Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Quantität.
an ihm, denn es hat sie nicht mehr als ein Jenseits
ausser ihm.

Dieser Begriff wird sich zeigen, dem mathemati-
schen Unendlichen zu Grunde liegen, und er wird deutli-
cher werden, indem wir die verschiedenen Stuffen des
Ausdrucks des Quantums als eines Verhältniß-
Moments
betrachten, von der untersten an, wo es
zugleich Quantum als solches ist, bis zu der höhern, wo
es die Bedeutung und den Ausdruck eigentlicher unend-
licher Größe hat.

Nehmen wir zuerst das Quantum in dem Verhält-
nisse, wie es eine gebrochene Zahl ist. Der Bruch
z. B. ist nicht ein Quantum, wie 1, 2, 3 u. s. f.,
er ist zwar eine gewöhnliche endliche Zahl, jedoch nicht
eine unmittelbare, wie die ganzen Zahlen, sondern als
Bruch ist er mittelbar bestimmt durch zwey Zahlen, die
Anzahl und Einheit gegeneinander sind, so daß die Ein-
heit selbst eine bestimmte Anzahl ist. Aber von dieser
nähern qualitativen Bestimmung derselben gegeneinander,
abstrahirt, und sie bloß nach dem, was ihnen als Quan-
tum hier widerfährt, betrachtet, so sind 2 und 7 sonst
gleichgültige Quanta, hier treten sie aber nur als Mo-
mente
eines andern auf. Aus diesem Grunde soll nun
sogleich 2 und 7 hier nicht als 2 und 7, sondern als ihre
Bestimmung gegeneinander gelten. Statt ihrer kann da-
her eben so gut 4 und 14, oder 6 und 21 u. s. f. ge-
setzt werden. Hiemit fangen sie an, einen qualitativen
Charakter zu haben. Gälten sie als bloße Quanta, so
ist 2 und 7, schlechthin nur 2 und 7; 4 und 14, 6
und 21 u. s. f. sind schlechthin etwas anderes und kön-
nen nicht an die Stelle jener Zahlen gesetzt werden. In-
sofern 2 und 7 nicht nach dieser Bestimmtheit gelten, so
ist ihre gleichgültige Grenze aufgehoben, sie haben somit,

ob
Q

Quantitaͤt.
an ihm, denn es hat ſie nicht mehr als ein Jenſeits
auſſer ihm.

Dieſer Begriff wird ſich zeigen, dem mathemati-
ſchen Unendlichen zu Grunde liegen, und er wird deutli-
cher werden, indem wir die verſchiedenen Stuffen des
Ausdrucks des Quantums als eines Verhaͤltniß-
Moments
betrachten, von der unterſten an, wo es
zugleich Quantum als ſolches iſt, bis zu der hoͤhern, wo
es die Bedeutung und den Ausdruck eigentlicher unend-
licher Groͤße hat.

Nehmen wir zuerſt das Quantum in dem Verhaͤlt-
niſſe, wie es eine gebrochene Zahl iſt. Der Bruch
z. B. iſt nicht ein Quantum, wie 1, 2, 3 u. ſ. f.,
er iſt zwar eine gewoͤhnliche endliche Zahl, jedoch nicht
eine unmittelbare, wie die ganzen Zahlen, ſondern als
Bruch iſt er mittelbar beſtimmt durch zwey Zahlen, die
Anzahl und Einheit gegeneinander ſind, ſo daß die Ein-
heit ſelbſt eine beſtimmte Anzahl iſt. Aber von dieſer
naͤhern qualitativen Beſtimmung derſelben gegeneinander,
abſtrahirt, und ſie bloß nach dem, was ihnen als Quan-
tum hier widerfaͤhrt, betrachtet, ſo ſind 2 und 7 ſonſt
gleichguͤltige Quanta, hier treten ſie aber nur als Mo-
mente
eines andern auf. Aus dieſem Grunde ſoll nun
ſogleich 2 und 7 hier nicht als 2 und 7, ſondern als ihre
Beſtimmung gegeneinander gelten. Statt ihrer kann da-
her eben ſo gut 4 und 14, oder 6 und 21 u. ſ. f. ge-
ſetzt werden. Hiemit fangen ſie an, einen qualitativen
Charakter zu haben. Gaͤlten ſie als bloße Quanta, ſo
iſt 2 und 7, ſchlechthin nur 2 und 7; 4 und 14, 6
und 21 u. ſ. f. ſind ſchlechthin etwas anderes und koͤn-
nen nicht an die Stelle jener Zahlen geſetzt werden. In-
ſofern 2 und 7 nicht nach dieſer Beſtimmtheit gelten, ſo
iſt ihre gleichguͤltige Grenze aufgehoben, ſie haben ſomit,

