etwa auch, weil der sonstige Inhalt des Urtheils: Cajus ist gelehrt, oder die Rose ist roth, dem Bewußtseyn vorschwebt, das mit der Vorstellung des Cajus u. s. f. beschäftigt, auf die Form nicht reflec- tirt, -- obgleich wenigstens solcher Inhalt, wie der lo- gische Cajus, der gewöhnlich zum Beyspiel herhal- ten muß, ein sehr wenig interessanter Inhalt ist, und vielmehr gerade so uninteressant gewählt wird, um nicht die Aufmerksamkeit von der Form ab, auf sich zu ziehen.
Nach der objectiven Bedeutung bezeichnet der Satz: daß das Einzelne allgemein ist, wie vorhin ge- legentlich erinnert, theils die Vergänglichkeit der einzel- nen Dinge, theils ihr positives Bestehen in dem Begriffe überhaupt. Der Begriff selbst ist unsterblich, aber das in seiner Theilung aus ihm heraustretende ist der Ver- änderung und dem Rückgange in seine allgemeine Natur unterworfen. Aber umgekehrt gibt sich das All- gemeine ein Daseyn. Wie das Wesen zum Schein in seinen Bestimmungen, der Grund in die Erschei- nung der Existenz, die Substanz in die Offenbarung in ihre Accidenzen herausgeht, so entschließt sich das Allgemeine zum Einzelnen; das Urtheil ist dieser sein Aufschluß, die Entwicklung der Negativität, die es an sich schon ist. -- Das letztere drückt der umgekehrte Satz aus: das Allgemeine ist einzeln, der eben- sowohl im positiven Urtheile ausgesprochen ist. Das Subject zunächst das unmittelbar Einzelne, ist im Urtheile selbst auf sein Anderes, nemlich das All- gemeine, bezogen; es ist somit als das Concrete ge- setzt; nach dem Seyn als ein Etwas von vielen Qualitäten; -- oder als das Concrete der Re- flexion, ein Ding von mannichfaltigen Eigen- schaften, ein Wirkliches von mannichfaltigen Möglichkeiten, eine Substanz von eben solchen
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II.Kapitel. Das Urtheil.
etwa auch, weil der ſonſtige Inhalt des Urtheils: Cajus iſt gelehrt, oder die Roſe iſt roth, dem Bewußtſeyn vorſchwebt, das mit der Vorſtellung des Cajus u. ſ. f. beſchaͤftigt, auf die Form nicht reflec- tirt, — obgleich wenigſtens ſolcher Inhalt, wie der lo- giſche Cajus, der gewoͤhnlich zum Beyſpiel herhal- ten muß, ein ſehr wenig intereſſanter Inhalt iſt, und vielmehr gerade ſo unintereſſant gewaͤhlt wird, um nicht die Aufmerkſamkeit von der Form ab, auf ſich zu ziehen.
Nach der objectiven Bedeutung bezeichnet der Satz: daß das Einzelne allgemein iſt, wie vorhin ge- legentlich erinnert, theils die Vergaͤnglichkeit der einzel- nen Dinge, theils ihr poſitives Beſtehen in dem Begriffe uͤberhaupt. Der Begriff ſelbſt iſt unſterblich, aber das in ſeiner Theilung aus ihm heraustretende iſt der Ver- aͤnderung und dem Ruͤckgange in ſeine allgemeine Natur unterworfen. Aber umgekehrt gibt ſich das All- gemeine ein Daſeyn. Wie das Weſen zum Schein in ſeinen Beſtimmungen, der Grund in die Erſchei- nung der Exiſtenz, die Subſtanz in die Offenbarung in ihre Accidenzen herausgeht, ſo entſchließt ſich das Allgemeine zum Einzelnen; das Urtheil iſt dieſer ſein Aufſchluß, die Entwicklung der Negativitaͤt, die es an ſich ſchon iſt. — Das letztere druͤckt der umgekehrte Satz aus: das Allgemeine iſt einzeln, der eben- ſowohl im poſitiven Urtheile ausgeſprochen iſt. Das Subject zunaͤchſt das unmittelbar Einzelne, iſt im Urtheile ſelbſt auf ſein Anderes, nemlich das All- gemeine, bezogen; es iſt ſomit als das Concrete ge- ſetzt; nach dem Seyn als ein Etwas von vielen Qualitaͤten; — oder als das Concrete der Re- flexion, ein Ding von mannichfaltigen Eigen- ſchaften, ein Wirkliches von mannichfaltigen Moͤglichkeiten, eine Subſtanz von eben ſolchen
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II. Kapitel. Das Urtheil.
etwa auch, weil der ſonſtige Inhalt des Urtheils:
Cajus iſt gelehrt, oder die Roſe iſt roth, dem
Bewußtſeyn vorſchwebt, das mit der Vorſtellung des
Cajus u. ſ. f. beſchaͤftigt, auf die Form nicht reflec-
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giſche Cajus, der gewoͤhnlich zum Beyſpiel herhal-
ten muß, ein ſehr wenig intereſſanter Inhalt iſt, und
vielmehr gerade ſo unintereſſant gewaͤhlt wird, um nicht
die Aufmerkſamkeit von der Form ab, auf ſich zu ziehen.
Nach der objectiven Bedeutung bezeichnet der Satz:
daß das Einzelne allgemein iſt, wie vorhin ge-
legentlich erinnert, theils die Vergaͤnglichkeit der einzel-
nen Dinge, theils ihr poſitives Beſtehen in dem Begriffe
uͤberhaupt. Der Begriff ſelbſt iſt unſterblich, aber das
in ſeiner Theilung aus ihm heraustretende iſt der Ver-
aͤnderung und dem Ruͤckgange in ſeine allgemeine
Natur unterworfen. Aber umgekehrt gibt ſich das All-
gemeine ein Daſeyn. Wie das Weſen zum Schein
in ſeinen Beſtimmungen, der Grund in die Erſchei-
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in ihre Accidenzen herausgeht, ſo entſchließt ſich das
Allgemeine zum Einzelnen; das Urtheil iſt dieſer ſein
Aufſchluß, die Entwicklung der Negativitaͤt, die
es an ſich ſchon iſt. — Das letztere druͤckt der umgekehrte
Satz aus: das Allgemeine iſt einzeln, der eben-
ſowohl im poſitiven Urtheile ausgeſprochen iſt. Das
Subject zunaͤchſt das unmittelbar Einzelne, iſt
im Urtheile ſelbſt auf ſein Anderes, nemlich das All-
gemeine, bezogen; es iſt ſomit als das Concrete ge-
ſetzt; nach dem Seyn als ein Etwas von vielen
Qualitaͤten; — oder als das Concrete der Re-
flexion, ein Ding von mannichfaltigen Eigen-
ſchaften, ein Wirkliches von mannichfaltigen
Moͤglichkeiten, eine Subſtanz von eben ſolchen
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/103>, abgerufen am 25.07.2024.
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