Womit muß der Anfang der Wissenschaft gemacht werden?
Aus der Phänomenologie des Geistes, oder der Wissenschaft des Bewußtseyns, als des erscheinenden Geistes wird vorausgesetzt, daß sich als dessen letzte, ab- solute Wahrheit das reine Wissen ergibt. Die Lo- gik ist die reine Wissenschaft, das reine Wissen in seinem Umfange und seiner Ausbreitung. Das reine Wissen ist die zur Wahrheit gewordene Gewißheit, oder die Gewißheit, die dem Gegenstande nicht mehr gegen- über ist, sondern ihn innerlich gemacht hat, ihn als sich selbst weiß, und die auf der andern Seite eben so, das Wissen von sich, als einem, das dem Gegenständlichen gegenüber und nur dessen Vernichtung sey, aufgegeben, sich entäussert hat, und Einheit mit seiner Entäusserung ist.
Das reine Wissen in diese Einheit zusammengegan- gen, hat alle Beziehung auf ein Anderes und die Ver- mittlung aufgehoben, und ist einfache Unmittel- barkeit.
Die
Erſtes Buch. Das Seyn.
Womit muß der Anfang der Wiſſenſchaft gemacht werden?
Aus der Phaͤnomenologie des Geiſtes, oder der Wiſſenſchaft des Bewußtſeyns, als des erſcheinenden Geiſtes wird vorausgeſetzt, daß ſich als deſſen letzte, ab- ſolute Wahrheit das reine Wiſſen ergibt. Die Lo- gik iſt die reine Wiſſenſchaft, das reine Wiſſen in ſeinem Umfange und ſeiner Ausbreitung. Das reine Wiſſen iſt die zur Wahrheit gewordene Gewißheit, oder die Gewißheit, die dem Gegenſtande nicht mehr gegen- uͤber iſt, ſondern ihn innerlich gemacht hat, ihn als ſich ſelbſt weiß, und die auf der andern Seite eben ſo, das Wiſſen von ſich, als einem, das dem Gegenſtaͤndlichen gegenuͤber und nur deſſen Vernichtung ſey, aufgegeben, ſich entaͤuſſert hat, und Einheit mit ſeiner Entaͤuſſerung iſt.
Das reine Wiſſen in dieſe Einheit zuſammengegan- gen, hat alle Beziehung auf ein Anderes und die Ver- mittlung aufgehoben, und iſt einfache Unmittel- barkeit.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0054"n="6"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erſtes Buch.<lb/>
Das Seyn</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Womit muß der Anfang der Wiſſenſchaft gemacht<lb/>
werden?</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>us der Phaͤnomenologie des Geiſtes, oder der<lb/>
Wiſſenſchaft des Bewußtſeyns, als des erſcheinenden<lb/>
Geiſtes wird vorausgeſetzt, daß ſich als deſſen letzte, ab-<lb/>ſolute Wahrheit das <hirendition="#g">reine Wiſſen</hi> ergibt. Die <hirendition="#g">Lo-<lb/>
gik</hi> iſt die <hirendition="#g">reine Wiſſenſchaft</hi>, das reine Wiſſen in<lb/>ſeinem Umfange und ſeiner Ausbreitung. Das reine<lb/>
Wiſſen iſt die zur Wahrheit gewordene Gewißheit, oder<lb/>
die Gewißheit, die dem Gegenſtande nicht mehr gegen-<lb/>
uͤber iſt, ſondern ihn innerlich gemacht hat, ihn als ſich<lb/>ſelbſt weiß, und die auf der andern Seite eben ſo, das<lb/>
Wiſſen von ſich, als einem, das dem Gegenſtaͤndlichen<lb/>
gegenuͤber und nur deſſen Vernichtung ſey, aufgegeben,<lb/>ſich entaͤuſſert hat, und Einheit mit ſeiner Entaͤuſſerung<lb/>
iſt.</p><lb/><p>Das reine Wiſſen in dieſe Einheit zuſammengegan-<lb/>
gen, hat alle Beziehung auf ein Anderes und die Ver-<lb/>
mittlung aufgehoben, und <hirendition="#g">iſt einfache Unmittel-<lb/>
barkeit</hi>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[6/0054]
Erſtes Buch.
Das Seyn.
Womit muß der Anfang der Wiſſenſchaft gemacht
werden?
Aus der Phaͤnomenologie des Geiſtes, oder der
Wiſſenſchaft des Bewußtſeyns, als des erſcheinenden
Geiſtes wird vorausgeſetzt, daß ſich als deſſen letzte, ab-
ſolute Wahrheit das reine Wiſſen ergibt. Die Lo-
gik iſt die reine Wiſſenſchaft, das reine Wiſſen in
ſeinem Umfange und ſeiner Ausbreitung. Das reine
Wiſſen iſt die zur Wahrheit gewordene Gewißheit, oder
die Gewißheit, die dem Gegenſtande nicht mehr gegen-
uͤber iſt, ſondern ihn innerlich gemacht hat, ihn als ſich
ſelbſt weiß, und die auf der andern Seite eben ſo, das
Wiſſen von ſich, als einem, das dem Gegenſtaͤndlichen
gegenuͤber und nur deſſen Vernichtung ſey, aufgegeben,
ſich entaͤuſſert hat, und Einheit mit ſeiner Entaͤuſſerung
iſt.
Das reine Wiſſen in dieſe Einheit zuſammengegan-
gen, hat alle Beziehung auf ein Anderes und die Ver-
mittlung aufgehoben, und iſt einfache Unmittel-
barkeit.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/54>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.