Durch diese ihre Trennung von einander aber heben sie sich nur auf. Gerade, was den Widerspruch und die Auflösung von ihnen abhalten soll, daß nemlich Et- was einem Andern in einer Rücksicht gleich, in einer andern aber ungleich sey; -- diß Aus- einanderhalten der Gleichheit und Ungleichheit ist ihre Zer- störung. Denn beyde sind Bestimmungen des Unterschie- des; sie sind Beziehungen aufeinander, das eine, zu seyn, was das andere nicht ist; gleich ist nicht ungleich, und ungleich ist nicht gleich; und beyde haben wesentlich diese Beziehung, und ausser ihr keine Bedeutung; als Be- stimmungen des Unterschiedes ist jedes das was es ist, als unterschieden von seinem andern. Durch ihre Gleichgültigkeit aber gegen einander, ist die Gleichheit nur bezogen auf sich, die Ungleichheit ist eben so eine ei- gene Rücksicht und Reflexion für sich; jede ist somit sich selbst gleich; der Unterschied ist verschwunden, da sie keine Bestimmtheit gegen einander haben; oder jede ist hiemit nur Gleichheit.
Diese gleichgültige Rücksicht, oder der äusserliche Unterschied hebt somit sich selbst auf, und ist die Negati- vität seiner an sich selbst. Er ist diejenige Negativität, welche in dem Vergleichen dem Vergleichenden zukommt. Das Vergleichende geht von der Gleichheit zur Ungleich- heit, und von dieser zu jener zurück; läßt also das eine im andern verschwinden, und ist in der That die ne- gative Einheit beyder. Sie ist zunächst jenseits des Verglichenen so wie jenseits der Momente der Ver- gleichung, als ein subjectives, ausserhalb ihnen fallendes Thun. Aber diese negative Einheit ist in der That die Natur der Gleichheit und Ungleichheit selbst, wie sich er- geben hat. Eben die selbstständige Rücksicht, die eine jede ist, ist vielmehr die ihre Unterschiedenheit und damit sie selbst aufhebende Beziehung auf sich.
Nach
D
Das Weſen.
Durch dieſe ihre Trennung von einander aber heben ſie ſich nur auf. Gerade, was den Widerſpruch und die Aufloͤſung von ihnen abhalten ſoll, daß nemlich Et- was einem Andern in einer Ruͤckſicht gleich, in einer andern aber ungleich ſey; — diß Aus- einanderhalten der Gleichheit und Ungleichheit iſt ihre Zer- ſtoͤrung. Denn beyde ſind Beſtimmungen des Unterſchie- des; ſie ſind Beziehungen aufeinander, das eine, zu ſeyn, was das andere nicht iſt; gleich iſt nicht ungleich, und ungleich iſt nicht gleich; und beyde haben weſentlich dieſe Beziehung, und auſſer ihr keine Bedeutung; als Be- ſtimmungen des Unterſchiedes iſt jedes das was es iſt, als unterſchieden von ſeinem andern. Durch ihre Gleichguͤltigkeit aber gegen einander, iſt die Gleichheit nur bezogen auf ſich, die Ungleichheit iſt eben ſo eine ei- gene Ruͤckſicht und Reflexion fuͤr ſich; jede iſt ſomit ſich ſelbſt gleich; der Unterſchied iſt verſchwunden, da ſie keine Beſtimmtheit gegen einander haben; oder jede iſt hiemit nur Gleichheit.
Dieſe gleichguͤltige Ruͤckſicht, oder der aͤuſſerliche Unterſchied hebt ſomit ſich ſelbſt auf, und iſt die Negati- vitaͤt ſeiner an ſich ſelbſt. Er iſt diejenige Negativitaͤt, welche in dem Vergleichen dem Vergleichenden zukommt. Das Vergleichende geht von der Gleichheit zur Ungleich- heit, und von dieſer zu jener zuruͤck; laͤßt alſo das eine im andern verſchwinden, und iſt in der That die ne- gative Einheit beyder. Sie iſt zunaͤchſt jenſeits des Verglichenen ſo wie jenſeits der Momente der Ver- gleichung, als ein ſubjectives, auſſerhalb ihnen fallendes Thun. Aber dieſe negative Einheit iſt in der That die Natur der Gleichheit und Ungleichheit ſelbſt, wie ſich er- geben hat. Eben die ſelbſtſtaͤndige Ruͤckſicht, die eine jede iſt, iſt vielmehr die ihre Unterſchiedenheit und damit ſie ſelbſt aufhebende Beziehung auf ſich.
