Seyn, gleichgültige Unmittelbarkeit, als vermittelt mit sich durch seine Negation, durch seine Gleichgültigkeit ge- gen sich selbst; oder es ist die Vermittlung als reine Gleich- heit mit sich, als einfache Unmittelbarkeit, -- das Seyn das nur diß ist, in seiner Negation mit sich zusammenge- gangen und hiemit reines Seyn zu seyn.
Das Seyn als diß schlechthin erinnerte Seyn ist das Wesen. Die Wahrheit des Seyns ist so, unmit- telbares zu seyn als absolut aufgehobene Unmittelbar- keit. Es ist nur als negative Beziehung auf sich; so stößt es sich ab von sich, diß Abstossen ist sein Nichtseyn, so ist es die erste Unmittelbarkeit, qualitatives Seyn. Aber diß Nichtseyn ist Gleichgültigkeit gegen sich, das Aufheben seiner, so ist es zunächst quan- titatives Seyn; -- diß ist schon an sich die Rückkehr in sich; insofern nemlich jenes erste, als Nichtseyn bestimmt ist; aber es ist nur erst quantitatives Seyn, in- sofern jenes erste, unmittelbares Seyn ist. Das quantitative Seyn macht sich zum Maaß und als die- ses zur fürsichseyenden Indifferenz; diese ist eben diß, das unmittelbare Seyn als ein Nichtseyn, und das Ansichseyn als Bestimmtheit, zu bestimmen. Das Seyn, indem es ist, das nicht zu seyn, was es ist, und das zu seyn, was es nicht ist; -- als diese einfache Negativität seiner selbst, ist das Wesen.
Erſtes Buch. III.Abſchnitt.
Seyn, gleichguͤltige Unmittelbarkeit, als vermittelt mit ſich durch ſeine Negation, durch ſeine Gleichguͤltigkeit ge- gen ſich ſelbſt; oder es iſt die Vermittlung als reine Gleich- heit mit ſich, als einfache Unmittelbarkeit, — das Seyn das nur diß iſt, in ſeiner Negation mit ſich zuſammenge- gangen und hiemit reines Seyn zu ſeyn.
Das Seyn als diß ſchlechthin erinnerte Seyn iſt das Weſen. Die Wahrheit des Seyns iſt ſo, unmit- telbares zu ſeyn als abſolut aufgehobene Unmittelbar- keit. Es iſt nur als negative Beziehung auf ſich; ſo ſtoͤßt es ſich ab von ſich, diß Abſtoſſen iſt ſein Nichtſeyn, ſo iſt es die erſte Unmittelbarkeit, qualitatives Seyn. Aber diß Nichtſeyn iſt Gleichguͤltigkeit gegen ſich, das Aufheben ſeiner, ſo iſt es zunaͤchſt quan- titatives Seyn; — diß iſt ſchon an ſich die Ruͤckkehr in ſich; inſofern nemlich jenes erſte, als Nichtſeyn beſtimmt iſt; aber es iſt nur erſt quantitatives Seyn, in- ſofern jenes erſte, unmittelbares Seyn iſt. Das quantitative Seyn macht ſich zum Maaß und als die- ſes zur fuͤrſichſeyenden Indifferenz; dieſe iſt eben diß, das unmittelbare Seyn als ein Nichtſeyn, und das Anſichſeyn als Beſtimmtheit, zu beſtimmen. Das Seyn, indem es iſt, das nicht zu ſeyn, was es iſt, und das zu ſeyn, was es nicht iſt; — als dieſe einfache Negativitaͤt ſeiner ſelbſt, iſt das Weſen.
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Erſtes Buch. III. Abſchnitt.
Seyn, gleichguͤltige Unmittelbarkeit, als vermittelt mit
ſich durch ſeine Negation, durch ſeine Gleichguͤltigkeit ge-
gen ſich ſelbſt; oder es iſt die Vermittlung als reine Gleich-
heit mit ſich, als einfache Unmittelbarkeit, — das Seyn
das nur diß iſt, in ſeiner Negation mit ſich zuſammenge-
gangen und hiemit reines Seyn zu ſeyn.
Das Seyn als diß ſchlechthin erinnerte Seyn iſt
das Weſen. Die Wahrheit des Seyns iſt ſo, unmit-
telbares zu ſeyn als abſolut aufgehobene Unmittelbar-
keit. Es iſt nur als negative Beziehung auf ſich; ſo
ſtoͤßt es ſich ab von ſich, diß Abſtoſſen iſt ſein Nichtſeyn,
ſo iſt es die erſte Unmittelbarkeit, qualitatives
Seyn. Aber diß Nichtſeyn iſt Gleichguͤltigkeit gegen
ſich, das Aufheben ſeiner, ſo iſt es zunaͤchſt quan-
titatives Seyn; — diß iſt ſchon an ſich die Ruͤckkehr
in ſich; inſofern nemlich jenes erſte, als Nichtſeyn
beſtimmt iſt; aber es iſt nur erſt quantitatives Seyn, in-
ſofern jenes erſte, unmittelbares Seyn iſt. Das
quantitative Seyn macht ſich zum Maaß und als die-
ſes zur fuͤrſichſeyenden Indifferenz; dieſe iſt eben diß,
das unmittelbare Seyn als ein Nichtſeyn, und das
Anſichſeyn als Beſtimmtheit, zu beſtimmen. Das
Seyn, indem es iſt, das nicht zu ſeyn, was es iſt,
und das zu ſeyn, was es nicht iſt; — als dieſe
einfache Negativitaͤt ſeiner ſelbſt, iſt das
Weſen.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/382>, abgerufen am 25.07.2024.
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