dern. Es unterscheidet sich daher nun an demselben sein Begriff, als die innere Totalität beyder Bestimmt- heiten, und die Bestimmtheit, welche die Natur des ein- zelnen Objects in seiner Aeusserlichkeit und Exi- stenz ausmacht. Indem es auf diese Weise an sich der ganze Begriff ist, so hat es an ihm selbst die Noth- wendigkeit und den Trieb, sein entgegengesetztes, einseitiges Bestehen aufzuheben, und sich zu dem realen Ganzen im Daseyn zu machen, welches es seinem Begriffe nach ist.
Ueber den Ausdruck: Chemismus, für das Ver- hältniß der Differenz der Objectivität, wie es sich erge- ben hat, kann übrigens bemerkt werden, daß er hier nicht so verstanden werden muß, als ob sich diß Ver- hältniß nur in derjenigen Form der elementarischen Natur darstellte, welche der eigentliche sogenannte Che- mismus heißt. Schon das meteorologische Verhältniß, muß als ein Proceß angesehen werden, dessen Parthien mehr die Natur von physicalischen als chemischen Ele- menten haben. Im Lebendigen steht das Geschlechts- Verhältniß unter diesem Schema; so wie es auch für die geistigen Verhältnisse der Liebe, Freundschaft u. s. f. die formale Grundlage ausmacht.
Näher betrachtet ist das chemische Object zunächst, als eine selbstständige Totalität überhaupt, ein in sich reflectirtes, das insofern von seinem Reflectirtseyn nach aussen, unterschieden ist, -- eine gleichgültige Ba- sis, das noch nicht als different bestimmte Indivi- duum; auch die Person ist eine solche sich erst nur auf sich beziehende Basis. Die immanente Bestimmtheit aber, welche seine Differenz ausmacht, ist erstlich so in sich reflectirt, daß diese Zurücknahme der Bezie- hung nach Aussen nur formale abstracte Allgemeinheit
ist;
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II.Kapitel. Der Chemismus.
dern. Es unterſcheidet ſich daher nun an demſelben ſein Begriff, als die innere Totalitaͤt beyder Beſtimmt- heiten, und die Beſtimmtheit, welche die Natur des ein- zelnen Objects in ſeiner Aeuſſerlichkeit und Exi- ſtenz ausmacht. Indem es auf dieſe Weiſe an ſich der ganze Begriff iſt, ſo hat es an ihm ſelbſt die Noth- wendigkeit und den Trieb, ſein entgegengeſetztes, einſeitiges Beſtehen aufzuheben, und ſich zu dem realen Ganzen im Daſeyn zu machen, welches es ſeinem Begriffe nach iſt.
Ueber den Ausdruck: Chemismus, fuͤr das Ver- haͤltniß der Differenz der Objectivitaͤt, wie es ſich erge- ben hat, kann uͤbrigens bemerkt werden, daß er hier nicht ſo verſtanden werden muß, als ob ſich diß Ver- haͤltniß nur in derjenigen Form der elementariſchen Natur darſtellte, welche der eigentliche ſogenannte Che- mismus heißt. Schon das meteorologiſche Verhaͤltniß, muß als ein Proceß angeſehen werden, deſſen Parthien mehr die Natur von phyſicaliſchen als chemiſchen Ele- menten haben. Im Lebendigen ſteht das Geſchlechts- Verhaͤltniß unter dieſem Schema; ſo wie es auch fuͤr die geiſtigen Verhaͤltniſſe der Liebe, Freundſchaft u. ſ. f. die formale Grundlage ausmacht.
Naͤher betrachtet iſt das chemiſche Object zunaͤchſt, als eine ſelbſtſtaͤndige Totalitaͤt uͤberhaupt, ein in ſich reflectirtes, das inſofern von ſeinem Reflectirtſeyn nach auſſen, unterſchieden iſt, — eine gleichguͤltige Ba- ſis, das noch nicht als different beſtimmte Indivi- duum; auch die Perſon iſt eine ſolche ſich erſt nur auf ſich beziehende Baſis. Die immanente Beſtimmtheit aber, welche ſeine Differenz ausmacht, iſt erſtlich ſo in ſich reflectirt, daß dieſe Zuruͤcknahme der Bezie- hung nach Auſſen nur formale abſtracte Allgemeinheit
iſt;
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II. Kapitel. Der Chemismus.
dern. Es unterſcheidet ſich daher nun an demſelben
ſein Begriff, als die innere Totalitaͤt beyder Beſtimmt-
heiten, und die Beſtimmtheit, welche die Natur des ein-
zelnen Objects in ſeiner Aeuſſerlichkeit und Exi-
ſtenz ausmacht. Indem es auf dieſe Weiſe an ſich
der ganze Begriff iſt, ſo hat es an ihm ſelbſt die Noth-
wendigkeit und den Trieb, ſein entgegengeſetztes,
einſeitiges Beſtehen aufzuheben, und ſich zu dem
realen Ganzen im Daſeyn zu machen, welches es
ſeinem Begriffe nach iſt.
Ueber den Ausdruck: Chemismus, fuͤr das Ver-
haͤltniß der Differenz der Objectivitaͤt, wie es ſich erge-
ben hat, kann uͤbrigens bemerkt werden, daß er hier
nicht ſo verſtanden werden muß, als ob ſich diß Ver-
haͤltniß nur in derjenigen Form der elementariſchen
Natur darſtellte, welche der eigentliche ſogenannte Che-
mismus heißt. Schon das meteorologiſche Verhaͤltniß,
muß als ein Proceß angeſehen werden, deſſen Parthien
mehr die Natur von phyſicaliſchen als chemiſchen Ele-
menten haben. Im Lebendigen ſteht das Geſchlechts-
Verhaͤltniß unter dieſem Schema; ſo wie es auch fuͤr
die geiſtigen Verhaͤltniſſe der Liebe, Freundſchaft u. ſ. f.
die formale Grundlage ausmacht.
Naͤher betrachtet iſt das chemiſche Object zunaͤchſt,
als eine ſelbſtſtaͤndige Totalitaͤt uͤberhaupt, ein in
ſich reflectirtes, das inſofern von ſeinem Reflectirtſeyn
nach auſſen, unterſchieden iſt, — eine gleichguͤltige Ba-
ſis, das noch nicht als different beſtimmte Indivi-
duum; auch die Perſon iſt eine ſolche ſich erſt nur auf
ſich beziehende Baſis. Die immanente Beſtimmtheit
aber, welche ſeine Differenz ausmacht, iſt erſtlich
ſo in ſich reflectirt, daß dieſe Zuruͤcknahme der Bezie-
hung nach Auſſen nur formale abſtracte Allgemeinheit
iſt;
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/245>, abgerufen am 04.07.2024.
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