Nach
D
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><pbfacs="#f0061"n="49"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Das Weſen</hi>.</fw><lb/><p>Durch dieſe ihre Trennung von einander aber heben<lb/>ſie ſich nur auf. Gerade, was den Widerſpruch und<lb/>
die Aufloͤſung von ihnen abhalten ſoll, daß nemlich Et-<lb/>
was einem Andern in <hirendition="#g">einer Ruͤckſicht gleich, in<lb/>
einer andern aber ungleich</hi>ſey; — diß Aus-<lb/>
einanderhalten der Gleichheit und Ungleichheit iſt ihre Zer-<lb/>ſtoͤrung. Denn beyde ſind Beſtimmungen des Unterſchie-<lb/>
des; ſie ſind Beziehungen aufeinander, das eine, zu ſeyn,<lb/>
was das andere nicht iſt; gleich iſt nicht ungleich, und<lb/>
ungleich iſt nicht gleich; und beyde haben weſentlich dieſe<lb/>
Beziehung, und auſſer ihr keine Bedeutung; als Be-<lb/>ſtimmungen des Unterſchiedes iſt jedes das was es iſt,<lb/>
als <hirendition="#g">unterſchieden</hi> von ſeinem andern. Durch ihre<lb/>
Gleichguͤltigkeit aber gegen einander, iſt die Gleichheit<lb/>
nur bezogen auf ſich, die Ungleichheit iſt eben ſo eine ei-<lb/>
gene Ruͤckſicht und Reflexion fuͤr ſich; jede iſt ſomit ſich<lb/>ſelbſt gleich; der Unterſchied iſt verſchwunden, da ſie keine<lb/>
Beſtimmtheit gegen einander haben; oder jede iſt hiemit<lb/>
nur Gleichheit.</p><lb/><p>Dieſe gleichguͤltige Ruͤckſicht, oder der aͤuſſerliche<lb/>
Unterſchied hebt ſomit ſich ſelbſt auf, und iſt die Negati-<lb/>
vitaͤt ſeiner an ſich ſelbſt. Er iſt diejenige Negativitaͤt,<lb/>
welche in dem Vergleichen dem Vergleichenden zukommt.<lb/>
Das Vergleichende geht von der Gleichheit zur Ungleich-<lb/>
heit, und von dieſer zu jener zuruͤck; laͤßt alſo das eine<lb/>
im andern verſchwinden, und iſt in der That <hirendition="#g">die ne-<lb/>
gative Einheit beyder</hi>. Sie iſt zunaͤchſt jenſeits<lb/>
des Verglichenen ſo wie jenſeits der Momente der Ver-<lb/>
gleichung, als ein ſubjectives, auſſerhalb ihnen fallendes<lb/>
Thun. Aber dieſe negative Einheit iſt in der That die<lb/>
Natur der Gleichheit und Ungleichheit ſelbſt, wie ſich er-<lb/>
geben hat. Eben die ſelbſtſtaͤndige Ruͤckſicht, die eine<lb/>
jede iſt, iſt vielmehr die ihre Unterſchiedenheit und damit<lb/>ſie ſelbſt aufhebende Beziehung auf ſich.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D</fw><fwplace="bottom"type="catch">Nach</fw><lb/></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[49/0061]
Das Weſen.
Durch dieſe ihre Trennung von einander aber heben
ſie ſich nur auf. Gerade, was den Widerſpruch und
die Aufloͤſung von ihnen abhalten ſoll, daß nemlich Et-
was einem Andern in einer Ruͤckſicht gleich, in
einer andern aber ungleich ſey; — diß Aus-
einanderhalten der Gleichheit und Ungleichheit iſt ihre Zer-
ſtoͤrung. Denn beyde ſind Beſtimmungen des Unterſchie-
des; ſie ſind Beziehungen aufeinander, das eine, zu ſeyn,
was das andere nicht iſt; gleich iſt nicht ungleich, und
ungleich iſt nicht gleich; und beyde haben weſentlich dieſe
Beziehung, und auſſer ihr keine Bedeutung; als Be-
ſtimmungen des Unterſchiedes iſt jedes das was es iſt,
als unterſchieden von ſeinem andern. Durch ihre
Gleichguͤltigkeit aber gegen einander, iſt die Gleichheit
nur bezogen auf ſich, die Ungleichheit iſt eben ſo eine ei-
gene Ruͤckſicht und Reflexion fuͤr ſich; jede iſt ſomit ſich
ſelbſt gleich; der Unterſchied iſt verſchwunden, da ſie keine
Beſtimmtheit gegen einander haben; oder jede iſt hiemit
nur Gleichheit.
Dieſe gleichguͤltige Ruͤckſicht, oder der aͤuſſerliche
Unterſchied hebt ſomit ſich ſelbſt auf, und iſt die Negati-
vitaͤt ſeiner an ſich ſelbſt. Er iſt diejenige Negativitaͤt,
welche in dem Vergleichen dem Vergleichenden zukommt.
Das Vergleichende geht von der Gleichheit zur Ungleich-
heit, und von dieſer zu jener zuruͤck; laͤßt alſo das eine
im andern verſchwinden, und iſt in der That die ne-
gative Einheit beyder. Sie iſt zunaͤchſt jenſeits
des Verglichenen ſo wie jenſeits der Momente der Ver-
gleichung, als ein ſubjectives, auſſerhalb ihnen fallendes
Thun. Aber dieſe negative Einheit iſt in der That die
Natur der Gleichheit und Ungleichheit ſelbſt, wie ſich er-
geben hat. Eben die ſelbſtſtaͤndige Ruͤckſicht, die eine
jede iſt, iſt vielmehr die ihre Unterſchiedenheit und damit
ſie ſelbſt aufhebende Beziehung auf ſich.
Nach
D
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/61>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.