch die Objectivität mit sich selbst zusammenschließt.
Der
II.Abſchnitt. Objectivitaͤt.
fuͤr paſſend haͤlt, uͤbrigens nach der Wahrheit dieſer Beſtimmungen ſelbſt, ſie ſeyen beyde Beſtimmungen der Objecte oder des Erkennens, nicht fragt.
So ungenuͤgend daher die Kantiſche Eroͤrterung des teleologiſchen Princips in Anſehung des weſentlichen Geſichtspunkts iſt, ſo iſt immer die Stellung bemerkens- werth, welche Kant demſelben gibt. Indem er es einer reflectirenden Urtheilskraft zuſchreibt, macht er es zu einem verbindenden Mittelgliede zwiſchen dem Allgemeinen der Vernunft und dem Einzel- nen der Anſchauung; — er unterſcheidet ferner jene reflectirende Urtheilskraft von der beſtim- menden, welche letztere das Beſondere bloß unter das Allgemeine ſubſumire. Solches Allgemeine, welches nur ſubſumirend iſt, iſt ein abſtractes, welches erſt an einem andern, am Beſondern, con- cret wird. Der Zweck dagegen iſt das concrete Allgemeine, das in ihm ſelbſt das Moment der Be- ſonderheit und Aeuſſerlichkeit hat, daher thaͤtig, und der Trieb iſt, ſich von ſich ſelbſt abzuſtoſſen. Der Begriff iſt als Zweck allerdings ein objectives Urtheil, worin die eine Beſtimmung das Subject, nemlich der concrete Begriff als durch ſich ſelbſt beſtimmt, die andere aber nicht nur ein Praͤdicat, ſondern die aͤuſſerliche Ob- jectivitaͤt iſt. Aber die Zweckbeziehung iſt darum nicht ein reflectirendes Urtheilen, das die aͤuſſerlichen Ob- jecte nur nach einer Einheit betrachtet, als ob ein Verſtand ſie zum Behuf unſers Erkenntnißver- moͤgens gegeben haͤtte, ſondern ſie iſt das an und fuͤr ſich ſeyende Wahre, das objectiv urtheilt, und die aͤuſſerliche Objectivitaͤt abſolut beſtimmt. Die Zweckbe- ziehung iſt dadurch mehr als Urtheil, ſie iſt der Schluß des ſelbſtſtaͤndigen freyen Begriffs, der ſich durch die Objectivitaͤt mit ſich ſelbſt zuſammenſchließt.
Der
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II. Abſchnitt. Objectivitaͤt.
fuͤr paſſend haͤlt, uͤbrigens nach der Wahrheit dieſer
Beſtimmungen ſelbſt, ſie ſeyen beyde Beſtimmungen der
Objecte oder des Erkennens, nicht fragt.
So ungenuͤgend daher die Kantiſche Eroͤrterung
des teleologiſchen Princips in Anſehung des weſentlichen
Geſichtspunkts iſt, ſo iſt immer die Stellung bemerkens-
werth, welche Kant demſelben gibt. Indem er es einer
reflectirenden Urtheilskraft zuſchreibt, macht er es
zu einem verbindenden Mittelgliede zwiſchen dem
Allgemeinen der Vernunft und dem Einzel-
nen der Anſchauung; — er unterſcheidet ferner
jene reflectirende Urtheilskraft von der beſtim-
menden, welche letztere das Beſondere bloß unter
das Allgemeine ſubſumire. Solches Allgemeine,
welches nur ſubſumirend iſt, iſt ein abſtractes,
welches erſt an einem andern, am Beſondern, con-
cret wird. Der Zweck dagegen iſt das concrete
Allgemeine, das in ihm ſelbſt das Moment der Be-
ſonderheit und Aeuſſerlichkeit hat, daher thaͤtig, und der
Trieb iſt, ſich von ſich ſelbſt abzuſtoſſen. Der Begriff
iſt als Zweck allerdings ein objectives Urtheil,
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jectivitaͤt iſt. Aber die Zweckbeziehung iſt darum nicht
ein reflectirendes Urtheilen, das die aͤuſſerlichen Ob-
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Verſtand ſie zum Behuf unſers Erkenntnißver-
moͤgens gegeben haͤtte, ſondern ſie iſt das an und fuͤr
ſich ſeyende Wahre, das objectiv urtheilt, und die
aͤuſſerliche Objectivitaͤt abſolut beſtimmt. Die Zweckbe-
ziehung iſt dadurch mehr als Urtheil, ſie iſt der
Schluß des ſelbſtſtaͤndigen freyen Begriffs, der ſich
durch die Objectivitaͤt mit ſich ſelbſt zuſammenſchließt.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/262>, abgerufen am 17.02.2025.
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