ob
Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0261" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Quantita&#x0364;t</hi>.</fw><lb/>
an ihm, denn es hat &#x017F;ie nicht mehr als ein Jen&#x017F;eits<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er ihm.</p><lb/>
                    <p>Die&#x017F;er Begriff wird &#x017F;ich zeigen, dem mathemati-<lb/>
&#x017F;chen Unendlichen zu Grunde liegen, und er wird deutli-<lb/>
cher werden, indem wir die ver&#x017F;chiedenen Stuffen des<lb/>
Ausdrucks des Quantums <hi rendition="#g">als eines Verha&#x0364;ltniß-<lb/>
Moments</hi> betrachten, von der unter&#x017F;ten an, wo es<lb/>
zugleich Quantum als &#x017F;olches i&#x017F;t, bis zu der ho&#x0364;hern, wo<lb/>
es die Bedeutung und den Ausdruck eigentlicher unend-<lb/>
licher Gro&#x0364;ße hat.</p><lb/>
                    <p>Nehmen wir zuer&#x017F;t das Quantum in dem Verha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e, wie es eine <hi rendition="#g">gebrochene Zahl</hi> i&#x017F;t. Der Bruch<lb/><formula notation="TeX">\frac{2}{7}</formula> z. B. i&#x017F;t nicht ein Quantum, wie 1, 2, 3 u. &#x017F;. f.,<lb/>
er i&#x017F;t zwar eine gewo&#x0364;hnliche endliche Zahl, jedoch nicht<lb/>
eine unmittelbare, wie die ganzen Zahlen, &#x017F;ondern als<lb/>
Bruch i&#x017F;t er mittelbar be&#x017F;timmt durch zwey Zahlen, die<lb/>
Anzahl und Einheit gegeneinander &#x017F;ind, &#x017F;o daß die Ein-<lb/>
heit &#x017F;elb&#x017F;t eine be&#x017F;timmte Anzahl i&#x017F;t. Aber von die&#x017F;er<lb/>
na&#x0364;hern qualitativen Be&#x017F;timmung der&#x017F;elben gegeneinander,<lb/>
ab&#x017F;trahirt, und &#x017F;ie bloß nach dem, was ihnen als Quan-<lb/>
tum hier widerfa&#x0364;hrt, betrachtet, &#x017F;o &#x017F;ind 2 und 7 &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
gleichgu&#x0364;ltige Quanta, hier treten &#x017F;ie aber nur als <hi rendition="#g">Mo-<lb/>
mente</hi> eines andern auf. Aus die&#x017F;em Grunde &#x017F;oll nun<lb/>
&#x017F;ogleich 2 und 7 hier nicht als 2 und 7, &#x017F;ondern als ihre<lb/>
Be&#x017F;timmung gegeneinander gelten. Statt ihrer kann da-<lb/>
her eben &#x017F;o gut 4 und 14, oder 6 und 21 u. &#x017F;. f. ge-<lb/>
&#x017F;etzt werden. Hiemit fangen &#x017F;ie an, einen qualitativen<lb/>
Charakter zu haben. Ga&#x0364;lten &#x017F;ie als bloße Quanta, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t 2 und 7, &#x017F;chlechthin nur 2 und 7; 4 und 14, 6<lb/>
und 21 u. &#x017F;. f. &#x017F;ind &#x017F;chlechthin etwas anderes und ko&#x0364;n-<lb/>
nen nicht an die Stelle jener Zahlen ge&#x017F;etzt werden. In-<lb/>
&#x017F;ofern 2 und 7 nicht nach die&#x017F;er Be&#x017F;timmtheit gelten, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t ihre gleichgu&#x0364;ltige Grenze aufgehoben, &#x017F;ie haben &#x017F;omit,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q</fw><fw place="bottom" type="catch">ob</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0261] Quantitaͤt. an ihm, denn es hat ſie nicht mehr als ein Jenſeits auſſer ihm. Dieſer Begriff wird ſich zeigen, dem mathemati- ſchen Unendlichen zu Grunde liegen, und er wird deutli- cher werden, indem wir die verſchiedenen Stuffen des Ausdrucks des Quantums als eines Verhaͤltniß- Moments betrachten, von der unterſten an, wo es zugleich Quantum als ſolches iſt, bis zu der hoͤhern, wo es die Bedeutung und den Ausdruck eigentlicher unend- licher Groͤße hat. Nehmen wir zuerſt das Quantum in dem Verhaͤlt- niſſe, wie es eine gebrochene Zahl iſt. Der Bruch [FORMEL] z. B. iſt nicht ein Quantum, wie 1, 2, 3 u. ſ. f., er iſt zwar eine gewoͤhnliche endliche Zahl, jedoch nicht eine unmittelbare, wie die ganzen Zahlen, ſondern als Bruch iſt er mittelbar beſtimmt durch zwey Zahlen, die Anzahl und Einheit gegeneinander ſind, ſo daß die Ein- heit ſelbſt eine beſtimmte Anzahl iſt. Aber von dieſer naͤhern qualitativen Beſtimmung derſelben gegeneinander, abſtrahirt, und ſie bloß nach dem, was ihnen als Quan- tum hier widerfaͤhrt, betrachtet, ſo ſind 2 und 7 ſonſt gleichguͤltige Quanta, hier treten ſie aber nur als Mo- mente eines andern auf. Aus dieſem Grunde ſoll nun ſogleich 2 und 7 hier nicht als 2 und 7, ſondern als ihre Beſtimmung gegeneinander gelten. Statt ihrer kann da- her eben ſo gut 4 und 14, oder 6 und 21 u. ſ. f. ge- ſetzt werden. Hiemit fangen ſie an, einen qualitativen Charakter zu haben. Gaͤlten ſie als bloße Quanta, ſo iſt 2 und 7, ſchlechthin nur 2 und 7; 4 und 14, 6 und 21 u. ſ. f. ſind ſchlechthin etwas anderes und koͤn- nen nicht an die Stelle jener Zahlen geſetzt werden. In- ſofern 2 und 7 nicht nach dieſer Beſtimmtheit gelten, ſo iſt ihre gleichguͤltige Grenze aufgehoben, ſie haben ſomit, ob Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/261
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/261>, abgerufen am 17.05.2024.