die entgegengesetzten Bestimmungen, im Etwas eben so sehr gesetzt als in diesem Setzen aufgehobene sind, so ist das Dritte, das hier die Gestalt eines todten Etwas hat, tiefer genommen, die Einheit der Reflexion, in welche, als in den Grund die Entgegensetzung zurückgeht.
Anmerkung 3.
Wenn nun die ersten Reflexionsbestimmungen, die Identität, die Verschiedenheit und die Entgegensetzung, in einem Satze aufgestellt worden, so sollte noch vielmehr diejenige, in welche sie als in ihre Wahrheit übergehen, nemlich der Widerspruch, in einen Satz gefaßt und gesagt werden: Alle Dinge sind an sich selbst widersprechend, und zwar in dem Sinne, daß die- ser Satz gegen die übrigen vielmehr die Wahrheit und das Wesen der Dinge ausdrücke. -- Der Widerspruch, der an der Entgegensetzung hervortritt, ist nur das ent- wickelte Nichts, das in der Identität enthalten ist, und in dem Ausdrucke vorkam, daß der Satz der Identität Nichts sage. Diese Negation bestimmt sich weiter zur Verschiedenheit und zur Entgegensetzung, welche nun der gesetzte Widerspruch ist.
Es ist aber eines der Grundvorurtheile der bisheri- gen Logik und des gewöhnlichen Vorstellens, als ob der Widerspruch nicht eine so wesenhafte und immanente Be- stimmung sey, als die Identität; ja wenn von Rangord- nung die Rede, und beyde Bestimmungen als getrennte festzuhalten wären, so wäre der Widerspruch für das Tiefere und Wesenhaftere zu nehmen. Denn die Iden- tität ihm gegenüber ist nur die Bestimmung des einfachen Unmittelbaren, des todten Seyns; er aber ist die Wur- zel aller Bewegung und Lebendigkeit; nur insofern etwas
in
Das Weſen.
die entgegengeſetzten Beſtimmungen, im Etwas eben ſo ſehr geſetzt als in dieſem Setzen aufgehobene ſind, ſo iſt das Dritte, das hier die Geſtalt eines todten Etwas hat, tiefer genommen, die Einheit der Reflexion, in welche, als in den Grund die Entgegenſetzung zuruͤckgeht.
Anmerkung 3.
Wenn nun die erſten Reflexionsbeſtimmungen, die Identitaͤt, die Verſchiedenheit und die Entgegenſetzung, in einem Satze aufgeſtellt worden, ſo ſollte noch vielmehr diejenige, in welche ſie als in ihre Wahrheit uͤbergehen, nemlich der Widerſpruch, in einen Satz gefaßt und geſagt werden: Alle Dinge ſind an ſich ſelbſt widerſprechend, und zwar in dem Sinne, daß die- ſer Satz gegen die uͤbrigen vielmehr die Wahrheit und das Weſen der Dinge ausdruͤcke. — Der Widerſpruch, der an der Entgegenſetzung hervortritt, iſt nur das ent- wickelte Nichts, das in der Identitaͤt enthalten iſt, und in dem Ausdrucke vorkam, daß der Satz der Identitaͤt Nichts ſage. Dieſe Negation beſtimmt ſich weiter zur Verſchiedenheit und zur Entgegenſetzung, welche nun der geſetzte Widerſpruch iſt.
Es iſt aber eines der Grundvorurtheile der bisheri- gen Logik und des gewoͤhnlichen Vorſtellens, als ob der Widerſpruch nicht eine ſo weſenhafte und immanente Be- ſtimmung ſey, als die Identitaͤt; ja wenn von Rangord- nung die Rede, und beyde Beſtimmungen als getrennte feſtzuhalten waͤren, ſo waͤre der Widerſpruch fuͤr das Tiefere und Weſenhaftere zu nehmen. Denn die Iden- titaͤt ihm gegenuͤber iſt nur die Beſtimmung des einfachen Unmittelbaren, des todten Seyns; er aber iſt die Wur- zel aller Bewegung und Lebendigkeit; nur inſofern etwas
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Das Weſen.
die entgegengeſetzten Beſtimmungen, im Etwas eben ſo
ſehr geſetzt als in dieſem Setzen aufgehobene ſind, ſo iſt
das Dritte, das hier die Geſtalt eines todten Etwas hat,
tiefer genommen, die Einheit der Reflexion, in welche,
als in den Grund die Entgegenſetzung zuruͤckgeht.
Anmerkung 3.
Wenn nun die erſten Reflexionsbeſtimmungen, die
Identitaͤt, die Verſchiedenheit und die Entgegenſetzung,
in einem Satze aufgeſtellt worden, ſo ſollte noch vielmehr
diejenige, in welche ſie als in ihre Wahrheit uͤbergehen,
nemlich der Widerſpruch, in einen Satz gefaßt und
geſagt werden: Alle Dinge ſind an ſich ſelbſt
widerſprechend, und zwar in dem Sinne, daß die-
ſer Satz gegen die uͤbrigen vielmehr die Wahrheit und
das Weſen der Dinge ausdruͤcke. — Der Widerſpruch,
der an der Entgegenſetzung hervortritt, iſt nur das ent-
wickelte Nichts, das in der Identitaͤt enthalten iſt, und
in dem Ausdrucke vorkam, daß der Satz der Identitaͤt
Nichts ſage. Dieſe Negation beſtimmt ſich weiter zur
Verſchiedenheit und zur Entgegenſetzung, welche nun der
geſetzte Widerſpruch iſt.
Es iſt aber eines der Grundvorurtheile der bisheri-
gen Logik und des gewoͤhnlichen Vorſtellens, als ob der
Widerſpruch nicht eine ſo weſenhafte und immanente Be-
ſtimmung ſey, als die Identitaͤt; ja wenn von Rangord-
nung die Rede, und beyde Beſtimmungen als getrennte
feſtzuhalten waͤren, ſo waͤre der Widerſpruch fuͤr das
Tiefere und Weſenhaftere zu nehmen. Denn die Iden-
titaͤt ihm gegenuͤber iſt nur die Beſtimmung des einfachen
Unmittelbaren, des todten Seyns; er aber iſt die Wur-
zel aller Bewegung und Lebendigkeit; nur inſofern etwas
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/89>, abgerufen am 16.02.2025.
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